Die Enttäuschung nach der Erstrunden-Niederlage gegen Stefanos Tsitsipas bei den Erste Bank Open war zwar freilich groß, so richtig unzufrieden konnte Dominic Thiem mit seiner Leistung am Dienstagabend aber auch nicht sein.
Denn im Großen und Ganzen war die Vorstellung gegen die aktuelle Nummer sieben der Welt im Gegensatz zu vielen anderen Matches in dieser Saison mehr als in Ordnung.
Thiem lieferte Tsitsipas - angefeuert von 9.300 Fans in der Wiener Stadthalle – ein Duell auf Augenhöhe. Am Ende hieß es 6:7 (5), 4:6 aus der Sicht von Thiem.
"Es war richtig gutes Tennis"
"Es war eine echt gute Partie, die nur durch ein paar Kleinigkeiten entschieden worden ist. Es war richtig gutes Tennis", meinte Thiem. "Die Schläge waren gut und ich habe mich auch richtig gut bewegt. Ich war richtig drin in dieser Partie."
Der Lichtenwörther ist auch davon überzeugt, dass er nicht nur wie im Moment die Nummer 99 der Welt wäre, wenn er in der ganzen Saison derartige Leistungen gebracht hätte.
"Man hat klar gesehen, dass meine Probleme nicht bei der heutigen Partie liegen, sondern bei den vielen Partien in diesem Jahr, in denen ich nicht so eine Leistung auf den Platz bringen konnte."
Vergebene Möglichkeiten gegen Tsitsipas
Wobei es durchaus einige Momente gab, die nicht nach Wunsch liefen. Im Tiebreak lag der ÖTV-Daviscupper bereits mit 4:2 voran, vor allem eine verschlagene Rückhand, die das 5:3 gebracht hätte, lag Thiem auch nach der Partie noch schwer im Magen.
"In einem Tiebreak gegen einen Top-10-Spieler darf ich bei 4:3 solche Rückhände nicht verschlagen. Aber das sind eben diese Kleinigkeiten. Indoor gegen solche Gegner muss man das machen, sonst gewinnt man nicht."
Hilfreich für die starke Leistung war freilich auch der Heimvorteil. Die volle Stadthalle gab Thiem einen ordentlichen Push, auch wenn er sich am Ende nicht mit einem Sieg für die Unterstützung bedanken konnte.
Thiem erinnert wieder an alte Zeiten
"Das Heimpublikum hilft mir natürlich extrem. Das habe ich aber leider nur zwei Mal im Jahr, in den anderen Wochen muss ich Wege finden, auch ohne Publikum solche Leistungen zeigen zu können", spielte er auf Wien und Kitzbühel, wo er heuer sogar das Endspiel erreichte, an.
Wobei Thiem aber durchaus zuversichtlich ist, dass ihm dies in Zukunft immer besser gelingen sollte. "Ich bin generell wieder aggressiver in den Ballwechseln. Ich gehe auch öfter ans Netz und das ist immer ein gutes Zeichen. Die Bälle fühlen sich wieder gut an."
Sparring-Partner wie zuletzt Alexander Zverev bestätigten Thiem, dass seine Bälle mittlerweile wieder wie zu seinen besten Zeiten in die andere Hälfte fliegen würden.
"Das ist ein gutes Zeichen, wenn das die Topleute sagen. Ich brauche die Grundintensität, die ich in vielen anderen Turnieren heuer nicht hatte. Meine Bälle müssen so kommen, dass sie dem Gegner richtig weh tun. Wenn die Grundintensität fehlt, bin ich zu lasch."
Kampf um Platz im Hauptfeld der Australian Open
Schon am Samstag wird Thiem die Gelegenheit haben, erneut eine derartige Leistung wie gegen Tsitsipas abzurufen. Dann tritt er nämlich in der Qualifikation für das ATP-1000-Turnier in Paris-Bercy an. Danach wird er noch bei einem 250er Event an den Start gehen – Sofia oder Metz.
Ziel ist es, bei diesen beiden Turnieren noch die nötigen Punkte für einen fixen Platz im Hauptbewerb der Australian Open zu holen.
Sollte es nicht nach Wunsch klappen, würde er es trotzdem nicht mit der Brechstange mit eingeschobenen Starts bei Challenger-Turnieren versuchen. "Dann spiele ich eben Qualifikation in Australien – das hab ich dann nicht anders verdient."