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Eine bessere Zukunft für den Tennis-Nachwuchs?

Ein Konzept für die Zukunft sorgt für Furore. Die Eckpunkte im Überblick:

Eine bessere Zukunft für den Tennis-Nachwuchs? Foto: © GEPA

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So wie sich Schülerinnen und Schüler weltweit mit der Aktion "Fridays for Future" für das Klima einsetzen, soll "Future for Tennis" die Nachwuchsarbeit im heimischen Tennis-Sport auf eine neue Ebene heben.

"Man muss das Rad ja nicht neu erfinden", lächelt die Hauptverantwortliche Barbara Muhr bei der Kick-Off-Veranstaltung in der Wiener Innenstadt über den bewährten Titel.

Die 52-jährige Steirerin steht bereits seit sieben Jahren an der Spitze des steirischen Landesverbands und peilt nun eine kleine Revolution im ÖTV an. Mit ihr an der Spitze eines sechsköpfigen Präsidiums will sie Tennis-Österreich in eine bessere Zukunft führen.

Während sie in sportlichen Fragen auf Wolfgang Thiem vertraut, der das Amt des ÖTV-Sportdirektors übernehmen soll, setzt sie auch große Stücke auf ein vielköpfiges Personen-Komitee, das dem heimischen Verband eine bislang noch nicht dagewesene finanzielle Power zukommen lassen soll.

LAOLA1 war bei der Veranstaltung, die in den Räumlichkeiten des bekannten Wiener Netzwerkers Ali Rahimi stattfand, mit dabei und gliedert die wichtigsten Eckpunkte der neuen Bewegung auf:

Die Macher

Das sechsköpfige Präsidium soll - wie bereits erwähnt - von Barbara Muhr als ÖTV-Präsidentin angeführt werden. Neben der Steirerin, die selbst aus verletzungsbedingten Gründen ihren Traum von einer Tennis-Profikarriere ad acta legen musste, sind dafür Christine Catasta, Gabi Langmann, Promi-Anwalt Manfred Ainedter, Lorenz Edtmayer und Helmar Stiegler vorgesehen. Hinzu kommt Wolfgang Thiem, der Vater von Dominic Thiem, als ÖTV-Sportdirektor.

Das sportliche Modell

Thiem möchte auf jeden Fall wieder ein zentrales Bundesleistungszentrum schaffen. Die 10- bis 14-Jährigen sollen in den Ländern ausgebildet werden. Danach sollen die jeweils Besten ihrer Jahrgänge im nationalen Zentrum an die Weltspitze herangeführt werden. Der Standort in der Südstadt soll bleiben, mit den angekündigten Investoren im Rücken soll allerdings die Infrastruktur modernisiert und verbessert werden.

Wolfgang Thiem

Der "Tennis-Papa" der Nation erläutert: "Es gibt in Österreich immer wieder zahlreiche Talente zwischen 12 und 14 Jahren. Tennis ist aber ein sehr teurer Sport und deshalb ist es wichtig, dass der Verband den Leuten unter die Arme greift, damit es für die Eltern leistbar ist. Es ist nicht wie beim Fußball, wo der Klub das Kind übernimmt und die Kosten überschaubar sind. Wir hatten das Glück, dass Dominic sehr früh ganz vorne in der Ranglisten dabei war. Da finden sich dann auch Unterstützer. Manche Kinder entwickeln sich aber erst später. Privatinitiativen soll es weiterhin geben. Ich glaube aber, dass wir breiter aufgestellt sind, wenn auch der Verband den Kindern in allen Bereichen stärker unter die Arme greift. Die Länder sollten sich im Klaren sein, dass man die Kinder nur an die Spitze bringen kann, wenn man Ausbildungsstätten hat, bei denen ein entsprechender Qualitätsnachweis vorhanden ist. Beim Tennis gibt es derzeit keine Zentren bei denen ich mir sicher sein kann, dass eine gute Ausbildung gewährleistet ist."

Das Personen-Komitee

30 Personen finden sich vorerst im von Muhr aufgestellten sogenannten "Austrian Tennis Committee" (ATC). Mit dem ehemaligen Vize-Kanzler Michael Spindelegger, Tennis-Legende Thomas Muster, Ex-Ministerin Maria Rauch-Kallat, Barbara Schett, Kurt Mann, Bettina Glatz-Kremsner oder Renate Götschl befinden sich einige sehr prominente Personen darunter. Diese sollen sowohl kurzfristig als auch langfristig große finanzielle Mittel zur Finanzierung der geplanten Vorhaben aufbringen.

Der Leitspruch

"Wir wollen in Zukunft unkompliziert miteinander netzwerken", erklärt Muhr. "Wir brauchen keine gesellschaftsrechtliche Haftung, kein Organ, keine regelmäßigen Sitzungen und keine Statuten. Wir leben im 21. Jahrhundert in einer digitalisierten Welt. Und das hat den Leuten (Anm.: Die Personen im ATC) gefallen, denn sie haben gesehen, dass dies alles einem guten Zweck dient: Wir wollen die Kinder in diesem Land fördern."

Thomas Muster

"Bei den Herren hatten wir für ein kleines Land wie Österreich in den letzten 30 Jahren durchaus herzeigbare Erfolge. Diese Spieler kamen allerdings alle aus Einzel-Initiativen heraus und aus keinem Programm. In die Kinder zu investieren, ist der einzige richtige Ansatz. Der Breitensport ist das wichtigste Fundament, um an die Spitze zu gelangen. Die Arbeit passiert aber nicht in der Loge bei einem Grand-Slam-Turnier, sondern an der Basis, in den Schulen. Es gehört ein gutes System aufgestellt, das auf gesunden Beinen steht. Man muss die Leidenschaft der Kinder wecken. Wir leben heute in einer Wischgesellschaft, in der die Kinder vom Turnen befreit werden. Aber man kann das schaffen, davon bin ich überzeugt."

Digitalisierung

Auch technisch soll der ÖTV in eine neue Zukunft geführt werden. Für diesen Punkt ist Lorenz Edtmayer zuständig. Der Geschäftsführer der Diamir Holding wurde 2017 zum Unternehmer des Jahres gewählt und weist vor allem auf die in den letzten Jahren entstandene große Konkurrenz der neuen Medien hin. "E-Sports ist der Sport der Jungen, der weiter auf dem Vormarsch ist. Wie können wir es also schaffen, die jungen Leute wieder zum Sport zu bringen? Ein wichtiger Punkt ist es, diese Dinge zu vermischen. Wir können 1,5 Millionen Menschen über Social Media erreichen und aktivieren." Edtmayer plant unter anderem eine eigene App, um geeignete Gegner in der gleichen Spielstärke zu finden. "Matchmaking" am Tennisplatz sozusagen.

Der Fahrplan

Bis März 2021 ist eigentlich Christina Toth zur ÖTV-Präsidentin gewählt. Die Expertin im Sportrecht, die auch als LAOLA1-Kolumnistin bekannt ist, übernahm im März interimistisch das Amt des zurückgetretenen Werner Klausner. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass es bereits im März 2020 bei einer außerordentlichen Generalversammlung zu einer Präsidenten-Neuwahl kommt. Dazu benötigt Muhr allerdings eine Mehrheit der Landespräsidenten hinter sich.

Sollte es im kommenden März nichts mit der Präsidentschaft werden, hat Muhr allerdings bereits einen Plan B in der Schublade. Dann soll mit Hilfe der Geldgeber ein gänzlich neues Bundesleistungszentrum aus dem Boden gestampft werden – ohne ÖTV.

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