Das Premieren-Abenteuer bei den Erste Bank Open ging für Joel Schwärzler am Montagabend wie erwartet schon in der ersten Runde zu Ende.
Der Weltranglisten-Dritte Alex Zverev erwies sich für die 18-jährige ÖTV-Hoffnung als (noch?) unüberwindbare Hürde (Spielbericht>>>).
"Bei einem Challenger-Turnier kannst du dir noch Fehler leisten, die du hier nicht machen darfst - vor allem gegen eine Nummer drei der Welt", meinte Schwärzler nach der Partie.
"Es gibt einen Grund, warum die so weit vorne stehen. Challenger-Spieler stehen zwischen 120 und 400 im ATP-Ranking - in Wien sind circa zehn Top-20-Spieler am Start. Das ist schon ein großer Unterschied. Die können konstant sehr gute Bälle spielen und ein guter Ball reicht nicht, damit sie passiv werden oder einen schlechten drauf spielen. Da muss man mehrere gute Bälle hintereinander spielen, damit man dem Gegner weh tun kann."
Schwärzler nach Wien-Aus: "Ich habe die Schläge" >>>
Schwärzler nimmt viele Erfahrungen mit
Eine von vielen Lektionen, die Schwärzler aus der Stadthalle mitnehmen kann. Neben dem Tennis auf dem Platz war für den Vorarlberger vor allem das Drumherum bei den Erste Bank Open sehr spannend. Die meisten Spieler kannte er selbst nur aus dem Fernsehen bzw. von kurzen Blickkontakten bei Grand-Slam-Turnieren, bei denen er in den vergangenen beiden Jahren als Junior mit dabei war.
"Ich habe ein paar Spieler bei den Grand-Slam-Turnieren gesehen. Ich habe sie diese Woche ein bisschen kennengelernt. Ich kannte sie, sie kannten mich nicht (lächelt). Da sind einige super Persönlichkeiten dabei. Ich bin sehr gut angenommen worden. Es hat mir auch sehr viel bedeutet, dass ich beim Red Bull Bassline dabei sein durfte. Es war eine super Erfahrung", leuchten die Augen des Youngsters, wenn er von seinen Erlebnissen bei seinem ersten ATP-500-Turnier berichtet.
Normalerweise ist der Weltranglisten-347. schließlich nur auf der deutlich weniger glamourösen Challenger-Tour unterwegs. "Es ist hier sicher schöner. Ich würde lieber mehr Turniere wie Wien spielen als Challenger. Das macht schon mehr Spaß. Deshalb werde ich hart dafür arbeiten, damit ich hoffentlich einmal keine Wild Card für diese Turniere brauche."
Spanischer Coach auf Probezeit
Mit wem er diese Arbeit in den kommenden Monaten verrichten wird, ist noch offen. Schwärzler wurde in der Partie gegen Zverev erstmals vom spanischen Coach Juan Ozon-Llacer betreut.
Der Iberer arbeitete früher erfolgreich mit dem Chilenen Nicolas Jarry zusammen und befindet sich gerade in einer Probephase mit Schwärzler, der sich vor Kurzem vom ÖTV und seinem bisherigen Trainer Jürgen Melzer, der ihn drei Jahre lang begleitete, getrennt hat.
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Auf diese Probezeit legt Schwärzler derzeit auch seinen vollen Fokus. Die nächsten Tage wird er noch in Wien mit dem Spanier trainieren, ehe es kommende Woche zum Challenger-Turnier nach Bratislava geht. "Dort kann ich die Trainingsstunden hier mit den Topspielern hoffentlich schon umsetzen und ein gutes Turnier spielen."
Zusammenarbeit mit Bresnik nicht ausgeschlossen
Zuletzt wurde auch über eine mögliche Zusammenarbeit mit Günter Bresnik spekuliert, der seine Tennis-Akademie in der Südstadt hat - dem aktuellen Wohnort von Schwärzler.
"Natürlich ist Günter eine Option", will der Vorarlberger eine mögliche Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Coach von Dominic Thiem nicht ausschließen. "Er ist einer der bekanntesten und besten Trainer der Welt. Ich habe in den letzten paar Jahren auch schon öfter mit Günter trainiert. Wir haben eine sehr gute Beziehung. Wir verstehen uns und ich glaube, dass er mir auch helfen könnte."
Derzeit sei das aber noch Zukunftsmusik. Der Fokus liege auf eine mögliche Zusammenarbeit mit Ozon-Llacer, der auf Empfehlung von Schwärzler-Manager Galo Blanco, der schon mit Thiem und Melzer zusammenarbeitete, für die Probezeit engagiert wurde.
"Momentan fokussiere ich mich aber voll auf Juan. Es ist wichtig, dass ich nicht vier verschiedene Trainer auf einmal habe", so Schwärzler, der bei einer Entscheidung für den Iberer nach Spanien ziehen würde. "Wir verstehen uns sehr gut, wir wollen das Gleiche. Mal schauen, ob das was wird."
Sollte der Umzug nach Spanien Realität werden, würden sich laut Schwärzler daraus einige Vorteile ergeben. "Wenn ich von Österreich weggehe, ist ein bisschen Druck weg, weil ich mich mehr auf mich selbst konzentrieren kann."
Schwärzler bezieht sich damit vor allem auf seine zugewiesene Rolle als künftigen Thiem-Nachfolger. Die Fußstapfen, die der ehemalige Weltranglisten-Dritte und US-Open-Gewinner von 2020 hinterlässt, sind naturgemäß riesig: "Es ist nicht so einfach, weil ich zwar nicht der einzige bin, aber einer von drei, die als Nachwuchshoffnung zählen. In anderen Ländern gibt es mehrere Spieler. Das heißt, dass der ganze Pressure auf mich gerichtet ist", weiß Schwärzler, der sich dementsprechend gewünscht hätte, dass Dominic Thiem noch ein bisschen länger auf der ATP-Tour mit dabei gewesen wäre. Er könne die Entscheidung des 17-fachen ATP-Titelträgers aber durchaus verstehen.
Umzug ins Ausland als Vorteil
"Für mich ist es schade, dass der Dominic aufhört. Für ihn war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Mit diesem Pressure muss ich aber umgehen können. Wenn ich das kann, werde ich mich in den nächsten zwei, drei Jahren hoffentlich sehr, sehr weit vorspielen. Es ist aber gut, dass ich Pressure habe - das heißt, dass Leute an mich glauben, dass ich es schaffen kann. Ich werde versuchen, das Positive daraus zu nehmen."
Nichtsdestotrotz wäre demnach aber ein Umzug ins Ausland, der ihm auch schon von Tennis-Legende Thomas Muster angeraten wurde, eben ein guter Weg, etwas Druck rauszunehmen.
"Im Ausland kennt mich keiner mehr. Da werde ich als Normaler behandelt - das ist in Österreich nicht so, auch wenn es natürlich nicht so extrem ist wie bei anderen Spielern. Es würde aber wohl nicht schaden, aus Österreich wegzuziehen und mich auf mich selbst zu konzentrieren."
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