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7 Gründe, warum Thiem einer von Österreichs Größten ist

Eine ganz große Karriere geht in diesen Tagen zu Ende. Warum Dominic Thiem einer der größten österreichischen Sportler aller Zeiten ist:

7 Gründe, warum Thiem einer von Österreichs Größten ist Foto: © GEPA

In dieser Woche verabschiedet sich Dominic Thiem von der großen Tennis-Bühne.

Der 31-jährige Niederösterreicher wird bei den Erste Bank Open das letzte ATP-Turnier seiner Profi-Karriere bestreiten. Nach seiner schweren Handgelenksverletzung im Jahr 2021 fand der ehemalige Weltranglisten-Dritte und US-Open-Gewinner von 2020 nicht wieder zurück zu alter Stärke.

Möglicherweise ist das heutige Erstrunden-Match gegen den Italiener Luciano Darderi (ab 18 Uhr im LIVE-Ticker) also das letzte Match seiner Karriere.

Eine Karriere, die in Österreich trotz des überraschend frühen Endes seinesgleichen sucht. Dass er gemeinsam mit Thomas Muster zu den größten heimischen Tennis-Spielern aller Zeiten gehört, steht außer Frage. Doch auch darüber hinaus darf sich Thiem unserer Meinung nach zu den Größten zählen.

7 Gründe, warum Dominic Thiem einer der größten österreichischen Sportler aller Zeiten ist: 

1. Turniersiege und Final-Teilnahmen

17 ATP-Titel konnte Dominic Thiem in seiner am Ende gar nicht mal so langen Karriere einfahren. In Österreich kann diesbezüglich nur Thomas Muster mit 44 Turniersiegen mehr vorweisen. Grand-Slam-Titel haben sowohl Thiem als auch der Steirer jeweils einen auf dem Konto.

Thiem triumphierte 2020 bei den US Open, Muster 1995 in Roland Garros. Im Gegensatz zu Muster stand Thiem allerdings auch noch drei weitere Male in einem Major-Endspiel: 2018 und 2019 bei den French Open, wo er jeweils gegen Sandplatz-König Rafael Nadal verlor, hinzu kommt das legendäre Australian-Open-Finale gegen Novak Djokovic, in dem sich Thiem erst nach fünf hartumkämpften Sätzen geschlagen geben musste.

Zudem stand Thiem in den Jahren 2019 und 2020 auch noch im Endspiel der ATP Tour Finals. Mit 8:1 hat Muster bei den 1000er-Titel dafür klar die Nase vorne. Seinen einzigen Turniersieg in dieser Kategorie holte Thiem im Jahr 2020 in Indian Wells, als er im Endspiel den großen Roger Federer in die Knie zwang. Auch wenn die Zeiten natürlich schwer zu vergleichen sind (Thiem hatte die "Best Three" Federer, Nadal und Djokovic gegen sich – Muster musste mit extremen Belagsunterschieden zurechtkommen), gehören beide Spieler auf jeden Fall zu den besten Spielern ihrer Generation.

2. Ranglistenplatzierungen

Wie konstant stark Dominic Thiem in seinen erfolgreichsten Jahren auf der ATP-Tour performte, lässt sich wahrscheinlich am besten durch seine Weltranglisten-Platzierungen belegen. Unglaubliche 260 Wochen stand der Niederösterreicher in den Top Ten und sogar 111 Wochen in den Top drei.

Sein bestes Ranking am Jahresende verzeichnete er im Jahr 2020, als er auch die US Open für sich entscheiden konnte. Drei Mal beendete Thiem das Jahr in den Top drei, fünf Mal in den Top Ten und sieben Mal in den Top 20.

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3. Spielstil

Dominic Thiem hat nicht nur großartige Siege und Erfolge. Auch die Art und Weise, wie er seine Matches für sich entscheiden konnte, werden in Erinnerung bleiben. Vor allem zwei Schläge haben den kraftvollen und aggressiven Spielstil des Lichtenwörthers ausgezeichnet.

Da wäre zum einen natürlich seine einhändige Rückhand, die neben Thiem nur mehr von einer Handvoll Top-Spieler praktiziert wird. Aktuell finden sich mit Stefanos Tsitsipas, Grigor Dimitrov und Lorenzo Musetti nur mehr drei Akteure in den Top 20, die ihre Backhand lieber ein- als beidhändig spielen.

Doch auch wenn Thiems-Rückhand Tennis-Ästheten viele Jahre mit der Zunge schnalzen ließ: Seine Hauptwaffe war sein extremer Vorhand-Topspin, mit dem er seine Kontrahenten reihenweise in Bedrängnis bracht.

4. Sportliche Fairness

Sportliche Erfolge sind das eine, beinahe noch viel mehr zählt aber das Verhalten auf dem Platz. Sei es im Falle einer Niederlage oder eines Sieges. In beiden Fällen zeigte Thiem während seiner ganzen Karriere Respekt gegenüber seinen Gegnern, unabhängig vom Ausgang des Spiels.

Er würdigte deren Leistungen und vermied unsportliches Verhalten. Da wurde auch schon einmal ein mutmaßlicher Out-Ruf eines Linienrichters korrigiert, obwohl es zu den eigenen Gunsten gewesen wäre. Auch in Drucksituationen überzeugte Thiem mit seinem professionellen Auftreten.

Kaum einmal ließ er sich von seinen Emotionen leiten, sondern blieb fokussiert. Und natürlich ließ auch Thiems Verhalten gegenüber Schiedsrichtern wenig Anlass zur Kritik aufkommen. Er begegnete den Unparteiischen stets fair und respektvoll. Dementsprechend oft wurde Thiem während seiner Karriere oft mit den Vorzeige-Profis Roger Federer und Rafael Nadal verglichen.

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5. Auslöser des Tennis-Booms

Als Dominic Thiem in den Jahren 2015 und 2016 seinen großen Durchmarsch in die Weltspitze startete, hatte der österreichische Tennisverband 170.000 Mitglieder. Mittlerweile steht der drittgrößte Sportverband des Landes kurz vor dem Durchbrechen der 200.000er-Marke.

Dominic Thiem inspirierte Kinder, ihre ersten Schritte auf dem Tennisplatz zu machen. Er erweckte in jungen Talenten das Feuer, es ihm gleichzutun und er brachte auch altgediente Recken wieder dazu, doch noch einmal mit etwas mehr Ehrgeiz als zuvor den Schläger zu schwingen. 

6. Weltweite Anerkennung internationaler Sportgrößen

In Österreich war und ist Dominic Thiem ein absoluter Sportheld. Doch seine Strahlkraft geht auch über die Landesgrenzen hinaus. Kein Wunder, schließlich war der Lichtenwörther vorübergehend der einzige Spieler, der den "Big Three" Paroli bieten konnte. Nur Andy Murray und Thiem konnten gegen Federer (5:2), Nadal (6:10) und Djokovic (5:7) jeweils zumindest fünf Partien gewinnen.

Dementsprechende Anerkennung wurde ihm selbst von den Größten seiner Zunft zuteil. Federer, Nadal und Djokovic lobten den Niederösterreicher fast immer in den höchsten Tönen. Und auch abseits der Tennis-Welt hat Thiem viele Bewunderer: David Alaba, Gregor Schlierenzauer, Andre Schürrle oder Felipe Luis outeten sich in der Vergangenheit bereits als Thiem-Fans.

Einen derartigen Status muss man sich über viele Jahre lang erarbeiten.

7. Preisgeld, Sponsor-Einnahmen und Gesamtvermögen

Der schnöde Mammon ist wahrscheinlich der langweiligste Punkt in dieser Liste, aber Geld regiert nun mal die Welt und auch mit diesen Zahlen regiert Thiem in Österreichs Sportgeschichte in einer eigenen bzw. der obersten Liga mit.

Alleine an Preisgeld scheffelte der Niederösterreicher unglaubliche 30,3 Millionen Dollar. Hinzu kommen jährlich auch einige Sponsor-Millionen. Das Gesamtvermögen zum Zeitpunkt seines Rücktritts wird auf über 20 Millionen Euro geschätzt. Es gibt nicht viele rot-weiß-rote Sport-Asse, die sich in diesen Einkommens-Regionen bewegen bzw. bewegt haben.

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