„Am Ende hat ein Tiebreak auf den Sieg gefehlt“, bringt es ÖTV-Kapitän Stefan Koubek nach der bitteren 2:3-Niederlage im Davis-Cup-Duell gegen Chile auf den Punkt.
Vorwerfen könne er seinen Spielern nach dem verpassten Sprung zum erstmals im November ausgetragenen Final-Turnier in Madrid aber nichts.
Schließlich ging Dennis Novak gegen die chilenische Nummer eins Nicolas Jarry ebenso als klarer Außenseiter ins Rennen wie im entscheidenden Einzel Debütant Jurij Rodionov gegen Christian Garin.
Während die letzte Partie mit nur drei Game-Gewinnen für den ÖTV-Youngster einen klaren Gewinner hatte, musste sich Novak erst im Tiebreak des dritten Satzes geschlagen geben.
Koubek trauert fehlendem "Eitzerl" nach
„Wir hatten beim Dennis die Chancen, den Sack zuzumachen. Es war eine super Ausgangsposition und das ist dann natürlich sehr bitter“, trauerte Koubek dem fehlenden „Eitzerl“ hinterher.
Vorwerfen könne der 42-jährige Kärntner seinem Team aber nichts. Auch die Aufstellung hätte gepasst. Rodionov habe bei seiner Premiere am Freitag gezeigt, welches Potenzial in ihm stecke. Dass die Niederlage im zweiten Match so deutlich ausfiel, sei auch an den schwierigen Umständen geschuldet.
„Bei 2:2 ein Match zu bestreiten ist extrem zäh und nur schwer zu erklären“, zeigte Koubek Verständnis. 2009 kam der Kärntner in Chile selbst bei diesem Stand gegen seinen jetzigen Kapitäns-Konkurrenten auf der chilenischen Betreuerbank, Nicolas Massu, zum Einsatz und verlor damals 6:7 im vierten Satz.
„Jurij hat voll gefightet, hatte mit Garin an diesem Tag aber einen unglaublichen Gegner, der alles getroffen hat und eindeutig der bessere Spieler war. Jurij hat alles probiert – mit Spin spielen, Druck machen. Es hat einfach immer etwas gefehlt. Er konnte nie den Rhythmus von Garin brechen – da muss man dem Chilenen auch gratulieren – das war beeindruckend.“
Rodionov: "Es war einfach zu viel für mich"
Dem erst 19-jährigen Rodionov wurde von Garin knallhart aufgezeigt, was ihm zum angepeilten Sprung in die Top 100 noch fehle. Neben der Erfahrung sei dies vor allem die „Konstanz auf diesem Niveau. Da hat mir Garin einiges voraus“, so Rodionov, der auch mit den äußeren Umständen zu kämpfen hatte.
„Es war einfach zu viel für mich, das entscheidende Spiel zu spielen. Ich konnte mich überhaupt nicht an die Situation gewöhnen und habe es nicht gepackt.“
Sein Davis-Cup-Debüt an diesem Wochenende hatte er nicht nur Koubek zu verdanken, sondern vor allem der kurzfristigen Absage von Dominic Thiem, der nach seiner Viruserkrankung erst am Freitag wieder mit dem Schlagtraining beginnen konnte.
Thiem-Absage schmerzte doppelt
Dass es mit dem Weltranglisten-Achten ein gänzlich anderer Länderkampf geworden wäre, stand für alle Beteiligten außer Frage.
„Es wäre schön gewesen, wenn wir ohne ihn gewonnen hätten. Am Ende des Tages wissen wir alle, dass es mit einem Top-10-Spieler anders ausgeschaut hätte“, so Koubek. „Damit will ich auch gar nicht die Leistungen der anderen Spieler schmälern, aber das ist nun mal Fakt, wenn man einen Top10-Spieler hat. Der steht dort schließlich nicht umsonst.“
Im Nachhinein war auch die Kurzfristigkeit der Absage ein zusätzlicher Nachteil für die Österreicher, die sich bei der Belagswahl verständlicherweise nach den Wünschen ihrer Nummer eins gerichtet haben.
Novak sprach sich im Vorfeld für Hartplatz aus. Auch Rodionov spielt aufgrund seines Spielstils lieber auf Hardcourt als auf Sand, dem erklärten Lieblingsbelag der Südamerikaner.
Davis-Cup-Team gewinnt an Breite
„Wenn ich das vorher weiß, spielen wir wahrscheinlich nicht auf Sand. Das ist aber natürlich eine ‚Hätt-i-war-i‘-Diskussion“, so Koubek, den die Absage von Thiem extrem überraschend ereilte.
„Ich habe noch am Montag mit ihm telefoniert und da war er bereit, dass er nach Salzburg kommt. Zwei Tage später war dann wieder alles anders. Was sollst du da machen? Man kann nur das Beste daraus machen. Dafür haben wir jetzt einen neuen Davis-Cup-Spieler“, verweist der Kärntner auf das ansehnliche Debüt von Rodionov. „Er wird ein zukünftiges Mitglied im Team sein, wenn er so weiter macht. Die Art und Weise, wie er sich präsentiert hat, hat mir sehr imponiert.“
Der Youngster selbst ist ebenfalls zuversichtlich für die Zukunft: „Das war der Grundstein für meine Davis-Cup-Karriere. Von jetzt an kann es nur besser werden.“
Im September um Klassenerhalt
Die nächste Gelegenheit zur Bewährung im Davis Cup gibt es für das ÖTV im September (13. – 14. oder 14. – 15.). Dann kämpft Österreich um den Klassenerhalt in der Weltgruppe, damit man im kommenden Jahr wieder in den Qualifikationsspielen um einen Platz beim großen Final-Turnier in Madrid mitspielen kann.
Die Auslosung erfolgt schon an diesem Mittwoch in London. „Diese muss man erst mal abwarten“, so Koubek, der naturgemäß auf ein neuerliches Heimspiel hofft und natürlich auch darauf, dass er dann wieder auf seine Nummer eins vertrauen darf.
„Ich rechne immer mit Dominic Thiem, weil ich der Meinung bin, dass er sehr gerne spielen würde und dabei sein möchte. Ich rechne damit, dass er wieder dabei ist.“