Dominic Thiem zeigte nach seinem Achtelfinal-Einzug bei den French Open auch menschliche Größe.
"Es ist eine Tragödie, was hier passiert ist", meinte der Niederösterreicher nach seinem Drei-Satz-Erfolg über Steve Johnson, dessen Vater vor wenigen Wochen überraschend verstarb. Beim Shakehands fand Thiem deshalb auch einige Worte des Beileids für seinen Kontrahenten.
"Johnson ist ein sehr, sehr netter Typ. Es zeigt, dass es viel wichtigere Dinge als Tennis im Leben gibt."
Mit Leistung zufrieden
Mit seiner Leistung in der 3. Runde war der Bresnik-Schützling auf jeden Fall zufrieden. "Ich denke, das war ein gutes Match. Der Schlüssel war, dass ich den zweiten Satz im Tiebreak gewonnen habe", meinte Thiem im großen Interview-Raum im Stadion Philippe Chatrier zur versammelten Presse.
Johnson habe einen schlechten Start gehabt. "Er hatte zwei harte Matches und war zu Beginn vielleicht ein bisschen müde, daher war der erste Satz ziemlich schnell vorbei", erklärte Thiem. Danach habe der US-Amerikaner richtig gut gespielt.
Erster Auftritt in der "Stierkampf-Arena"
Es war das erste Match auf dem berühmten Court 1, der wegen seines Rundbaus "Stierkampf-Arena" genannt wird, für Thiem. Ein Platz, der sehr bald den Modernisierungsplänen der Anlage zum Opfer fallen wird. "Ich bin sehr froh, dass ich zumindest ein Match auf dem Platz gehabt habe, das ist ein legendäres Stadion. Ich finde es sehr schade, dass sie es niederreißen."
Thiem steht zum dritten Mal en suite in der Runde der letzten 16 eines Grand-Slam-Turniers, aber als Selbstverständlichkeit sieht der Weltranglisten-Siebente das immer noch nicht an.
"Nein, es fühlt sich überhaupt nicht normal an. Es ist schon eine relativ große Hürde zwischen erster und zweiter Woche, deswegen ist es definitiv immer etwas Besonderes, wenn man da ins Achtelfinale einzieht", meinte der Niederösterreicher.
Offensichtliche Leistungssteigerung
Die Leistungssteigerung gegenüber den ersten beiden Runden war offensichtlich und auch Thiem war darüber froh. "Ja, das war echt okay, die Schläge waren sehr aggressiv."
Schon am Vortag habe er sich nach einem guten Training sehr wohlgefühlt. "Ich habe gut serviert, teilweise ganz okay returniert, aber vor allem die Schläge waren sehr aggressiv und hatten sehr viel Speed."
Wie schon 2016 ist neuerlich der programmierte Achtelfinal-Gegner Thiems durch eine Verletzung ausgefallen. Im Vorjahr hatte sich Rafael Nadal aus dem Turnier zurückziehen müssen, diesmal war es sein Kumpel Goffin, mit dem er erst vor zwei Tagen trainiert hatte.
"Tut mir sehr leid für David Goffin"
"Es tut es mir natürlich sehr leid für den David. Ich hoffe, dass er eine sehr schnelle Erholung hat", sagte Thiem. Vor einem Jahr war der Lichtenwörther mit einem Viertelfinalsieg über Goffin nicht nur in sein erstes Grand-Slam-Halbfinale, sondern auch erstmals in die Top Ten eingezogen.
Nun ist also Zeballos der nächste Gegner. "Der ist Linkshänder, sonst weiß ich nicht viel über ihn. Gegen Goffin hätte ich wenigstens gewusst, was mich erwartet", sagte Thiem schmunzelnd.
Der achtfache Turniersieger weiß aber natürlich, dass Zeballos schon eine recht gute Saison hinter sich hat. "Der kann auch sehr unangenehm werden, weil ich ihn ja gar nicht kenne."
Bislang makellose Bilanz ist am Sonntag in Gefahr
Die 9:0-Satz-Bilanz in Roland Garros 2017 könnte also schon am Sonntag in Gefahr geraten. "Es wird definitiv nicht so weitergehen. Es ist eine schöne Statistik, aber nicht mehr", sagte Thiem.
Gefordert sei er in den ersten drei Runden dennoch genug geworden. "Ich bin glücklich, dass ich noch keinen Satz abgegeben habe, aber alle drei waren sehr gute Gegner."
Sollte Thiem die Achtelfinal-Hürde Zeballos nehmen, dann könnte ihm am Dienstag darauf ein Viertelfinal-Duell mit Novak Djokovic blühen. Der Serbe mühte sich Freitagabend allerdings selbst noch sehr, überhaupt das Achtelfinale zu erreichen.
"Sicher weiß ich, wer im Viertelfinale warten könnte, aber es könnte auch ein Viertelfinale Zeballos - Pouille geben", meinte Thiem schmunzelnd.