Ohne die jeweilige Nummer-1-Spielerin duellieren sich am Wochenende in Schwechat die Frauen-Teams von Österreich und Mexiko um den Aufstieg in die Qualifikationsrunde des Billie-Jean-King-Cups der Tennis-Frauen.
Nachdem der Ausfall von Julia Grabher für diesen Play-off-Länderkampf wegen einer Handgelenksverletzung schon länger fix gewesen war, ist nun auch Renata Zarazua als Mexikos Nummer eins nicht dabei. Die Weltranglisten-165. weilt bei einem ITF-Turnier in Südamerika.
Damit ist die Wienerin Sinja Kraus als Ranking-192. die Topspielerin bei diesem Event im Multiversum vor den Toren Wiens. Mit ihrem Titelgewinn vergangene Woche bei einem mit 40.000 Dollar dotierten Sand-Event in Heraklion gelang ihr just vor dem Heimauftritt ihr bisher größer Erfolg. "Der Turniersieg bedeutet mir richtig viel. Ich habe gegen sehr gute Spielerinnen gespielt. Ich bin sehr, sehr froh, dass ich mein Level konstant zeigen konnte und nehme sehr viel Selbstvertrauen in diese Woche mit", sagte Kraus.
Kraus mit guten Erinnerungen an Schwechat
ÖTV-Kapitänin Marion Maruska konnte das am Mittwoch im Gespräch mit der APA nur bestätigen. "Ein Sieg ist immer etwas, was Selbstvertrauen gibt. Vor allem, Sinja hat auch gute Erinnerungen an den Billie-Jean-King-Cup letztes Jahr hier", bezog sich Maruska auf den 3:2-Erfolg vor einem Jahr ebenso in Schwechat gegen Lettland. Durch diesen nicht ganz papierformgemäßen Sieg ging es im April in der Qualifikationsrunde der Weltgruppe in Delray Beach gegen die USA, wo es ein 0:4 setzte.
Nun steht erneut daheim der erste zweier Schritte zum Finalturnier des traditionsreichen Teambewerbs an, das heuer aktuell in Sevilla gespielt wird. Maruska sieht die rot-weiß-roten Chancen durch die Absenz von Zarazua nur "um eine Spur" verbessert. "Ich glaube trotzdem, dass es ein sehr gleichwertiger Gegner ist, den man nicht unterschätzen darf." Die Österreicherinnen trainieren seit Dienstag vor Ort. Neben Kraus sind Tamira Paszek, Melanie Klaffner und Debütantin Tamara Kostic dabei.
Aufstellung noch offen
Maruska wollte sich in der Aufstellung noch nicht festlegen, die Auslosung ist für Freitag (11.00 Uhr) angesetzt. Die 50-Jährige ließ aber durchblicken, dass es im Doppel auf Kraus/Klaffner hinauslaufen werde.
"Sie sind nicht gesetzt. Aber sie haben letztes Jahr (gegen Lettland, Anm.) den entscheidenden Punkt gemacht. Sie haben oft miteinander gespielt, sind eingespielt." Kraus ist jedenfalls bereit. "Mit Meli hat es jetzt ganz gut geklappt, in den letzten zwei Wochen einmal Finale und einmal Halbfinale."
Die 21-Jährige wird von Maruska als ihre Führungsspielerin bezeichnet, auch wenn Paszek und Klaffner mit 32 und 33 Jahren eine viel längere Vergangenheit in diesem Bewerb haben. "Als Nummer eins ist man immer die Führungsspielerin. Das ist schon eine andere Rolle, da geht es weniger ums Alter. Wobei die Routine sehr wichtig ist. Sie hat in diesem Bewerb aber auch Routine." Kraus hat tatsächlich bereits 18 Matches im Billie-Jean-King-Cup, wobei die Bilanz mit je neun Siegen und Niederlagen ausgeglichen ist.
Mexiko-Spielerin mit Österreich-Bezug
Mexikos aktuelle Führungsspielerin heißt Fernanda Contreras Gomez. Die 26-Jährige ist aktuell zwar nur 365. im Ranking und damit 23 Plätze vor Paszek, noch im Februar stand sie aber auf 165. Interessant und wohl auch gefährlich ist freilich die Personalie Giuliana Olmos. Die 30-Jährige ist in Schwarzach in Tirol geboren, ihre Großmutter ist Österreicherin und ihr Vater Halb-Österreicher. Sportlich ragt sie im Doppel als Nr. 25 heraus, Olmos war da gar schon mal Weltranglisten-Sechste.
Und Mexikos Kapitän Agustin Moreno tendiert offenbar dazu, Olmos auch im Einzel zu bringen. "Sie ist sehr erfahren", erklärte der Coach. "Sie hat nicht so viel Single gespielt, aber sie ist eine sehr gute Single-Spielerin."
Konkret stehen bei Olmos im Einzel im Bewerb sieben Siege und acht Niederlagen zu Buche. Die aus dem College-Tennis kommenden Julia Garcia Ruiz und Alejandra Cruz Granados waren starke Junioren-Spielerinnen, sind ohne WTA-Ranking, laut Moreno aber auf Niveau Top 400.