Für eine Geschichte der besonderen Art sorgt in diesen Tagen bei den Australian Open in Melbourne die 23-jährige Eva Lys.
Die Deutsche rückte als Lucky Loserin ins Hauptfeld nach und steht nun erstmals in ihrer Karriere im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers.
"Es ist definitiv eine verrückte Geschichte, auch für mich, wie es passiert ist, wie schnell es passiert ist. Diese Tage haben mein Leben total verändert“, sagte Lys am Samstag nach ihrem beeindruckenden 4:6, 6:3, 6:3-Sieg gegen die Rumänin Jaqueline Cristian (26) in der "Bidl".
Von der Außenseiterin zur Top-100-Spielerin
Lys kam als Nummer 128 der Weltrangliste nach Australien und wird das Turnier als Top-100-Spielerin verlassen - nach aktuellen Berechnung in etwa auf Platz 91.
"Je näher ich den Top 100 kam, je näher ich diesen großen Turnieren kam, desto mehr hatte ich Probleme. Je mehr ich nachdenke, desto schlechter spiele ich. Das habe ich gut in den Griff bekommen“, so Lys über ihren mentalen Fortschritt.
Ihr geplanter Heimflug musste bereits zweimal verschoben werden, da sie nun schon bald wieder auf dem Platz stehen wird - in der Nacht auf Montag trifft sie auf die Weltranglisten-Zweite Iga Swiatek.
Angst hat sie jedoch nicht: "Man hat immer eine Chance, wenn man rausgeht. Ich werde es genießen. Ich glaube, ich bin für Iga in der vierten Runde auch keine einfache Spielerin. Ich habe super viel Selbstvertrauen.“
Trotz Krankheit zum Erfolg
Ein entscheidender Faktor in ihrer Karriere ist der Umgang mit ihrer unheilbaren rheumatischen Autoimmunerkrankung, der Spondyloarthritis.
"Letzten Endes ist sie einfach ein Teil meines Lebens. Ich muss immer aufpassen, meinen Körper pflegen, mich gut ernähren und erholen, damit er in Form bleibt“, erklärt Lys.
Die Krankheit hat Einfluss auf ihre gesamte Planung, weshalb sie schon vor zwei Monaten mit ihrer Familie nach Australien reiste. "Die warmen Temperaturen tun meinem Körper viel, viel besser. Der Hamburger Winter macht es mir schwer, weil mein Immunsystem geschwächt ist.“
Blick in die Zukunft
Neben den 252.000 Euro Preisgeld profitiert Lys vor allem von ihrem Aufstieg in die Top 100. "Soweit konnte ich noch gar nicht denken. Das realisiere ich erst später“, gesteht sie. Mit ihrer neuen Platzierung kann sie an höher dotierten Turnieren teilnehmen und ihre Karriere auf ein neues Level heben.
Ein Umzug aus Hamburg steht trotz ihrer gesundheitlichen Herausforderungen nicht zur Debatte. Stattdessen wird die Turnierplanung angepasst, um möglichst oft in wärmeren Regionen zu spielen.
Mit ihrem Höhenflug in Melbourne zeigt Eva Lys nicht nur sportliche Klasse, sondern auch, wie stark mentale und körperliche Resilienz zu außergewöhnlichen Erfolgen führen können.