Mit seinem erstmaligen Finaleinzug bei den French Open hat Dominic Thiem österreichische Sportgeschichte geschrieben.
Von ausschweifender Freude war weder auf dem Platz noch nach dem Spiel viel zu sehen. "Es war schon immer ein ganz großes Ziel von mir, aber trotzdem: Es ist bis jetzt nur das Finale und deshalb bin ich voll konzentriert auf das Match am Sonntag", sagt Thiem.
Man merkt: Der Niederösterreicher gibt sich mit dem Finaleinzug nicht zufrieden, er will den Titel.
Auf dem Weg dorthin schaltete Thiem in seinem dritten Paris-Halbfinale nach 2016 und 2017 den Italiener Marco Cecchinato mit 7:5, 7:6 (10), 6:1 aus.
Thiem: "Ich würde jetzt noch auf dem Platz stehen"
"Ich habe ein sehr schweres Match erwartet, weil Marco ein unfassbares Turnier gespielt und vor mir drei richtig gute Leute geschlagen hat. Deshalb war es alles andere als einfach. Wahrscheinlich würde ich jetzt noch auf dem Platz stehen, wenn ich das Tiebreak im zweiten Satz verloren hätte. Das war der ganz große Schlüssel. Nach dem ist er schon ein bisserl eingegangen, da hat er schon seine ganzen Strapazen gespürt", erklärt Thiem.
Das Level des zuvor großartigen Sandplatz-Matches ließ nach dem Tiebreak deutlich nach, Cecchinatos Widerstand war doch beträchtlich gebrochen. Thiem ging rasch mit 5:0 in Führung und nach 2:17 Stunden nutzte er seinen ersten Matchball zu seinem bisher größten Erfolg.
Turniermodus lässt keine Emotionen zu
"Es war ein Riesengefühl, als ich den Matchball verwandelt habe, aber es war am Ende schon relativ deutlich. Da war ich gegen Nishikori viel nervöser", gibt Thiem zu und dankt zugleich seinem Team (Das Team um Thiem): "Ich weiß und die wissen selbst auch, dass sie einen Riesenanteil daran haben. Die haben alle eine Riesenfreude, freuen sich genauso wie ich mich selbst freue."
VIDEO - Thiem hat das Potenzial für die Nummer 1
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Richtig zeigen konnte Thiem seine Freude allerdings nicht. Darauf angesprochen, meint der 24-Jährige, der erste emotionale Ausbruch "kommt sicher nicht, solange das Turnier nicht vorbei ist. So viel Erfahrung habe ich, dass ich weiß, dass ich voll im Turniermodus bleiben muss bis das Turnier aus ist. Aber dann werde ich sicher ein bisserl darüber nachdenken."
Thiem: "Ich werde jetzt nicht feiern"
Der Niederösterreicher richtet seinen Blick stattdessen sofort auf das Endspiel gegen Rafael Nadal am Sonntag.
"Ich bin jetzt im Finale, das wollte ich, aber trotzdem es ist am Sonntag das größte Match des Turniers und es ist immer scheiße, wenn man ein Finale verliert. Ich freue mich, dass ich im Finale bin. Aber ich werde jetzt nicht feiern, sondern ich will am Sonntag wieder eine solide Leistung abrufen und am besten das Match gewinnen."
Obwohl es eine Premiere für ihn ist, gibt sich Thiem relativ locker: "Für mich wird es ein Match wie jedes andere. Es ist alles größer, es ist ein Grand-Slam-Finale und ganz etwas Spezielles. Trotzdem ist es ein normales Match."
(Noch) keine Zeit zum Träumen
Thiem bestreitet am Sonntag das erste Grand-Slam-Finale seiner Karriere - für Nadal ist es das elfte Endspiel allein in Paris.
Der Titelverteidiger und zehnfache Paris-Sieger besiegt den Argentinier Juan Martin Del Potro klar mit 6:4, 6:1, 6:2. Gegen Thiem liegt der 32-jährige Spanier im Head-to-Head mit 6:3 voran. Das letzte Duell gegen den Niederösterreicher verlor Nadal allerdings vor einem Monat beim ATP-1000-Turnier in Madrid.
Dennoch ist Thiem bewusst: "Es ist noch ein Spiel zu absolvieren, das nicht schwerer sein könnte. Zeit zum Träumen ist danach."
WAS FEHLT THIEM NOCH ZUM SUPERSTAR?
Ist Dominic Thiem zu fad, um ein echter Superstar auf der ATP-Tour zu werden? Und was fehlt ihm spielerisch noch? LAOLA1 on Air - der Sport-Podcast hat mit Dominic und Wolfgang Thiem gesprochen und geht in einer von Moderator Bernhard Kastler geführten Diskussionsrunde mit Kurier-Tennis-Journalist Harald Ottawa und LAOLA1-Experte Christian Frühwald diesen Fragen nach. Viel Spaß beim Reinhören!