Der Weg zum Tennis-Profi ist lang und beschwerlich. Und vor allem teuer!
Um der erst 14-jährigen Anna Pircher den Sprung an die Spitze zu ermöglichen, wurde beispielsweise ein sechsstelliges Jahres-Budget auf die Beine gestellt.
Keine Frage, die Tirolerin ist ein Ausnahme-Talent, das "rechtfertigt" nicht nur laut ihrem eigenen Coach Hannes König solche Investitionen.
Fünfstellige Jahres-Budgets sind normal
Aber auch sonst sind im Jugendbereich von 14 bis 18 Jahren jährliche Summen im mittleren fünfstelligen Bereich an der Tagesordnung.
Tennis-Coach, Mentaltrainer, Physiotherapeut und vor allem die vielen Turnierreisen, die in diesem Alter noch nicht ohne Begleitung möglich sind, fordern das Geldbörserl der Eltern. Denn mit Unterstützung von Sponsoren können nur die wenigsten rechnen und auch dieser Support hat bei derart hohen Summen seine Grenzen.
Dementsprechend wies auch Wolfgang Thiem bei unserem Besuch in der von ihm geleiteten Burgenland-Akademie in Oberpullendorf immer wieder darauf hin, dass für ihn die Leistbarkeit und Finanzierbarkeit oberste Priorität haben.
Nur 20 Österreicher schafften es in die Top 100
Zwischen 965 und 2.890 Euro pro Monat betragen dort die monatlichen Kosten je nach Kader-Zugehörigkeit.
Zwar sind auch diese anfallenden Summen für viele Familien nicht gerade leicht zu stemmen, zumindest ist es aber keine völlig unüberwindbare Hürde, es vielleicht doch einmal mit einer Karriere als Tennis-Profi zu versuchen.
Eines muss man sich bewusst sein: Solange nicht der heiß ersehnte Sprung in die Top 100 gelingt, gestaltet sich das Leben im Tennis-Zirkus im besten Fall als Nullsummen-Spiel.
Die hohen Preisgelder und millionenschweren Sponsoren-Gelder gibt es nur in der erweiterten Weltklasse zu holen. Und dorthin schafft es nur ein Bruchteil der ambitionierten Mini-Federers: Gerade einmal 20 Österreicher haben es in der ATP-Geschichte in die Top 100 geschafft.
Diese 20 Österreicher knackten die Top 100 des ATP-Rankings
Eine Leistung, vor der man den Hut ziehen muss, denn in kaum einer anderen Sportart herrscht eine derart hohe Leistungsdichte.
Immer weniger Spieler versuchen sich als Tennis-Profi
Ob es am Ende mit dem angepeilten Sprung in diesen erlauchten Kreis klappt, hängt zudem von vielen Faktoren ab. Talent und Trainings-Wille sind sowieso zwingende Voraussetzung. Wenn der Körper nicht mitspielt und Verletzungen die Entwicklung behindern, helfen auch die besten Anlagen und die vorbildlichste Einstellung nichts.
Kein Wunder also, dass gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten wie diesen weniger Spieler das Risiko eingehen wollen, es mit einer kostspieligen Profi-Karriere zu versuchen.
Wolfgang Thiem bemerkt diesen Trend selbst in seiner Tennis-Akademie in Traiskirchen, die sich um "eine gewisse Klientel kümmert, die in Österreich überschaubar ist. Wir haben in unserem Land nicht so viele Spieler, die 18 oder 19 Jahre alt sind und Tennis-Profi werden wollen", so Thiem, der hier einen rückläufigen Trend beobachtet.
"Vor ein paar Jahren hat es noch mehr gegeben. Vom Gefühl her ist es weniger geworden, weil es von den Kosten immer mehr wird. Viele können ihrem Kind das einfach nicht ermöglichen, es für zwei, drei Jahre zu probieren."
Umso mehr sollten wir es zu schätzen wissen, dass sich dann doch immer wieder talentierte und ehrgeizige Spieler dazu aufraffen und es trotz aller widrigen Umstände versuchen, sich ihren Lebenstraum "Tennis-Profi“ zu erfüllen. Nur so werden wir hoffentlich schon bald den 21. oder 22. Österreicher in den Top 100 begrüßen dürfen.