So bitter kann "Tennys" sein!
Zum dritten Mal in Folge verabschiedete sich Dominic Thiem bei einem Grand-Slam-Turnier im Achtelfinale, zum dritten Mal hintereinander setzte es die Niederlage erst nach fünf hart umkämpften Sätzen.
Zwar fielen die Namen seiner Bezwinger in Wimbledon und New York mit Tomas Berdych bzw. Juan Martin Del Potro deutlich prominenter aus, trotzdem muss sich der Niederösterreicher nach seinem Melbourne-Aus gegen Überraschungsmann Tennys Sandgren wohl am wenigsten vorwerfen lassen.
Der 26-Jährige aus Tennessee lieferte über die volle Spielzeit von fast vier Stunden konstant eine hochklassige Vorstellung ab und hatte letztlich vor allem dank seiner beeindruckenden Aufschlagperformance das bessere Ende für sich.
Thiem: "Enttäuschung ist schon groß"
"Die Enttäuschung ist schon groß, aber es hat viel schmerzhaftere und schlechtere Niederlagen in letzter Zeit gegeben", meinte Thiem in der APA. "Er hat wirklich gut gespielt und das fünf Sätze lang."
"Ich habe gefightet, ich war voll da, von dem her muss ich heute dem Gegner Respekt zollen. Ich habe gewusst, dass er gut Tennis spielen kann und er hat vorher auch drei gute Leute geschlagen. Ob Wawrinka fit war oder nicht, den muss man erst in drei Sätzen schlagen", erkannte der Lichtenwörther die Leistung seines Kontrahenten an.
"Weiß nicht, ob das alles wahr ist"
"Ich habe gewusst, dass ich stark servieren muss und kaum Fehler machen darf", strahlte der Weltranglisten-97. Sandgren nach dem mit Abstand größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. In seinem erst dritten Grand-Slam-Turnier schaffte er es nicht nur erstmals über die erste Runde hinaus, sondern gleich ins Viertelfinale.
"Ich habe es in Melbourne vorher nie aus der Qualifikation heraus geschafft und jetzt stehe ich im Viertelfinale. Das ist wirklich unglaublich. Ich kann es gar nicht fassen", wusste der sprachlose US-Boy gar nicht, wie er seinen Sensationslauf in Worte fassen sollte.
"Im Viertelfinale zu stehen ist einfach nur cool." Dort bekommt er es mit Hyeon Chung mit einem weiteren Überraschungsmann zu tun. Der 21-jährige Koreaner eliminierte beinahe zeitgleich den sechsfachen Australian-Open-Sieger Novak Djokovic in drei Sätzen.
Für Sandgren könnte die Reise in Melbourne also noch lange nicht zu Ende sein. "Ich weiß nicht, ob das alles wahr ist, aber da ich hier nicht in meiner Unterwäsche stehe, habe ich es wohl nicht geträumt", sorgte er nach der Partie für einige Lacher im Publikum.
Thiem sieht Schwäche in seinem Spiel
Zumindest eine kleine Erklärung für seinen unglaublichen Lauf hatte er dann aber doch parat. "Ich hatte sicherlich den Vorteil, dass mich die Leute hier nicht kennen und sie nicht wissen, was sie von mir zu erwarten haben. Das habe ich bislang gut ausgenützt."
Sandgren fand auch viel lobende Worte für die Leistung von Thiem: "Er ist ein unglaublicher Spieler, der heute ein tolles Spiel gezeigt und vor allem im Tiebreak des vierten Satzes großartig gespielt hat. Dafür gebührt ihm viel Lob."
Thiem sah es in seiner Analyse ähnlich, erkannte aber auch eine Schwäche im eigenen Spiel, an der er in Zukunft weiter arbeiten wolle: "Das ganze Match war eng. Er hat mir die ganze Zeit mit seinem Aufschlag sehr wehgetan. Mein Return war aber zu schwach heute, der ist schwächer im Vergleich zu den Topleuten da oben, würde ich sagen."
Start im Davis Cup fraglich
Die zuletzt eingeschlagene Richtung stimme ihn aber positiv: "Vierte Runde ist in Ordnung. Ich habe gut gespielt, habe körperlich überhaupt keine Probleme gehabt und habe wieder eine bessere Körpersprache. Es geht definitiv in die richtige Richtung. Ich habe mich nach meiner Erkrankung zu Jahresbeginn gut erfangen und hier drei gute Partien gespielt. Heute war es auch alles andere als schlecht, nur der andere war besser."
Noch nicht fix ist übrigens das Antreten von Thiem im Davis-Cup-Duell gegen Weißrussland in zwei Wochen in St. Pölten.
"Ich werde noch einen Trainingsblock vor Südamerika einbauen und dann entscheiden, ob ich spiele", so Thiem, der danach die Turniere in Buenos Aires, Rio und Acapulco sowie Indian Wells und Miami bestreiten wird.