Solche Geschichten schreibt eben nur der Sport.
Zwei Monate lang musste Lucas Miedler wegen einer Muskelverletzung an der rechten Wade pausieren, erst im September ging der Niederösterreicher wieder gemeinsam mit Doppelpartner Alex Erler im Davis Cup auf den Platz.
Mit dem Tiroler holte er sogleich den Siegpunkt für Österreich gegen die Türkei. Danach holte er sich bei Challenger-Events mit wechselnden Partnern wieder zusätzliche Spielpraxis, ehe er vergangene Woche erneut mit Erler vereint überraschend den Titel beim ATP-250-Turnier in Antwerpen holte.
Und diesen Erfolgslauf setzten die beiden sogleich bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle fort: Nach drei weiteren Siegen steht das ÖTV-Duo nun auch in Wien im Endspiel (Spielbericht>>>).
"Unglaublich, dass es gleich wieder so gut funktioniert"
"Es ist unglaublich, dass es gleich wieder so gut funktioniert", freute sich Miedler dementsprechend nach der vollbrachten Arbeit im Halbfinale, in dem sie zwei Matchbälle abwehren mussten.
Warum es gleich wieder so gut geklappt hat? "Es ist natürlich kein Geheimnis, dass wir beide wissen, wie der andere spielt. Wir kennen uns in- und auswendig. Ich bin beim Davis Cup ja gleich ohne viel Trainingserfahrung eingestiegen und alles hat gleich wieder super funktioniert."
Trotzdem hätten auch die beiden nicht damit gerechnet, nun am Sonntag die Chance auf zwei Turniersiege hintereinander zu haben. "Dass es gleich wieder so gut läuft, ist natürlich überraschend. Aber wir freuen uns natürlich darüber und vor allem auf das morgige Match."
Erler: "Luci und ich spielen ja schon seit über drei Jahren gemeinsam. Es ist mal wieder eine unfassbare Story. Aber jetzt wollen wir noch einmal Gas geben."
Revanche für Wimbledon?
Leicht wird es nicht im Endspiel: Mit Neal Skupski/Michael Venus wartet erneut eine schwierige Aufgabe auf das ÖTV-Duo. In der ersten Wimbledon-Runde trafen diese beiden Paarungen heuer bereits aufeinander. Damals setzten sich Skupski/Venus nach Abwehr von Matchbällen im Tiebreak des Entscheidungs-Satzes durch.
Erler: "Das wird wieder eine sehr enge Partie. Mit den ganzen Zuschauern im Rücken können wir hoffentlich Gas geben und uns den Titel holen."
Gerade der Heimvorteil könnte diesmal für das entscheidende Quäntchen zu Gunsten der Österreicher sorgen.
"Vielleicht können wir vor eigenem Publikum noch einmal ein paar Prozent rausholen", so Erler, der heuer schon in Kitzbühel an der Seite von Andreas Mies den Titel holen konnte. Mit Miedler triumphierte der Tiroler in Kitzbühel 2021 und Wien 2022.
Größere Erfahrung als Vorteil und Versprechen für die Zukunft
Seit den Premierenerfolgen vor drei Jahren habe sich bei den beiden aber viel getan. "Wir sind jetzt vielleicht auch ein bisschen ruhiger als früher. Natürlich ist man noch ein bisschen nervös, wenn man auf den Center Court kommt. Ich glaube aber schon, dass die Erfahrung eine große Rolle spielt."
Wobei das volle Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft sei. "So alt sind wir ja immer noch nicht. Unsere Gegner sind meist Mitte 30", so Erler, der als 26-Jähriger zwei Jahre jünger als Miedler ist.
Ob die beiden auch im kommenden Jahr gemeinsam auf Punkte- und Titeljagd gehen, ist übrigens nicht fix. Gerüchteweise könnte es zur Trennung kommen. Kommentieren wollte diese Spekulationen beide Spieler vor dem großen Finale in Wien aber nicht.