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ÖTV-Frauen trauern verpasster Überraschung nach - "Bitter!"

Nur wenige Punkte gaben gegen die Ukraine den Ausschlag. Nun geht es 2025 erneut in die Europa/Afrika-Zone I.

ÖTV-Frauen trauern verpasster Überraschung nach - Foto: © Adrean IndolosGEPA

Österreichs Tennis-Frauen müssen auch im Jahr 2025 mit der Europa-/Afrika-Gruppe I vorliebnehmen.

Trotz der Absage aller vier WTA-Top-60-Spielerinnen bei der Ukraine waren Österreichs Damen als klare Außenseiterinnen ins Play-off des Billie Jean King Cups gegangen.

Und um ein Haar hätte es dennoch mit der Überraschung geklappt. Doch wie vor einem Jahr beim 2:3 gegen Mexiko in Schwechat haben die ÖTV-Ladies nur knapp den Sprung in die Qualifikationsrunde des nächstjährigen Finalturniers verpasst.

Die Mannschaft von ÖTV-Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin und -Sportkoordinatorin Marion Maruska musste sich auf neutralem Boden in McKinney (US-Bundesstaat Texas) erneut mit 2:3 geschlagen geben.

Entscheidung fiel erst im dritten Satz des Doppels

Die Entscheidung fiel wie im Vorjahr erst im abschließenden Doppel, wo Tamira Paszek (WTA-Doppel 528) und Sinja Kraus (WTA-Doppel 976) gegen Doppelspezialistin Nadiia Kichenok (WTA-Doppel 40) und Katarina Zavatska (WTA-Doppel 418) nach Satzführung und 2:24-stündigem Kampf mit 7:5, 2:6, 4:6 den Kürzeren zogen.

Österreich muss damit 2025 zurück in die Europa-/Afrika-Gruppe I. Die Auslosung dafür findet erst unmittelbar vor der Gruppenspielphase im nächsten Frühling statt.

Kraus mit Galavorstellung

Buchstäblich bis zum letzten Punkt durften die ÖTV-Damen auf den großen Coup hoffen. Ganz besonders als Kraus – nach dem 1:1-Zwischenstand von Tag eins – die sonntägige Eröffnungspartie gewann und mit ihrem zweiten Sieg in diesem Länderkampf auf 2:1 für Österreich stellte. Die Wienerin (WTA 222) fertigte die ukrainische Spitzenspielerin Lesia Tsurenko (WTA 118) nach einer Galavorstellung und nur 63 Minuten Spielzeit erstaunlich klar 6:1, 6:1 ab.

Die 22-Jährige bestach erneut mit ihrem druckvollen, kompromisslosen Grundlinienspiel, zog dieses diesmal bis zum Ende konsequent durch, während Tsurenko speziell bei ihrem eigenen Service schwächelte und bis zuletzt kein Rezept gegen Kraus’ Powertennis fand. "Ich bin einfach nur megahappy, dass ich heut so gut gespielt habe“, freute sich Kraus in einer ÖTV-Aussendung über ihren Auftritt.

"Ich glaube, das war auf jeden Fall eines meiner besten Matches, die ich bis jetzt für Österreich gespielt habe – ich war sehr zufrieden mit meiner Leistung. Vom ersten bis zum letzten Punkt wusste ich genau, worauf es ankommt und was ich machen muss, um das Match zu gewinnen.“

Grabher zu fehlerhaft

Die erstmalige Führung der ÖTV-Ladies an diesem Wochenende sollte jedoch nicht lange währen. Im vierten Einzel wurde Paszek (WTA 366), die im Auftaktspiel gegen Tsurenko 3:6, 5:7 verloren hatte, durch Julia Grabher ersetzt.

Doch die Vorarlbergerin (WTA 523) unterlag Zavatska (WTA 229) nach 1:44-stündiger Gegenwehr 2:6, 5:7 und musste somit den Ausgleich hinnehmen.

Zumindest im zweiten Satz wäre mehr drin gewesen, da lag die 28-Jährige bei 3:2 und 4:3 zweimal mit Break voran, noch zwei Breakbälle auf die erneute 5:4-Breakführung inklusive. Die insgesamt 54 unerzwungenen Fehler Grabhers erwiesen sich letztlich als zu große Hypothek.

Die frühere Weltranglisten-54. zeigte sich "natürlich erst mal enttäuscht, dass ich dem Team nicht helfen und keinen Punkt holen konnte. “Mich hat der Aufschlag verlassen, ich habe ein ganz niedriges Percentage gehabt. Was sehr schade ist, weil ich die ganze Woche im Training sehr gut serviert habe, und das konnte ich heute gar nicht abrufen.“

Beherzter Kampf von Paszek/Kraus blieb unbelohnt

So musste wie beim Play-off vor einem Jahr das Doppelmatch die Entscheidung bringen. Hier vertraute Maruska auf Paszek und Kraus, die sie auch ursprünglich nominiert hatte, während die Ukraine, an die Seite von Kichenok, statt Anastasiia Sobolieva (WTA-Doppel 632) dann doch Zavatska stellte, ob ihres zuvor starken Einzelauftritts.

Zwar stand dem ÖTV-Duo mit Kichenok eine heurige French-Open- und Wimbledon-Doppelviertelfinalistin gegenüber, doch den Respekt legten Paszek/Kraus schnell ab. Zwei Serviceverluste zum 0:1 und 4:5 konnten die beiden jeweils postwendend aufholen und den ersten Satz dank eines Top-Zielspurts noch für sich entscheiden – den zweiten Durchgang hingegen nach frühem 0:4-Rückstand trotz beherztem Kampf am Ende nicht mehr.

Im dritten Abschnitt machte letztlich ein Break zum 1:2 den Unterschied. Bei der einzigen Möglichkeit, dieses wettzumachen, gelang Zavatska im sechsten Game ein äußerst glücklicher Volleypunkt. Paszek/Kraus blieben zwar bis zuletzt dran, die Wende schafften sie jedoch nicht mehr: Kichenok/Zavatska servierten schließlich aus und nützten dabei den zweiten Matchball.

Wenige Bälle gaben den Ausschlag

Im rot-weiß-roten Lager überwog danach verständlicherweise die Niedergeschlagenheit. „Es schmerzt natürlich sehr, es sind auch reichlich Tränen geflossen“, bekannte Paszek. "Schade! Wir haben wirklich eine sehr gute Partie abgeliefert, das Glück war leider nicht auf unserer Seite. Es haben einige wenige Punkte entschieden.“

Das sah Kraus genauso: "Es ist natürlich megabitter. Es hat echt nicht viel gefehlt, es waren ein, zwei enge Bälle im dritten Satz – der hätte auf jeden Fall anders ausgehen können. Aber wir können uns nichts vorwerfen. Wir haben alles gegeben, alles gemacht, gut gespielt.“

Paszek hob die Mannschaftsleistung hervor: "Wir sind megastolz. Wir sind ein super Team, haben alles gegeben, wirklich versucht, zusammenzuhalten – und auch Sinja und ich waren im Doppel ein Team, und das hat man, glaube ich, auch gemerkt.“

Gar keinen Hehl machte Kraus daraus, dass „es echt cool gewesen wäre, wieder in der Weltgruppe (der Qualifikationsrunde mit den besten Nationen; Anmerkung) zu sein. Aber wir werden nur stärker, wir wachsen daran und greifen dann nächstes Jahr wieder an.“

Maruska macht ihren Mädels keine Vorwürfe

Auch Kapitänin Maruska erlebte die Entscheidung auf der Betreuerinnenbank "natürlich sehr emotional. Wir haben versucht, die Mädels total zu pushen – es waren doch einige ukrainische Fans dort. Ich finde, Tamira und Sinja haben wirklich sehr, sehr gut gespielt und können sich da eigentlich gar nichts vorwerfen. Der dritte Satz war megaumkämpft. Man muss sagen: Nicht unsere Mädels haben es verloren, sondern es haben definitiv die
anderen gewonnen.“

Fast wortgleich formulierte es auch ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer, der das Team vor Ort unterstützte und "ein extrem bitteres Ende“ wahrnahm:

„Brav gekämpft, Samstag, Sonntag alle alles gegeben – und am Ende haben es fünf unglaubliche Minuten von Zavatska beim Doppel entschieden. Von 2:3 bis 3:5 ist generell nicht viel in unsere Richtung gefallen. Extrem knapp, extrem bitter – und natürlich sind jetzt alle enttäuscht.“

Maruska hatte ihr Team freilich klar in der Rolle des Underdogs gesehen. "Dass wir gegen die Ukraine so knapp gespielt haben, ist eigentlich eine Superleistung von allen Spielerinnen. Wir haben einmal mehr bewiesen, dass wir ein sehr gutes Team haben und auch gegen weit stärkere Spielerinnen das Potenzial haben, zu gewinnen. Es macht mich zuversichtlich, dass wir das nächstes Jahr wieder schaffen können – auch wenn die Europa-/Afrika-Zone eine wirklich sehr schwierige Zone ist.“

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