Vier Wochen sind es noch, ehe das Alpstar Austria Billie Jean King Cup Team am 11./12. November im Multiversum Schwechat gegen Lettland um seinen Platz in der im Frühjahr steigenden Qualifikation für die Billie Jean King Cup by Gainbridge Finals 2023 kämpfen wird.
Jetzt steht auch fest, mit welchem Aufgebot dieses Unterfangen aller Voraussicht nach in Angriff genommen wird, müssen beide Teams doch am heutigen 14. Oktober ihre vorläufige Mannschaftsnominierung offiziell bekanntgeben.
ÖTV-Sportkoordinatorin und Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin Marion Maruska ist der Verpflichtung fristgerecht nachgekommen und schöpfte das Fünf-Spielerinnen-Kontingent dabei fürs Erste nicht aus: Die Niederösterreicherin nominierte mit Sinja Kraus (WTA 197), Barbara Haas (WTA 401), Tamira Paszek (WTA 524) und Melanie Klaffner (WTA 650) ein Quartett.
Der Kader der Gäste aus dem Baltikum wird erst im Laufe des Freitags bekanntgegeben.
Absage von Grabher "überraschend gekommen"
Im Team ist diesmal ausgerechnet die rot-weiß-rote Nummer eins Julia Grabher (WTA 86) nicht dabei, die sich zuletzt erstmals unter die Top 100 der Welt gespielt hatte, als erste Österreicherin seit 19. Jänner 2015.
"Ihre Absage ist für mich überraschend gekommen. Ihre Signale sind zunächst eigentlich sehr positiv gewesen, dass sie mit dabei sein würde. Natürlich hätte ich mir selbst auch gewünscht, dass Julia spielt – das ist gar kein Geheimnis", bekannte Maruska.
"Ich war mit ihr auch stets in Kontakt. Sie wollte auch diesmal spielen, aber wegen ihrer Ranking-Entwicklung ist es anders gekommen. Wobei ich es natürlich super finde, dass wir mit ihr wieder eine Top-100-Spielerin haben, nach doch recht langer Zeit. Es ist schade, dass sie ihr Können in Schwechat diesmal nicht zeigen wird."
Diese Entscheidung war dem ÖTV erst letzte Woche über Grabhers Trainer, Ex-Dominic-Thiem-Coach Günter Bresnik, mitgeteilt worden. "Für Günter und Julia ist es wichtiger, dass sie die Chance nützt und jetzt noch WTA-Punkte in Südamerika sammelt, und diese Chance möchte sie sich nicht entgehen lassen", erklärte ÖTV-Präsident Martin Ohneberg die Beweggründe.
Denn bei einem erfolgreichen Saisonfinish könnte Grabher die ohnehin erfreulich gute Ausgangsposition weiter verbessern, um sich nach den Australian Open in Melbourne auch bei den French Open in Paris und beim Rasenklassiker von Wimbledon lukrative Hauptbewerbsplätze sichern zu können. "Es ist sehr schade, dass Julia dieses Mal nicht im Billie Jean King Cup vor dem österreichischen Publikum spielt – persönlich vielleicht verständlich, für unser Team und Österreich bitter.“
Maruska glaubt dennoch an Sieg
Auch Maruska brachte teilweises Verständnis auf: "Man muss eben respektieren, wenn Julia aus persönlichen Gründen sagt, dass ihr gerade ihre eigene Karriere wichtiger ist. Sie hat bis jetzt immer für Österreich gespielt, das muss man fairerweise auch sagen."
Inwiefern die Kapitänin durch Grabhers Absage nun eine verschlechterte Ausgangslage sieht?
"Das ist schwer zu sagen, weil wir jetzt noch nicht wissen, mit welchem Team die Lettinnen anreisen werden, ob Ostapenko dabei ist oder nicht. Natürlich wären unsere Chancen mit Julia besser gewesen, aber ich glaube, dass wir immer noch und nach wie vor gute Chancen besitzen und Lettland schlagen können, weil wir auch ein super Team haben. Ich bin davon überzeugt, dass alle dran glauben, dass wir das schaffen können. Unsere Spielerinnen sind alle sehr motiviert und werden sicher alles geben. Wir haben ja trotzdem eine starke Mannschaft, die auch über sich hinauswachsen kann – was man bei den letzten Auftritten im Billie Jean King Cup zum Beispiel gesehen hat."
Im Frühjahr hatte Österreichs Damenteam in der Europa/Afrika-Gruppe I in Serik in der türkischen Provinz Antalya den guten fünften Platz unter elf Nationen belegt und dabei in Summe absolut überzeugt.
Dass Maruska zunächst erst mal auf die Nominierung einer fünften Spielerin für Grabher verzichtete, hat freilich Gründe: "Weil wir das Training für die nominierten Spielerinnen besser gestalten und sie sich so besser vorbereiten können. Wir haben nur einen Platz vor Ort, den wir uns mit den Lettinnen teilen müssen. Wir müssen uns optimal auf diese Begegnung vorbereiten, und das ist zu fünft auf einem Platz schwierig."
Maruska hielt sich jedoch die Hintertür offen: "Ich kann immer noch bis zur Auslosung am Tag vor dem Länderkampf jemand nachnominieren – falls sich etwa jemand verletzt hat oder krank geworden ist."
Davon könnte natürlich auch Lettland noch Gebrauch machen. Mit einem Auftritt der Ex-Weltranglistenelften Anastasija Sevastova rechnete Maruska aber weiter nicht: "Es ist unwahrscheinlich, weil sie ein Kind erwartet.“ Weiterhin erwartet Maruska dahingegen die Ex-French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko (WTA 17), Darja Semenistaja (WTA 256), Daniela Vismane (WTA 269) und Diana Marcinkevica (WTA 307).
Schweda: "Länderkampf finanzielle Herausforderung“
Für die ÖTV-Ladies wird’s bekanntlich das erste Heimspiel seit Ende April 2008, als man durch ein 2:3 gegen die Schweiz aus der damaligen Weltgruppe II abgestiegen war. Die Challenge ist jedoch nicht bloß sportlicher Natur: "Finanziell ist der Länderkampf gegen Lettland für den ÖTV eine riesige Herausforderung", bekannte der ÖTV-Geschäftsführer Wirtschaft, Thomas Schweda.
Nicht zuletzt auch wegen der explosionsartig gestiegenen Energiekosten. "Wir drehen in der ÖTV-Geschäftsstelle derzeit an allen Schrauben und arbeiten gemeinsam mit dem Veranstalter Champ Events hart dran, um zumindest eine schwarze Null für das Event zu erreichen. Wir freuen uns aber sehr darüber, dass unsere Damen nach so langer Zeit endlich wieder einmal daheim spielen können. Und es würde mich sehr freuen, wenn viele Tennisfans am 11./12. November ins Multiversum kommen und unser Team anfeuern."
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