Einmal mehr führt bei den erstmals schon am Sonntag beginnenden Australian Open in Melbourne kein Weg an Novak Djokovic vorbei.
Der 36-jährige Serbe hat gute Chancen, seine Rekordserie sowohl "Down Under" als auch insgesamt bei Tennis-Grand-Slam-Turnieren weiter auszubauen. Allein in Australien könnte er seinen elften Titel holen und gesamt könnte er mit dem 25. Major-Titel auch Margaret Court (AUS) hinter sich lassen.
Der "Djoker" dominiert weiterhin
Nachdem aus dem Melbourne-Comeback von Rafael Nadal nichts geworden ist, wird erstmals seit 1999 weder der inzwischen zurückgetretene Roger Federer noch Nadal im Hauptfeld aufscheinen.
Doch für die viel beschriebene große Ablöse scheint Djokovic immer noch zu stark. Abgesehen von der Fünfsatz-Niederlage in Wimbledon gegen Carlos Alcaraz hat er 2023 alle drei weiteren Major-Turniere gewonnen. Alcaraz, Jannik Sinner, Daniil Medvedev, vielleicht auch Andrey Rublev und Alexander Zverev sind wohl die schärfsten Widersacher.
Djokovic versuchte sich im Vorfeld bei einem Charity-Event in einem Rollstuhl, doch den braucht der im Mai 37 Jahre alt werdende Serbe glücklicherweise nicht. Im Gegenteil. Aufgrund seiner Stabilität und Beständigkeit einerseits und seinem nach wie vor enormen Willen und Ehrgeiz bleibt er jener Mann, auf den die Tennis-Welt schaut.
Starke Djokovic-Bilanz in Australien
Boris Becker, nun auch Supercoach von Holger Rune, erwartet hingegen, dass der "Djoker" nun immer mehr von den Jüngeren getestet wird.
"Ich glaube, dass Djokovic noch ein, zwei Grand Slams gewinnt, aber auch, dass Alcaraz und Co. ihm öfter einen Strich durch die Rechnung machen werden." Doch gerade in Australien, wo Djokovic eine sensationelle 89:8-Bilanz an Siegen bzw. Niederlagen hat, bleibt er Favorit auf seinen fünften Titel in sechs Jahren.
Ofner: "Werden vermutlich alle gegen mich sein"
Aus österreichischer Sicht tragen nur Sebastian Ofner und Dominic Thiem alle Hoffnungen. Ofner trifft erstmals auf den ebenfalls 27-jährigen Australier Thanasi Kokkinakis (LIVE-Ticker >>>).
Nach fünf dort gescheiterten Qualifikationen ist der Steirer erstmals im Hauptbewerb der Australian Open dabei. Vor einem Jahr noch Nummer 193 im ATP-Ranking, kommt er um Klassen verbessert als 37. zurück. Durchaus ein Grund für Optimismus trotz des nicht einfachen Gegners.
"Erste Runde in Melbourne gegen Kokkinakis, da hätte es definitiv einfacher Lose gegeben", war Ofners erster Kommentar. "Erstens spielt er richtig gut und unangenehm, zweitens werden in Australien halt alle Fans vermutlich gegen mich sein."
Der Schützling von Wolfgang Thiem erwartet ein Match auf einem größeren Court. "Nichtsdestotrotz, wenn ich gut spiele, glaube ich, ist alles drinnen. Er spielt ähnlich wie ich. Es wird sicher ein gutes Match."
Thiem erwartet "toughes Match"
Bei Thiem jährt sich sein toller Lauf bis ins Melbourne-Finale, das er dann nach 2:1-Satzführung gegen Djokovic noch in fünf Sätzen verlor, schon zum vierten Mal.
An einen derartigen Leistungsausbruch ist aktuell nicht zu denken. Für den 30-jährigen Niederösterreicher sind es seine zehnten Australian Open. Sein Gegner ist der Kanadier Felix Auger-Aliassime (LIVE-Ticker >>>), den er auf dem Weg zum US-Open-Titel 2020 ohne Satzverlust bezwungen hat.
"Es wird ein toughes Match. Er hat jetzt nicht so ein gutes Jahr gehabt, aber am Ende noch seine Saison gerettet. Ich werde alles geben und freue mich, wenn es anfängt", lautete Thiems erster kurzer Ausblick auf das Duell mit dem Weltranglisten-27.
Swiatek fehlt der Melbourne-Titel noch
Bei den Frauen gibt es nach dem Quali-Aus von Sinja Kraus und der verletzungsbedingt abwesenden Julia Grabher keinen rot-weiß-roten Aspekt. Zuletzt hatten sich die Weltranglisten-Erste Iga Swiatek, Melbourne-Titelverteidigerin Aryna Sabalenka und Jelena Rybakina als mögliche "big three" der Frauen herauskristallisiert.
Seit dem Rücktritt der früheren Nummer 1, Ashleigh Barty, 2022 haben die drei Ladies fünf der vergangenen sieben Grand-Slam-Turniere gewonnen und dieses Trio führt auch die Weltrangliste an. Allein drei davon gingen an die Polin, die zudem auch 2020 in Paris triumphiert hatte. Swiatek hat sich trotz zweier Verletzungen im Vorjahr bei der letzten Chance wieder zur Nummer eins gekürt. Ein Titel in Melbourne fehlt ihr aber noch.
"Vergangenes Jahr hatte ich das Gefühl, die ganze Welt schaut auf mich. Jetzt habe ich mich an diese Position gewöhnt", meinte sie. Ein Semifinale 2022 und schon ein Achtelfinal-Aus vor einem Jahr waren zuletzt Swiateks Melbourne-Ergebnisse.
Die Comebacks der Mamas
Allerdings darf man die Rechnung auch nicht ohne der noch nicht einmal 20-jährigen US-Amerikanerin Coco Gauff machen. Sie hat bei den US Open erstmals bei einem Major triumphiert und sich mit dem Titel in Auckland gut für Melbourne eingeschlagen. Mit Trainer Brad Gilbert im Boot hat sie in Sachen Aggressivität deutlich zugelegt.
Interessant bei den Frauen auch: Die Melbourne-Comebacks von den Mamas Naomi Osaka, Angelique Kerber und auch Caroline Wozniacki.
Sie alle werden aber wohl weniger große Rollen spielen, zumindest als Elena Svitolina, die seit der Geburt ihrer Tochter starke Tendenz nach oben aufweist. Sie ist für kurz nach Australien für das Upper Austria Ladies in Linz angesagt.
Üppiges Preisgeld
Das Preisgeld wurde übrigens um gewaltige 13 Prozent bzw. weitere zehn Millionen Australische Dollar auf insgesamt schon 86,5 Mio. Dollar (52,81 Mio. Euro) aufgestockt.
Der Sieger darf sich wie im Vorjahr über rund 1,93 Mio. Euro freuen. Am meisten wurde die Entlohnung für die Qualifikation und die frühen Runden des Hauptbewerbes aufgestockt. So bekommt man schon als Erstrundenverlierer in der Qualifikation umgerechnet rund 19.000 Euro, eine Erstrunden-Niederlage im Hauptbewerb ist sogar 73.000 Euro wert.