Das Finale der Damen bei den Australian Open heißt Petra Kvitova (CZE) gegen Naomi Osaka (JPN). Die tschechische Weltranglistensechste setzt sich im ersten Halbfinale mit 7:6 (7:2), 6:0 gegen die ungesetzte Amerikanerin Danielle Collins durch.
Die an Nummer vier gereihte Japanerin besiegt danach die zweite Tschechin Karolina Pliskova (8) mit 6:2, 4:6 und 6:4 und zieht in ihr zweites Grand-Slam-Finale in Serie ein.
Kvitova steht erstmals seit ihrem zweiten Wimbledonsieg 2014 wieder im Finale eines Grand-Slam-Turniers.
Beide Finalistinnen können mit dem Turniersieg an die Spitze der Weltrangliste vorstoßen, nachdem die derzeitige Nummer 1, die Rumänin Simona Halep, bereits im Achtelfinale des Down-Under-Majors ausgescheiden war.
Weil das Thermometer in Melbourne über die 38-Grad-Marke kletterte, wurde im ersten Halbfinale das Dach der Rod Laver Arena beim Stand von 4:4 geschlossen. Nach der fünfminütigen Pause änderte sich am Spiel zunächst nichts, nach dem gewonnenen Tiebreak war es aber Kvitova, die mit dem veränderten Bedingungen deutlich besser zurecht kam.
Die Nummer 39 der Welt aus den USA hatte zuvor mit den Deutschen Angelique Kerber und Julia Görges sowie der Französin Caroline Garcia drei Top-20-Spielerinnen ausgeschaltet. Gegen die überragend auftretende Kvitova, die am gesamten Turnier noch keinen Satz abgab und auch Belinda Bencic in der 3. Runde keine Chance ließ, fand sie aber kein Mittel.
Osaka schlägt 56 Winner
Noch vor einem Jahr war Osaka die Nummer 72 der Welt gewesen, nun kämpft sie am Samstag gegen die zweifache Wimbledonsiegerin Kvitova nicht nur um ihren schon zweiten Major-Titel, sondern auch um Platz eins im WTA-Ranking. Denn die Siegerin des Endspiels wird die Rumänin Simona Halep auf dem Tennis-Thron ablösen. Es wird überhaupt ein Duell der Premieren: beide haben noch nie gegeneinander gespielt, noch nie die Australian Open gewonnen und waren auch noch nie Nummer eins.
Osaka, die im Halbfinale nicht weniger als 56 Winner schlug, beendete den Lauf Pliskovas. Die Tschechin hatte am Vortag Superstar Serena Williams nach 1:5-Rückstand im dritten Satz und vier abgewehrten Matchbällen niedergerungen. Über das "Hallenmatch" war Osaka gar nicht so froh. Die Tochter eines Haitianers und einer Japanerin, die auch US-Staatsbürgerin ist, lebt in Florida und ist die Hitze gewöhnt. "Ja, ich mag die Hitze und war ein bisschen traurig darüber."
Pliskova hatte sich trotz Satzverlust zurückgekämpft und das Match offen gestaltet. Osaka: "Ich habe einen harten Kampf erwartet." Sie habe nun schon etwas Erfahrung bei solchen Matches, aber einmal mehr unterhielt sie das Publikum mit ihrer Ehrlichkeit. "Um ehrlich zu sein, ich hatte solche Angst vor meinen zweiten Aufschlägen. Irgendwie habe ich es geschafft", sagte Osaka lachend im Court-Interview.
Kvitova: "Es war eine lange Reise"
Während der neue Topstar des Damentennis sich anschickt, als erste Spielerin seit Serena Williams (2015) zwei Major-Titel en suite zu gewinnen, ist auch die Geschichte ihrer Finalgegnerin eine besondere. Kvitova, die erste Tschechin im Endspiel von Melbourne seit Jana Novotna (1991), war vor zwei Jahren vor dem Karriere-Aus gestanden. Sie hatte im Dezember 2016 bei sich zu Hause in Prag einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt, und dieser hatte sie mit einem Messer schwer an der linken Schlaghand verletzt.
Die Sympathien werden im Finale also nicht nur der jungen Osaka, sondern auch der 28-jährigen Kvitova gehören. "Es war eine lange Reise. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich im Finale stehe", erklärte Kvitova nach dem Sieg über Collins nach 94 Minuten. Sie selbst war froh über das geschlossene Dach. "Das hat mir ein bisschen geholfen, ich spiele gern in der Halle", gestand die Tschechin, deren Gegnerin Collins darüber gar nicht so happy war. Die aus dem College-Tennis kommende Collins hatte auf dem Weg ins Halbfinale u.a. die Nummer zwei, Angelique Kerber (GER), ausgeschaltet. Die 25-Jährige wird am Montag von Platz 35 auf 23 klettern.
Der steinige Weg zurück
Immer wieder wird Kvitova freilich auf ihr Trauma nach dem Einbruch angesprochen. "Es war nicht nur körperlich schwierig, aber auch mental. Ich habe wirklich lange gebraucht, um Leuten um mich herum wieder zu vertrauen, besonders Männern. Diese drei Monate waren wirklich sehr, sehr hart. Kvitova scheint bereit, ihr Comeback-Märchen zu krönen. Viele hatten ihr das nach der Attacke nicht zugetraut. "Ich glaube, es waren nur sehr wenige, die daran geglaubt haben. Ich bin sehr glücklich, dass diese paar bei mir sind", meinte sie mit Gedanken an ihre Betreuer.
Nach insgesamt elf Siegen en suite hat die Sydney-Siegerin die Chance auf ihren dritten Major-Titel nach zwei Mal Wimbledon (2011 und 2014). Sie wäre die erste tschechische Melbourne-Siegerin seit Hana Mandlikova 1987. Osaka hat nun bei Majors schon 13 Siege en suite.