Eines stand schon vor dem schlussendlich von Novak Djokovic gegen Roger Federer klar gewonnenem ersten Halbfinal-Spiel bei den Australian Open fest: Am Sonntag kommt es im Endspiel des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres zum großen Generationen-Duell.
Doch wer bekommt die Chance, den siebenfachen Melbourne-Sieger Djokovic aus dessen Wohnzimmer in Down Under zu vertreiben? Dominic Thiem oder Alexander Zverev?
Obwohl der Niederösterreicher vier Jahre älter ist, stürmten die beiden in den vergangenen Jahren beinahe zeitgleich im ATP-Ranking nach oben und lieferten sich in dieser Zeit viele heiße Duelle.
So unterschiedliche Charaktere die beiden sind, so unterschliedlich verlief auch ihr sportlicher Weg in die Weltspitze. Wir haben die bisherigen Achievements von Thiem und Zverev gegenübergestellt:
Dominic Thiem | Alex Zverev | ||
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Alter | 26 | 22 | |
Geburtsort | Wiener Neustadt | Hamburg | |
Wohnort | Lichtenwörth | Monte Carlo | |
Größe | 185 cm | 198 cm | |
Gewicht | 79 kg | 90 kg | |
Schlaghand | Rechtshänder | Rechtshänder | |
Rückhand | Einhändig | Beidhändig | |
Profi seit | 2011 | 2013 | |
Siege/Niederlagen | 276/150 | 223/117 | |
ATP-Titel | 16 | 11 | |
Preisgeld | 22.406.618 Dollar | 20.263.413 Dollar |
Head-to-Head - 6:2 für Thiem
Die direkten Duelle sprechen eine eindeutige Sprache: In acht Duellen mit Zverev verließ Dominic Thiem sechs Mal als Sieger den Platz. Auch auf Hartplatz hat er mit 2:1 die Nase vorne. Die beiden einzigen Siege holte Zverev bei Bedingungen, die dem Deutschen Vorteile verschafften. Sowohl in Madrid (2018) als auch auf dem schnellen Hardcourt von Peking (2016) kam der starke Aufschlag des 1,98 Meter großen Hamburgers besonders gut zur Geltung und Thiem dadurch unter Druck. Bei den letztjährigen ATP Finals in der O2 Arena in London bewies Thiem im Halbfinale mit einem sicheren Zwei-Satz-Sieg aber auch, dass er Zverev auf allen Belägen Paroli bieten kann.
ATP-Titel - 16:11 für Thiem
Bis zum vergangenen Jahr lagen die beiden Spieler in der ATP-Titel-Statistik meistens in etwa gleichauf. 2019 stürmte aber Thiem davon: Mit fünf Turniersiegen war der Niederösterreicher sogar der erfolgreichste Akteur des gesamten Tennis-Jahres. Darunter fanden sich sogar ein 1000er (Indian Wells) sowie drei 500er (Wien, Peking, Barcelona) Titel. Zverev war nur beim 250er Sandplatz-Turnier in Genf erfolgreich.
Finals- und 1000er-Titel - 4:1 für Zverev
Bei den großen Titeln hat allerdings trotzdem der Deutsche weiterhin relativ klar die Nase vorne. Neben seinen beiden 1000er Titeln in Rom und Kanada im Jahr 2017 triumphierte er zudem 2018 in Madrid im Endspiel über Thiem sowie bei den ATP Finals in London. Dort musste sich der Österreicher ein Jahr später im Endspiel dem Griechen Stefanos Tsitsipas geschlagen geben. Zudem stand Zverev noch drei weitere Male in einem 1000er-Finale (Miami und Rom 2018, Shanghai 2019). Thiem kann hier nur die beiden Madrid-Finali 2017 und 2018 vorweisen.
Grand-Slam-Halbfinale - 5:1 für Thiem
Auf der ganz großen Tennis-Bühne dreht sich das Bild jedoch erneut: Auf Grand-Slam-Ebene lieferte Dominic Thiem im Vergleich zu Zverev deutlich stärker ab. In Melbourne steht der Niederösterreicher zum bereits fünften Mal in seiner Karriere in einem Grand-Slam-Halbfinale, erstmals abseits der French Open, wo er in den letzten vier Jahren immer zumindest unter den letzten Vier stand. 2018 und 2019 scheiterte er in Roland Garros jeweils erst im Endspiel an Sandplatz-König Rafael Nadal. Zverev scheiterte hingegen bei den Majors am Erwartungsdruck: Vor den diesjährigen Australian Open schaffte er es nur in Paris ins Viertelfinale (2018 und 2019). Oft war sogar schon vor dem Achtelfinale Endstation. In Down Under scheint sich dieser Knoten nun gelöst zu haben.
Wochen in den Top 10 - 190:134 für Thiem
Am 6. Juni 2016 schaffte es Dominic Thiem dank seines erstmaligen Halbfinal-Einzugs bei den French Open erstmals in die Top 10 der Welt. Seitdem ist der junge Lichtenwörther ein fester Bestandteil dieser elitären Gesellschaft. Ähnlich konstant agierte allerdings auch der vier Jahre jüngere Zverev, der schon im Mai 2017 mit gerade einmal 20 Jahren den Sprung in die Top 10 schaffte. Aus diesen verabschiedete sich Zverev war kurz danach wieder, Ende Juli kam er aber erneut, und diesmal, um zu bleiben. Trotz der schon erwähnten, meist schwachen Vorstellungen bei den Grand-Slam-Turnieren war der Deutsche in Folge nie gefährdet, aus den Top 10 rauszufliegen.
Career High im ATP-Ranking - 3:4 für Zverev
Obwohl Thiem schon deutlich länger Bestandteil der Top 10 ist, schaffte es Zverev um einen Platz weiter nach oben: Sowohl 2017 und 2018 als auch 2019 kletterte der Deutsche immer wieder für einige Wochen auf den dritten Weltranglistenplatz nach oben. Zu Hilfe kamen Zverev dabei natürlich immer seine großen Titelgewinne, dank der er mit einem Schlag immer große Punktezuwächse verzeichnen konnte. Thiem agierte über die Jahre zwar immer deutlich konstanter, dafür fehlten in seiner Leistungsbilanz die ganz großen Ausschläge nach oben. Bemerkenswert: Seit fast einem Jahr ist Thiem nicht mehr aus den Top 5 rausgeflogen. Mit einem Titelgewinn in Melbourne würde der Lichtenwörther erstmals in seiner Karriere auf den dritten Platz vorrücken.