"Ohne dem Publikum hätte ich die Partie heute nie gewonnen", stellte Dominic Thiem nach seinem denkwürdigen und heroischen 2:6, 7:6 (2), 7:6 (6)-Erfolg über US-Boy Tommy Paul in der ersten Runde der Erste Bank Open klar.
Beinahe über die gesamte Spielzeit lief der Niederöstereicher einem Rückstand hinterher, bei 4:6 sah er sich im Tiebreak des Entscheidungssatzes sogar zwei Matchbällen gegenüberstehen.
Doch Thiem kämpfte sich angefeuert von 7.700 Zuschauern noch einmal zurück und zwang sich über die Ziellinie ins Achtelfinale.
"Unglaubliche Stimmung und Energie"
"Es war eine unglaubliche Stimmung und eine unglaubliche Energie. Es war ein richtig emotionaler Abend und auch eine spezielle Partie, weil ich gefühlt immer ein bisschen der schwächere Spieler war", meinte der ehemalige Weltranglisten-Dritte, der sich nach seinem Kraftakt erschöpft auf den Rücken fallen und von den Fans feiern ließ.
"Ich habe es so sehr vermisst. Es war lange her, viel zu lange. Es war absolut unglaublich. Alleine schon wegen der heutigen Partie haben sich die ganzen schwierigen Monate ausgezahlt", blickte er auf seine lange Verletzungspause und die extrem schwierige Phase im Frühjahr und Sommer nach seinem Comeback zurück.
"Nach dem Titelgewinn 2019 war das sicher die zweitwichtigste Partie in Wien für mich."
"Hab mich noch nie nach Erstrunden-Sieg auf Rücken gehaut"
Dementsprechend erklärte er auch seine ungewohnt emotionale Reaktion, sich nach dem Matchball auf den Rücken fallen zu lassen.
"Ich habe mich sicherlich noch nie nach einem Erstrunden-Sieg auf den Rücken gehaut. Das mache ich normal immer nur zu sehr speziellen Momenten, wenn ich das Gefühl habe, dass das wichtig und kein alltägliches Match war. Und das war es heute."
Denn der Spielverlauf war wirklich alles andere als einfach zu verdauen für Thiem. Mit 2:16 Punkten geriet er schnell mit 0:4 in Rückstand.
Nach dem total verpatzten ersten Satz kämpfte er sich wieder zurück in die Partie, doch es blieb bis zum Ende auf des Messers Schneide.
Als Belohnung winkt Duell gegen Medvedev
"Ich bin einfach die ganze Zeit hinterhergelaufen. Der zweite Satz war ganz eng, der erste Satz war ein katastrophaler Fehlstart und beim dritten ging wieder der Start daneben. Das zehrt natürlich. Aber die Stimmung in der Halle ist unfassbar. Da fightet man bis zum letzten Punkt und das hat sich am Ende ausgezahlt."
Als Belohnung darf sich Thiem nun wahrscheinlich am Donnerstag auf ein Duell mit dem ehemaligen Weltranglisten-Ersten Daniil Medvedev freuen.
Der Russe muss allerdings zuvor noch am Mittwoch sein Erstrunden-Match gegen den Georgier Nikoloz Basilashvili absolvieren. "Das wird wohl zu 80 Prozent Medvedev gewinnen", prophezeit Thiem.