Novak Djokovic hat am Sonntag bei den mit umgerechnet 49,26 Mio. Euro dotierten Australian Open wieder ein Stück Tennis-Geschichte geschrieben (alle Infos >>>).
Der 35-jährige Serbe besiegte den Griechen Stefanos Tsitsipas im Generationenduell letztlich sicher mit 6:3,7:6(4),7:6(5) und baute seinen Melbourne-Rekord auf zehn Titel aus. Er ist damit ab Montag wieder Nummer 1 der Welt und er hat in der Bestenliste an Major-Siegen mit Rafael Nadal mit nun je 22 Triumphen gleichgezogen.
"Nehmen nichts als selbstverständlich"
Nach dem verwerteten dritten Matchball nach 2:56 Stunden brachen bei Djokovic alle Dämme.
Der 35-jährige Serbe zeigte danach, wie viel ihm dieser Titel bedeutet: Er kletterte in seine Box angeführt von Goran Ivanisevic, in der auch seine Mutter und sein Bruder saßen, ließ sich in dieser auch zu Boden fallen und weinte sich minutenlang den Druck und die Erleichterung von der Seele. Von wegen erfolgsverwöhnt.
"Was für eine Reise für mich, meine Familie und meine Box. Wir nehmen nichts als selbstverständlich. Das war für mich vielleicht die größte Herausforderung. Was wir in den vergangenen vier, fünf Wochen durchgemacht haben", sagte Djokovic in einer langen Siegesrede. "In Anbetracht der Umstände war das der größte Sieg meines Lebens", erklärte er, nachdem er die Siegestrophäe von der 88-jährigen Legende Ken Rosewall erhalten hatte.
Bewunderung von Tsitsipas
Bereits zuvor hatte Tsitsipas seinem Bezwinger das größtmögliche Lob ausgesprochen. "Es spricht für sich selbst, was du schon alles erreicht hast. Es war eine unglaubliche Reise für dich, ich bewundere, was du für unseren Sport getan hast und du hast auch mich zu einem besseren Spieler gemacht. Novak bringt das Beste aus mir raus. Für mich ist er der Größte, der je einen Tennisschläger in der Hand hatte." Eine Aussage, die vor allem bei Nadal-Fans wohl noch für Widersprüche sorgen wird.
Djokovic bedankte sich dafür explizit bei dem Griechen. "Ich bin von den Worten von Stefanos sehr gerührt, danke, dass du so freundlich bist." Danach brach Djokovic, der die nicht als Tennis-Nationen bekannten Länder Serbien und Griechenland ansprach, eine Lanze für alle jungen Träumer. "Wagt es zu träumen, träumt groß, egal, wo ihr herkommt."
Vorbereitet war man im Team Djokovic auf den Titel, bei der Siegerehrung stand er schon in der Ausrüster-Weste mit der Nummer 22 aufgedruckt. Seine Box hatte T-Shirts mit der Nummer 10 für den ebensovielten Melbourne-Titel an.
Zweite Grand-Slam-Final-Niederlage gegen den "Djoker"
Tsitsipas, der mit seinem ersten Major-Sieg ebenfalls Nummer 1 hätte werden können, verlor damit auch sein zweites Grand-Slam-Finale (nach Roland Garros 2021) gegen Djokovic und hält im Head-to-Head mit dem Serben bei 2:11. Tsitsipas ist ab Montag wieder Weltranglisten-Dritter.
Djokovic hat sein enormes Karriere-Preisgeld mit dem Siegerscheck in Höhe von 1,95 Mio. Euro auf 166,896 Millionen US-Dollar nach oben geschraubt, Tsitispas kassierte immerhin noch umgerechnet 1,06 Mio. Euro.
Für viele Beobachter wird dieser Triumph nicht der letzte des Serben sein: Djokovic verkündete schon bei der Siegerehrung die Absicht, auch 2024 wieder in Melbourne dabeizusein. Sein Hunger nach Rekorden ist keinesfalls gestillt.
Das weiß wohl auch Nick Kyrgios als Insider sehr gut. Der australische Tennisprofi äußerte sich per Twitter zum Finale: "Haha, ich hab es euch gesagt. Wir haben ein Monster kreiert. Super gemacht, Novak." Er habe die Show genossen und fügte hinzu: "Er wird 28 Slams holen - leicht." Wenn es sein Körper, sein Alter und auch seine Gegner zulassen.
Wachablöse verschoben
Zumindest hat Djokovic die viel zitierte Wachablöse knapp 100 Tage vor seinem 36. Geburtstag erneut verschoben. Und dies, obwohl er in den vergangenen zwölf Monaten wegen seiner fehlenden Corona-Impfung die fünf wichtigsten Turniere in Nordamerika (US Open, Indian Wells, Miami, Montreal, Cincinnati) verpasste, wo er potenziell 6.000 Punkte hätte gewinnen können.
Zudem hätte er auch für den Wimbledonsieg im Normalfall 2.000 Zähler erhalten, wenn diese nicht wegen des Ausschlusses der Russen und Belarussen entzogen worden wären.
Das relativiert auch die vermeintliche Wachablöse bei den vergangenen US Open durch Carlos Alcaraz ein wenig. Nun muss der Spanier, der seinerseits in Melbourne verletzungsbedingt fehlte, wieder Platz machen für Djokovic, der am Montag seine 374. Woche an der Spitze der Weltrangliste in Angriff nimmt.
Auch das ist ein Rekord. In der Profiära ist er nach Ken Rosewall (1971 und 1972) und Roger Federer (2018) nun der drittälteste Australian-Open-Sieger. Im Melbourne Park ist Djokovic seit 2018 ungeschlagen.