Filip Misolic hat am Montagabend dafür gesorgt, dass Österreich erstmals seit 2020 mit zwei Spielern in der 2. Runde der Tennis-French-Open vertreten ist.
Wie auch tags zuvor Sebastian Ofner gegen den Franzosen Terence Atmane konnte der 22-jährige Steirer einen Zwei-Satz-Rückstand gegen den Finnen Otto Virtanen noch drehen. "Man kann sich bei den French Open keine leichten Situationen erwarten. Der Glaube an mich selber war immer da", sagte Misolic.
Zu Ofner gab es mehrere Parallelen. Auch sein engerer Landsmann hatte am Sonntag zuerst wegen Regens länger als geplant auf den Auftritt warten und dann auf einem anderen Außenplatz antreten müssen. Ofner war in seinem Duell im dritten Satz 2:4 hinten gelegen und zog in der Folge noch den Kopf aus der Schlinge.
Misolic musste nach gewonnenem dritten Satz in Durchgang vier ein 0:4 wettmachen, um mit 4:6, 4:6, 6:3, 6:4, 6:2 zu triumphieren.
Ein Muskelkater als Andenken
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"Man muss sich Punkt für Punkt fokussieren, und egal vom Stand her nicht nach vorne blicken. In dem Moment ist es nicht immer leicht, aber das habe ich gut geschafft", verlautete der ÖTV-Akteur. In den vergangenen eineinhalb Jahren habe er so einige Matches gewinnen können.
Auch in Paris 2023 hatte er eine denkwürdige Aufholjagd hingelegt. Damals war nach einem 3:6, 0:5-Rückstand gegen den Franzosen Enzo Couacaud mit 7:6 (7), 6:2 noch der Aufstieg in die 2. Quali-Runde gelungen, in der dann Endstation war.
"Auch letztes Jahr habe ich hier ein Match noch gedreht, manchmal klappt es nicht, aber solange es nicht aus ist, gibt es immer eine Chance, egal wie es steht", gab der Weltranglisten-243. Einblick.
Sein Glücksgefühl nach verwandeltem Matchball war enorm. "Glauben kann ich es schon, ich bin noch immer unter Adrenalin, das wird auch über die Nacht wirken. Ich bin glücklich", betonte Misolic.
Gleich bei seinem ersten Fünf-Satz-Spiel auf der ATP-Tour gab es eine denkwürdige Partie und ein Erfolgserlebnis. Und als Andenken "sicher ein bisschen einen Muskelkater".
Cerundolo "ein super Spieler"
Da ist es gut, dass bis zum Zweitrundenspiel gegen Francisco Cerundolo aller Voraussicht nach zwei freie Tage anstehen. Der als Nummer 23 gesetzte Argentinier hatte beim 6:3, 6:3, 6:4 gegen den Deutschen Yannick Hanfmann deutlich weniger Kräfte verbraucht.
"Ich freue mich, dass ich die Chance habe, bei einem Grand Slam gegen ihn zu spielen. Er ist ein super Spieler, hat ein unglaubliches Niveau von den Schlägen, ist sehr gefährlich auf Sand mit seiner Vorhand", erläuterte Misolic.
Cerundolo war 2019 im Ranking schon einmal 19., aktuell liegt er als 27. nur unweit dahinter. Dieses Jahr war der 25-Jährige im Halbfinale von Rio de Janeiro und im Viertelfinale von Madrid. In Miami hatte er mit Ofner in der 2. Runde einen Österreicher in drei Sätzen in die Schranken gewiesen.
Das bisher einzige Duell mit Misolic konnte der zweifache ATP-Turniersieger 2022 in der Wiener Stadthalle mit zweimal 6:3 in der Auftaktrunde für sich entscheiden. "Es war damals eine gute Partie und ich glaube, dass es auch hier so sein wird", blickte Misolic voraus.
Paris-Trip soll verlängert werden
Für ihn wird es nach gemeisterter Qualifikation Partie Nummer fünf. Gegen weitere hätte er nichts einzuwenden. "Ich hoffe, ich überschreite die Tage, die ich gebucht habe", sagte Misolic. Wie lange er gebucht hat, wusste er nicht. Für Buchungsangelegenheiten sei seine Schwester zuständig.
Ofner ist am Mittwoch wieder im Einsatz. Mit Sebastian Baez wartet wie auf Misolic ein gesetzter Argentinier, es kommt also zweimal zum "Länderkampf". Im vergangenen Jahr hatte Ofner als einziger von drei angetretenen ÖTV-Akteuren die 1. Runde überstanden und dann das Achtelfinale erreicht.
Als 2020 letztmals zwei Österreicher in der 2. Runde waren, scheiterte Jurij Rodionov, Dominic Thiem kam bis ins Viertelfinale. Letztmals mehr als zwei ÖTV-Akteure in der 2. Runde hatte es 2014 gegeben mit Thiem, Andreas Haider-Maurer und Jürgen Melzer.