Österreichs Davis-Cup-Team steht nach dem ersten Spieltag gegen Finnland in Schwechat mit mehr als einem Bein in der zweiten Qualifikations-Runde für das große Final-Turnier in Bologna am Jahresende.
Dank Siegen von Lukas Neumayer und Jurij Rodionov geht die Truppe von ÖTV-Kapitän Jürgen Melzer mit einer komfortablen 2:0-Führung in den Finaltag am Samstag, der um 12 Uhr mit dem Doppel startet.
Alex Erler und Lucas Miedler gelten gegen Kaukovalta/Niklas-Salminen ebenfalls als klare Favoriten und könnten mit einem Sieg den Sack bereits endgültig zumachen.
War mit dem schlussendlich knappen 2:6, 6:3, 6:3-Erfolg von Rodionov (Bericht>>>) über den Weltranglisten-568. Eero Vasa zu rechnen, kam der 6:4, 6:7 (4), 6:3-Sieg von Neumayer über die finnische Nummer eins Otto Virtanen (ATP 97) doch eher überraschend (Bericht>>>).
Der 22-jährige Salzburger, selbst nur die Nummer 219 der Welt, überzeugte gegen den Top-100-Mann mit einer konstant guten Leistung auf hohem Niveau und ließ sich auch von einem kurzen Tief ab Mitte des zweiten Satzes nicht aus der Ruhe bringen.
Neumayer hat "Rückschlag gut verkraftet"
Neumayer lag im zweiten Durchgang schnell mit 2:0 voran und vergab gleich vier Chancen auf das Doppelbreak, ehe er dann das Rebreak zum 4:4 kassierte und in Folge den Satz-Ausgleich hinnehmen musste.
"Der zweite Satz war schon ein ordentlicher Rückschlag, weil ich ihn eigentlich ziemlich dominiert habe und sogar Chancen auf das Doppel-Break hatte“, meinte ein erleichterter Neumayer nach der Partie.
ÖTV-Kapitän Jürgen Melzer gab ihm den nötigen Rückhalt für den Entscheidungssatz: "Jürgen hat mir auf der Bank gesagt, dass ich bis zum letzten Punkt fighten muss, weil man nie weiß, was man von dem bekommt. Da können genauso gut vier Winner oder vier Fehler kommen. Ich habe probiert, so solide und konzentriert wie möglich zu bleiben – das habe ich dann auch richtig gut geschafft“, war Neumayer stolz auf seine Leistung vor etwas über 1.000 Fans im Schwechater Multiversum.
Kapitän Melzer zog ebenfalls den "Hut" vor der Vorstellung seines Schützlings: "Der Auftritt von Neumi war allererste Klasse. Er hat sich vom ersten bis zum letzten Punkt an unseren Spielplan gehalten."
Auch Melzer beeindruckte vor allem die mentale Stärke von Neumayer, als dieser nach dem Verlust des zweiten Satzes wieder in die Partie zurückfand. "Den kleinen Rückschlag im zweiten Satz hat er gut verkraftet. Da hat man gesehen, wie gut der Virtonen spielen kann. Neumayer hat ihn aber die ganze Zeit in Bewegung gehalten und im dritten Satz die Nerven behalten."
Neumayer fühlt sich vor heimischer Kulisse pudelwohl
Der Salzburger gewann im Vorjahr im September bereits sein Davis-Cup-Debüt-Spiel gegen die Türkei und kann mittlerweile auf eine 2:0-Bilanz im Traditionsbewerb verweisen. Der Davis Cup scheint Neumayer zu Höchstleistungen anzuspornen.
"Es war sicher einer meiner schönsten Siege. Ich spiele zuhause in Österreich eigentlich immer mein bestes Tennis", so Neumayer, der im Vorjahr im September beim Challenger-Turnier in Tulln das Finale erreichte. "Ich spiele einfach extrem gerne vor den Fans und den Freunden und der Familie."
Rodionov übersteht schwierige Situation
Den laut Melzer "perfekten ersten Tag" schloss Rodionov ab. Dabei sah es bei Österreichs Nummer eins zunächst gar nicht gut aus. Außenseiter Eero Vasa nahm volles Risiko und wurde dafür zunächst voll belohnt.
Melzer: "Der andere hat aus allen Löchern geschossen. Da kann man Jurij wenig vorwerfen."
Für Rodionov, der als klarer Favorit in dieser Partie ging, war dies naturgemäß alles andere als angenehm: "Es ist keine schöne Situation, wenn man ins Match reingeht und man fix den Punkt holen soll. Ich habe versucht, mich auf mein Spiel zu konzentrieren."
"Das war nicht einfach. Ich bin aber im Kopf dringeblieben und bin dank den Tipps von Jürgen auch im Spiel drin geblieben und konnte die Partie in die Länge ziehen. Wenn er so spielt wie im ersten Satz, schauen viele Spieler nass aus."
Was für taktische Tipps Melzer gegeben habe? "Nach dem ersten Satz haben wir geschaut, dass er mehr Ballwechsel spielen muss. Das ist ihm dann super gelungen, er ist nicht hektisch geworden und ruhig geblieben."
Erler/Miedler sollen für Entscheidung sorgen
Am Ende zähle sowieso nur das erfolgreiche Ergebnis: "Hauptsache es steht 2:0. Ich bin stolz auf die Jungs. Sie haben der Drucksituation gut standgehalten", freute sich Melzer über einen "perfekten ersten Tag".
Am Samstag geht es schon um 12 Uhr mit dem Doppel weiter (LIVE-TICKER>>>). Erler/Miedler können das ÖTV-Team mit einem Sieg bereits uneinholbar in Führung bringen. Nach der Absage von Australian-Open-Gewinner Harri Heliovaara ist auch in dieser Partie Rot-Weiß-Rot zu favorisieren.