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Koubek: "Sieg ist möglich, aber es wird schwierig"

Der ehemalige Davis-Cup-Kapitän traut Thiem und Kollegen eine Überraschung im Davis Cup zu.

Koubek: Foto: © GEPA

"Kroatien war schon immer ein Stolperstein für uns" weiß Stefan Koubek vor dem Davis-Cup-Duell in Rijeka am Wochenende (Samstag, ab 13 Uhr im LIVE-Stream auf dem linearen TV-Kanal von LAOLA1, Sonntag, ab 14 Uhr im LIVE-Stream und linear).

Der 46-jährige Kärntner traf als Spieler selbst zweimal auf Kroatien. "Daran habe ich nicht die besten Erinnerungen", so Koubek im LAOLA1-Interview.

Warum sich die von Dominic Thiem angeführte ÖTV-Truppe in Rijeka aber trotzdem nicht verstecken braucht und auf eine Außenseiter-Chance hoffen darf, erklärt Koubek ebenso wie die schwierigen Umstände beim Comeback von Dominic Thiem.

Außerdem macht sich der ehemalige ÖTV-Kapitän bei uns seine Gedanken über die Zukunft des Davis-Cups.

LAOLA1: Du warst von 2014 bis 2021 sieben Jahre lang Davis-Cup-Kapitän und bist damit der drittlängst dienende ÖTV-Captain der Geschichte. Hast du schöne Erinnerungen an diese Zeit?

Stefan Koubek: Absolut. Der Davis Cup war immer schon Teil meines Lebens. Ich habe als Balljunge angefangen und war dann Spieler und Captain. Ich habe einige sensationelle Erfolge feiern dürfen und wollte auch immer spielen. Ich habe glaube ich nur ein- oder zwei Mal ausgelassen. Auch die Cinderella-Story in Russland werden wir nicht so schnell vergessen, wo ich als Kapitän mit dabei war. Zwischendurch gab es natürlich auch ein paar bittere Niederlagen, aber Davis Cup ist nun mal etwas Besonderes. Man spielt für sein Land und sein Team – das hat immer etwas Besonderes in mir ausgelöst (Österreichs 10 legendärste Davis-Cup-Duelle>>>).

LAOLA1: Welche Bedeutung hat der Job als Kapitän?

Koubek: Für mich war es immer wichtig, dass ich den Spielern in dieser Woche alles freiräume und ich ihre Wünsche erfüllen kann, damit sie sich so gut vorbereiten können wie möglich. Ich hatte das Glück, dass ich meistens recht erfahrene Spieler im Team hatte und die habe ich meistens einfach machen lassen. Die wissen selbst, was für sie am besten ist, damit sie am Wochenende für die Partien topfit sind. Natürlich habe ich auch immer die Trainer eingeladen. Das war meine Philosophie. Aber das sieht sicher jeder anders.

LAOLA1: Was waren deine schönsten Momente als Spieler und Trainer?

Koubek: Die angesprochene Partie in Russland war sicher das Highlight in meiner Karriere als Kapitän. Die hatten drei Spieler in den Top 50, unsere Nummer 1 war auf 130 herum und die Nummer zwei auf 150 oder so. Da waren wir krasser Außenseiter und es war schwierig, einen wirklichen Glauben an die Sensation zu bekommen. Dann ist alles aber genau in unsere Richtung gelaufen. Und in der letzten Partie hat Jürgen Melzer als alter Haudegen dann noch den entscheidenden Punkt geholt. Das war für die ganze Truppe einfach nur ein sensationeller Erfolg. Als Spieler ist mir vor allem die Partie gegen Schweden mit Markus Hipfl in guter Erinnerung. Da haben wir als junge Spieler in Pörtschach gegen die Tennis-Hochburg gewonnen. Auch der Sieg über Rochus gegen Belgien war besonders – da hab ich in fünf Sätzen den entscheidenden Punkt geholt. Und gegen England habe ich wahrscheinlich mein bestes Tennis gespielt. Am meisten ist in Pörtschach passiert, was für mich als Kärntner natürlich besonders war.

Im Video-Interview erinnert sich Koubek noch tiefer an seine denkwürdigsten Momente im Davis Cup – unter anderem als er beim letzten Davis-Cup-Duell gegen Kroatien gegen den damals 17-jährigen Debütanten Marin Cilic antrat:

LAOLA1: Am Wochenende muss Österreich im Davis Cup gegen Kroatien ran. Wie schätzt du die Chancen für Rot-Weiß-Rot ein?

Koubek: Es wird schwierig werden. Kroatien war immer schon ein Stolperstein für uns, an die habe ich auch nicht die besten Erinnerungen. Aber der Davis Cup hat wie immer seine eigenen Regeln. Kroatien ist dafür bekannt, dass es sehr emotional wird. Die Fans werden für eine sensationelle Stimmung sorgen. Jürgen kann mit seinem besten Team anreisen. Die Kroaten haben aber auch nach dem Ausfall von Cilic eine gute Mannschaft und den Heimvorteil. Möglich ist es, aber es wird schwierig.

LAOLA1: Erstmals seit seiner Verletzung ist Dominic Thiem wieder im Davis Cup mit dabei. Was erwartest du dir von ihm?

Koubek: Er hat immer kommuniziert, dass er gerne Davis Cup spielt. Auch wenn er nicht ganz so oft mit dabei war. Er ist natürlich nicht in der Form vor ein paar Jahren, aber die Tendenz geht nach oben. Man hat auch in Australien gesehen, dass er gegen einen Spieler wie Rublev mitspielen kann. Leider hat er sich dann unglücklich verletzt und nicht mehr gescheit Tennis spielen können. Ich hoffe, dass er in Kroatien wieder fit ist und dort seine Leistung auf dem Platz bringen kann. Genauso wie ein Dennis Novak, der im Davis Cup schon einige unglaubliche Partien hingelegt hat. Auch Rodionov fightet bis zum Ende. Da ist alles drin. Zudem haben die beiden Youngster im Doppel im letzten Jahr gezeigt, was sie draufhaben. Warum sollen sie die Leistung nicht auch im Davis Cup abrufen können? Natürlich haben die Kroaten mit Borna Coric einen Spieler, der ganz weit vorne ist und auch ein ganz starkes Doppel, das nicht einfach zu schlagen ist.

LAOLA1: Wie beurteilst du das Comeback von Dominic? Hast du erwartet, dass er einige Zeit brauchen wird, um ganz nach vorne zu kommen?

Koubek: Für mich war klar, dass es nicht von 0 auf 100 gehen kann. Zudem sind dann einige ungeplante Sachen dazwischengekommen. Der Weg zurück war schlussendlich auch für mich als Fan holpriger als gedacht – das sage ich ganz ehrlich. Da ärgert man sich dann natürlich auch als Zuschauer. Wobei es freilich für ihn am Platz am schlimmsten ist. Man hat aber gemerkt, dass es immer besser wird, je mehr Matches er spielt. Er ist ein Rhythmus-Spieler, er braucht viele Matches und Turniere, damit er wieder in seine Form kommt. Ende letzten Jahres war er schon wieder gut drin, in der Winter-Vorbereitung hat er diesen Rhythmus dann leider wieder verloren und in Australien auch nicht wieder zurückbekommen. Ich bin mir aber sicher, dass er wieder kommen wird. Ob es wieder die Top 10 werden, wird man sehen. Es kommen viele gute junge Spieler nach und die Luft wird immer dünner.

LAOLA1: Wie hat sich das Tennis in den letzten zwei, drei Jahren durch die nachrückenden jungen Spieler verändert?

Koubek: Bei den US Open im vergangenen Jahr habe ich mir gedacht: "Was macht ihr da?" Das war ein so hohes Tempo mit immer weniger Fehlern – das war sensationell. Auch in Australien sind einige junge Spieler sehr weit gekommen. Der Einzige, der da noch dagegenhält ist Novak Djokovic. Er hat in den letzten ein, zwei Jahren weniger gespielt und für den ist die Tür jetzt wieder völlig offen. Wenn er fit bleibt, ist er das Maß aller Dinge. Ein Alcaraz ist natürlich unfassbar, der muss das jetzt aber erst einmal verteidigen. Die Tour bekommt viele neue Gesichter und ist wieder interessant. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass alle den Djoker verfolgen.

Im Video-Interview erklärt Koubek die Überlegenheit von Djokovic gegenüber den jungen Spielern im Detail. Zudem spricht er dabei auch über die Punkte, die Thiem in seinem Spiel verbessern wird müssen, um wieder zurück in die Spitze zu gelangen:

LAOLA1: Dennis Novak ist mit einem Challenger-Titel und einem Halbfinale sehr stark in die Saison gestartet. Gelingt ihm heuer die Rückkehr in die Top 100?

Koubek: Ich hoffe es für ihn, ich habe ja selbst schon einmal mit ihm zusammenarbeitet. Ich weiß, wie viel Potenzial da ist. Es fehlt ein bisschen an der Konstanz. Oft ist er nach einem schönen Erfolg wie einem Challenger-Turniersieg ein bisschen zufriedener als vorher. Wenn dann etwas schiefläuft, dann rennt es nicht mehr so. Er kann unfassbares Tennis spielen. Er muss nur weiter daran arbeiten und die Konstanz reinbringen. Das Wichtigste im Tennis ist nun mal die Konstanz, dass du über Wochen, Monate und Jahre konstant deine Leistung bringst. Die drei Großen haben ja gezeigt, wie man das über 20 Jahre hinweg schaffen kann. Bei vielen anderen Spielern würden ein bis zwei Jahre reichen – dann sind viele Türen offen.

Im Video-Interview spricht Koubek auch über das Potenzial, die Stärken und die Probleme von Jurij Rodionov und Sebastian Ofner:

LAOLA1: Möglicherweise ist es die letzte Möglichkeit, um beim Davis-Cup-Finalturnier dabei zu sein. Die ITF löste den Veranstalter-Vertrag mit Cosmos – wie es weitergeht, steht noch in den Sternen. Wie siehst du die Zukunft des Davis Cups?

Koubek: Die Zukunft wäre eigentlich das gewesen, was jetzt gerade gespielt wird. Es ist schon damals sehr viel darüber diskutiert worden. Ich habe damals gemeint, dass man es sich einmal anschauen muss und dann darüber urteilen, ob es ideal war. Diese Frage möchte ich jetzt nicht beantworten. Wir kennen Davis Cup mit Heim- und Auswärtspartien über Best-of-Five-Matches. Das ist einfach der originale Davis Cup, der den Davis Cup besonders gemacht hat. Die neue Version ist wohl eher ein bisschen schiefgegangen. Das haben sie sich anders vorgestellt. Wo jetzt die Reise hingeht, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Dafür bin ich zu wenig in diesem Thema drin.

LAOLA1: Was würdest du dir als Konsument vom Davis Cup wünschen?

Koubek: Das Heimrecht hat den Davis Cup ausgemacht. Man muss irgendwie wieder dorthin zurückkommen. Es spricht ja nichts gegen ein Finale oder Halbfinale, das man am Ende des Jahres zusammenlegt. Aber es ist sehr schwierig, weil der Turnierkalender mittlerweile so vollgerammelt ist. Deshalb kam es ja auch zu dieser Reform. Der Kalender ist in den letzten Jahren nicht freier geworden. Mein Wunsch wäre, dass die ITF und die ATP wieder an einem Strang ziehen und dem Davis Cup wieder frische Impulse verschaffen und wieder Leben lassen.

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