Die Tennis-Karriere wurde dem Achtelfinalgegner von Dominic Thiem bei den Australian Open (Montag nicht vor 6 Uhr MEZ im LIVE-Ticker) wahrhaft in die Wiege gelegt bzw. auf den Taufschein geschrieben.
Wobei der Vorname von Tennys Sandgren gar nichts mit der Sportart zu tun hat. Der US-Amerikaner wurde vielmehr nach seinem schwedischen Urgroßvater benannt.
Dass der 26-Jährige, der aufgrund einer Hüftverletzung vor vier Jahren erst Ende letzter Saison den Sprung in die Top 100 schaffte, in Melbourne erstmals in seiner Karriere in der zweiten Woche eines Grand-Slam-Turniers steht, hat er hingegen seiner südafrikanischen Mutter Lia zu verdanken.
Home-Schooling dem Tennis zuliebe
Diese wurde selbst erst nach ihrem 30. Geburtstag vom Tennis-Virus infiziert und brachte ihren Sohn im zarten Alter von fünf Jahren erstmals auf den Court mit. Dem talentierten Sprössling gefiel das Training in Folge so gut, dass sich die Familie später dazu entschloss, auf die High School zu verzichten und die Schulausbildung des kleinen Tennys zuhause fortzusetzen, um mehr Zeit für die Tennis-Einheiten zu finden.
Eine Investition, die sich nun auszuzahlen scheint. 240.000 australische Dollar (circa 156.000 Euro) hat sich Sandgren mit seinem Achtelfinal-Einzug bereits erspielen können.
Mama Lia ist in Melbourne übrigens nicht mit dabei, um den bislang mit Abstand größten Erfolg ihres Sohnes vor Ort mitzuverfolgen. "Sie ist Realistin", erzählt Sandgren im Gespräch mit "tennis.com".
"Wenn ich zu einem Grand-Slam-Turnier fahre, denkt sie sich immer, dass sich das für die paar Tage nicht auszahlt. Wenn sie geglaubt hätte, dass ich ins Achtelfinale komme, wäre sie sicher mitgeflogen."
Womit sich die Frage nach der persönlichen Überraschung von seinem Erfolgslauf eigentlich nicht mehr stellen würde. "Natürlich bin ich von mir überrascht. Definitiv!" lacht der Zweitrunden-Bezwinger von Stan Wawrinka.
Begeisterter Computer-Spieler
Eine ärgerliche Begleiterscheinung hat der verlängerte Aufenthalt in Down Under allerdings auch für Sandgren: Der begeisterte Zocker hat sein Gaming-Notebook aufgrund von logistischen Problemen diesmal zuhause gelassen.
Denn neben dem Tennis-Sport sind die Computer-Spiele "League of Legends" und "Hearthstone" die ganz große Leidenschaft des sympathischen 1,88-Meter-Riesen aus Tennessee.
"Wenn ich kein Tennis-Profi geworden wäre, wäre ich heute wahrscheinlich ein gescheiterter Pro-Gamer", scherzt Sandgren, der auf der ATP-Seite als Lieblings-Mannschaft kein Chelsea oder Real Madrid, sondern die "Unicorns of Love" angegeben hat - ein deutsches E-Sport-Team, das in der obersten europäischen Liga vertreten ist.
"Natürlich ist das nur ein Traum. Denn als Backup-Plan hätte das mit der Gaming-Karriere nicht funktioniert. Ich bin dafür einfach nicht gut genug. Aber es hätte mir schon sehr viel Spaß gemacht, eine derartige Karriere anzustreben. Für mich würde sich das wie ein Dauer-Urlaub anfühlen."
Nicht nur der Sieg zählt
Wobei die Liebe zum Tennis-Sport nicht viel kleiner ist.
"Sonst hätte ich nach meinen Hüftproblemen schon aufgehört. Ich will in meinem Leben etwas machen, was ich mit aller Leidenschaft ausüben kann. Und das ist Tennis nun mal. Scheinbar habe ich damals die richtige Entscheidung getroffen", so Sandgren, der seinen persönlichen Erfolg nicht nur in nackten Zahlen messen lassen will.
"Ich will in erster Linie einfach nur besser Tennis spielen und dabei andere Leute positiv beeinflussen. Ich mag es nicht, wenn die Menschen immer so negativ sind. Wenn die Leute mir zuschauen und dabei Spaß haben oder ich mit ihnen gut interagiere, ist das wie ein Sieg für mich."