Im Oktober wurde Magnus Brunner als neuer ÖTV-Präsident präsentiert. Der 48-jährige Vorarlberger folgte Interims-Präsidentin Christian Toth, die im März 2019 für den zurückgetretenen Werner Klausner einspringen musste und den Verband anführte.
Brunner ist kein unbeschriebenes Blatt im heimischen Verband. Bereits vor sieben Jahren war er Vize-Präsident unter Ronnie Leitgeb. Der Staatssekretär im Klimaschutz- und Umweltministerium ist zudem selbst ein mehr als ordentlicher Tennis-Spieler, stand er zu seinen besten Zeiten schließlich sogar schon einmal im Viertelfinale der Staatsmeisterschaft.
Eine Leidenschaft, die er auch seinen drei Söhnen weitervererbte, die sich selbst im Leistungs-Tennis versuchen bzw. kurz davorstehen.
Im LAOLA1-Interview spricht er darüber, warum er den Posten des ÖTV-Präsidenten ergriff, wo er künftig den Hebel ansetzen will, wo er Probleme sieht und wie sich Corona auf den Tennis-Sport in Österreich auswirkte.
LAOLA1: In der Vergangenheit war der Posten des ÖTV-Präsidenten aufgrund der vielen Zwistigkeiten einzelner Gruppen nicht gerade ein Wohlfühl-Job. Haben Sie lange überlegt, bis Sie sich dazu entschieden haben, diese Aufgabe angehen zu wollen?
Magnus Brunner: Ja, wir haben lange überlegt. Ich bin im Frühsommer darauf angesprochen worden, ob ich mir das vorstellen kann und habe dann im Sommer mit den Landespräsidenten und verschiedenen Persönlichkeiten im Tennis-Sport gesprochen und dabei gemerkt, dass der Wille der Zusammenarbeit eigentlich sehr groß ist. Natürlich hat jeder seine Prioritäten. Mir und meinem Team geht es darum, dass wir den Tennis-Sport weiterbringen. Der Sport soll im Mittelpunkt stehen und dann finden wir auch Möglichkeiten, die verschiedenen Kräfte zu bündeln, auch wenn wir nicht immer alles unter einen Hut bekommen werden. Ich und mein Team sind nach den Gesprächen im Sommer zur Entscheidung gekommen, dass es das wert ist, sich für den heimischen Tennis-Sport einzusetzen. Wir brennen alle seit vielen Jahren für das Tennis.
LAOLA1: Wichtig wird in jedem Fall sein, eine gute Beziehung zu Wolfgang Thiem und dessen neuer Akademie in Traiskirchen zu haben. Wie gut kennt ihr euch bereits?
Brunner: Da meine Burschen im Jugend-Nationalteam waren, hatte ich das Glück Wolfgang Thiem schon vor einziger Zeit kennenzulernen. Er hat dort immer wieder einzelne Wochenenden mitgestaltet. Nicht sehr nah, aber im Sommer habe ich ihn in sehr guten und intensiven Gesprächen näher kennenlernen dürfen. Natürlich hat er seine eigenen Ideen, die für den heimischen Tennis-Sport auch sehr unterstützenswert und positiv sind. Wichtig ist, dass jeder in seinem Bereich das macht, was er am besten kann.
LAOLA1: Sie selbst waren einmal im Viertelfinale der österreichischen Staatsmeisterschaften. Aber auch durch Ihre Söhne sind Sie dem Leistungstennis sehr nah verbunden.
Brunner: Ja, das stimmt. Die Zwillinge sind 13 Jahre alt und die spielen in ganz Österreich bzw. haben auch schon in Europa für den ÖTV im Natonalteam spielen dürfen. Der Kleinste ist sechs Jahre alt und der ist der fanatischste von allen. Der würde am liebsten jedes Wochenende Turnier spielen. Vorerst spielt er natürlich nur die Kids-Turniere, er freut sich aber schon, wenn er auch in ganz Österreich spielen darf.
LAOLA1: Dann ist Ihnen sicherlich der schwierige Weg von ganz unten nach oben im Tennis gut bekannt. Wo sollte man in der Nachwuchsarbeit zuerst den Hebel ansetzen bzw. wo gibt es den größten Nachholbedarf?
Brunner: Es gibt in den Ländern aber auch auf dem privaten Sektor sehr tolle Initiativen. Bei den Kleinen ist das entscheidend. Das müssen wir fördern. Mit Jürgen Melzer als neuen Sportdirektor haben wir jemanden, der gewillt ist, in die Länder zu fahren und sich dort die besten Spieler anzuschauen und sich mit den jeweiligen Trainern auszutauschen und zu besprechen, was es zu verbessern gibt. Wir werden gemeinsam mit Jürgen Melzer ein Programm entwickeln.
LAOLA1: Ein altbekanntes Problem in Österreich ist, dass vielen jungen Spielern aus dem Westen der Weit in die Südstadt zu weit ist. Gibt es Überlegungen, vielleicht einen zweiten Standort im Westen zu machen?
Wenn jemand das Angebot in der Südstadt annehmen will, dann ist das wunderbar, aber wir müssen auch die anderen unterstützen, die das - aus welchen Gründen auch immer - nicht wollen.
Brunner: Zuerst einmal müssen wir schauen, dass die Südstadt attraktiver wird. Wir brauchen als Tennis-Verband einen Stützpunkt, der besser sein muss. Aber es ist natürlich richtig, dass nicht jeder aus Vorarlberg oder Tirol in die Südstadt will. Das hängt auch mit dem familiären Umfeld zusammen. Also muss es auch in jedem Bundesland möglich sein, entsprechend spielen zu können. Wenn jemand das Angebot in der Südstadt annehmen will, dann ist das wunderbar, aber wir müssen auch die anderen unterstützen, die das - aus welchen Gründen auch immer - nicht wollen. Es muss ein Mix aus Maßnahmen sein. Zuerst müssen wir aber die Südstadt attraktiver machen. Vor allem was die Infrastruktur und die Trainingsmöglichkeiten betrifft. Im östlichen Teil Österreichs gibt es sicher auch viele Synergien mit privaten Initiativen und Landesakademien.
LAOLA1: In den letzten Jahren war vor allem das Problem im Damen-Nachwuchs augenscheinlich. Es gibt nur sehr wenige Mädchen, die überhaupt Leistungstennis spielen, wodurch natürlich auch die Dichte nicht so hoch ist wie bei den Burschen. Gibt es da bereits Überlegungen, etwas in diesem Bereich zu verbessern bzw. die Mädchen speziell zu fördern?
Brunner: Dieses Thema werden wir sicher angehen müssen. Es stimmt, dass Mädchen schwerer zu motivieren sind. Ich merke das auch an den Teilnehmer-Feldern bei den Jugend-Turnieren bei denen ich mit meinen Burschen unterwegs war in den letzten Jahren. Es dünnt sich bei den Mädels extrem aus. Leider, denn es gibt auch einige sehr motivierte Mädchen, aber von der Masse sind es zu wenig. Wir werden da einen Schwerpunkt bei der Frauenförderung insgesamt, aber auch speziell bei den Mädchen setzen müssen. Ich glaube, dass wir da einiges an Nachholbedarf haben.