Die Hoffnung war im Vorfeld groß, die Ernüchterung ist es nach seinem Erstrunden-Aus bei den French Open bei Dominic Thiem wohl auch.
Der zweifache Paris-Finalist unterlag dem Argentinier Pedro Cachin nach 3:49 Stunden in fünf Sätzen mit 3:6, 2:6, 7:6(1), 6:4, 2:6 und wurde für seine Aufholjagd nicht belohnt.
Thiem hat damit auch das fünfte Erstrunden-Match bei einem Grand-Slam-Turnier in Folge verloren. Sein bisher letzter Sieg auf diesem Level war ein Fünfsatz-Erfolg über Nick Kyrgios im Jänner 2021.
"Es ist schwierig, ich habe die ersten zwei Sätze richtig gehemmt und verkrampft gespielt. Da hat sehr wenig zusammengepasst", resümiert Thiem nach dem Fünf-Satz-Kampf in Paris. "Dann habe ich mich richtig gut zurückgefightet in die Partie und irgendwie bin ich es von mir gewohnt, dass ich dann solche Partien auch gewinne."
Thiem: "Überzeugung fehlt"
"Diese Überzeugung fehlt einfach zur Zeit, das war das Problem. Deshalb habe ich es nicht geschafft, den letzten Schritt zu gehen, und mich für die gute Aufholjagd zu belohnen", so Thiem weiter.
Die externe Erwartungshaltung sei, so Thiem, nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen: "Die Stimmung war top, das war eher beflügelnd. Ich glaube eher, dass es die eigene Erwartungshaltung ist. Eigentlich weiß ich, wo ich stehe, aber tief drinnen will ich viel und will ich immer mehr. Das passt nicht ganz zusammen, die Erwartungshaltung und mein Tennis."
Für Thiem ist das Aus ernüchternd, hat ihn sein neuer Coach Benjamin Ebrahimzadeh doch bis zu den French Open "in die Spur" bringen wollen. Doch trotz sehr intensiven Trainingseinheiten in den vergangenen Monaten fehlt es dem vierfachen Major-Finalisten und US-Open-Sieger 2020 doch noch deutlich im Vergleich zu früheren Höhenflügen.
Thiem nach wie vor bei den Fans beliebt
Das war vor allem in den ersten beiden Sätzen und dann im fünften Satz der Fall. Auch wenn das recht einseitig hinter Thiem stehende Publikum auf dem 1.100 Zuschauer fassenden Nebencourt 6 dankbar jeden tollen Punkt Thiems bejubelte und der Ex-Weltranglisten-Dritte immer noch ein Standing bei seinen Fans hat: Es war letztlich zu wenig.
"Ich habe sehr gute Sätze gespielt, gegen (Jannik) Sinner, gegen (Holger) Rune, gegen (Andrej) Rublew. Da war ich im Training auf Augenhöhe mit den absoluten Topspielern. Sicher hat das was mit mir gemacht, aber im Match ist es nochmals komplett etwas Anderes", verrät Thiem über seine "bitterste" Niederlage seit langer Zeit.
"Es ist sehr, sehr bitter, aber ich habe sicher eineinhalb Jahre nicht zu hundert Prozent meine Arbeit gut gemacht. Die letzten sechs Wochen definitiv wieder, aber das reicht offensichtlich nicht, da wieder einen guten Lauf zu starten. Deshalb ist es extrem bitter, aber es ändert jetzt nicht so viel am ganzen Prozess", erklärt die ehemalige Nummer drei der Welt weiter.
"Habe mich oft gefragt: Wofür?"
Auf Nachfrage, warum er eineinhalb Jahre nicht alles gegeben hat, erklärte der frühere Weltranglisten-Dritte dies wieder mit der gewissen Sättigung, die manche Sportler manchmal erreichen.
"Ganz klar, weil ich das große Ziel erreicht habe und dann die Frage gekommen ist, warum, wofür? Warum jeden Tag den ganzen Aufwand betreiben? Und sobald die Frage kommt, dann ist eh schon alles klar. Da ist schon automatisch der letzte Drive weg", sagte er.
Thiem will Sandplatz-Saison noch verlängern
Thiem plant nun, seine Sandplatz-Saison noch zu verlängern. Sowohl in der kommenden Woche, als auch in der Woche nach Paris will er noch zwei Challenger spielen und das obwohl in dieser Zeit ein Urlaub geplant war. "
Aber ich fühle mich nicht wirklich danach, sondern dass ich eher am Platz bleiben will. Es schaut grad jetzt so aus, dass ich nächste Woche noch einen Challenger spiele - Heilbronn oder Bratislava. Wenn die Möglichkeit besteht, dann eventuell in der Woche nach Paris noch einen", gibt ein weiter engagierter Thiem zu.
Die Rasen-Saison bleibt mit Halle und Wimbledon aufrecht.