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Schett: "Mädchen wollen lieber gut ausschauen"

Quo vadis Damen-Tennis? Darüber spricht Babsi Schett im LAOLA1-Interview:

Schett: Foto: © GEPA

So viel hat sich für Barbara Schett-Eagle seit dem Ende ihrer aktiven Laufbahn eigentlich gar nicht verändert.

Gut 20 Wochen im Jahr ist die 42-jährige Tirolerin - vor allem als TV-Moderatorin von "Eurosport" - rund um den Globus unterwegs.

Ansonsten ist Frau Schett-Eagle in ihrer australischen Wahlheimat zu finden, wo sie mit ihrem Ehemann Joshua Eagle - der ehemalige Doppel-Spezialist betreibt eine Tennisschule und coacht unter anderem Sam Stosur - und dem gemeinsamen neunjährigen Sohn Noah lebt.

Im LAOLA1-Interview spricht die einstige Weltranglisten-Siebente unter anderem über die aktuelle Misere im österreichischen Damen-Tennis. Nur sieben ÖTV-Spielerinnen finden sich im WTA-Ranking, keine einzige Österreicherin ist derzeit in den Top-200 klassiert und auch im Nachwuchs tut sich wenig.

"Ich glaube, dass Burschen generell lieber Sport machen in der heutigen Zeit. Die Mädchen wollen durch die Social-Media-Geschichten lieber Fotos machen und gut ausschauen", meint Schett, die aber trotzdem nicht gänzlich pessimistisch in die Zukunft blickt.

LAOLA1: Aktuell bist du beim Generali Open Kitzbühel zu Gast - als Tirolerin ist das wohl ein echtes Heimspiel für dich, oder?

Barbara Schett: Ja, auf jeden Fall. Ich habe sehr gute Erinnerungen an Kitzbühel, habe hier mein erstes WTA-Turnier gespielt, meine erste Top-10-Spielerin geschlagen und natürlich treffe ich in Tirol auch viele Freunde und die Familie. Dementsprechend gerne bin ich hier.



LAOLA1: Wie oft bist du im Jahr überhaupt noch in Österreich?

Schett: Ich bin im Sommer sehr viel für Eurosport, Exhibition- oder Sponsor-Termine in Europa unterwegs. In Innsbruck war ich seit Mai aber nur zwei Wochen lang. Ich bin sicherlich 20 Wochen im Jahr auf Reisen. Ab und zu bin ich auch bei WTA-Turnieren dabei, weil mein Mann Joshua Eagle die australische Spitzenspielerin Sam Stosur coacht. Da ist mein Sohn Noah dann auch oft dabei.

LAOLA1: Spielt dein Sohn auch Tennis?

Schett: Ja, er ist neun Jahre alt und spielt irrsinnig gerne Tennis. Wenn wir bei Turnieren sind, ist er umso fanatischer, wenn er jeden Tag die Stars sieht. Das macht ihm richtig Spaß. Er ist aber generell ein guter Sportler, weil er wie wir alle in der Familie den Sport sehr liebt.

LAOLA1: Könnte euer Sohn in die Fußstapfen seiner erfolgreichen Eltern treten?

Schett: Nein, das ist überhaupt kein Thema. Dafür spielt er auch zu wenig Tennis, weil er jeden Tag einen anderen Sport ausübt. Wir sind darauf bedacht, dass er viele verschiedene Sachen macht. Viele machen den Fehler, dass sie sich auf eine einzelne Sportart konzentrieren und dann haben die Kinder auf einmal keine Lust mehr darauf. Außerdem entwickeln sich die Körper der Kinder dann oft zu einseitig.

LAOLA1: Im Herren-Tennis rücken derzeit einige Spieler hinter Dominic Thiem nach. Wie beurteilst du die aktuelle Situation?

Schett: Dominic Thiem ist natürlich das große Idol und der Frontrunner. Da kommt jetzt schon einiges nach. Auch wenn sie Dominic noch nicht Paroli bieten können, ist es das eine tolle Motivation für alle Beteiligten. Zudem pushen sie sich gegenseitig. Das ist immer eine gute Ausgangsposition. Vor allem für die jüngeren Spieler ist es wichtig, wenn sie anhand von Dominic sehen, was man alles erreichen kann. Auch wenn man es nicht mit Thomas-Muster-Zeiten vergleichen kann, ist schon ein gewisser Boom zu spüren.

LAOLA1: Wo liegen denn die Unterschiede zu den 90er-Jahren?

Schett: Für die Jugendlichen gibt es heute nicht nur den Sport, sondern auch viele Social-Media- und Computer-Geschichten. Man merkt aber bei einem Turnier wie in Kitzbühel, dass heutzutage wieder mehr Menschen Tennis schauen und spielen. Das ist natürlich super für alle Beteiligten.

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LAOLA1: Was für Idole hattest du in deiner Jugendzeit?

Schett: Als ich ganz klein war, war das die Petra Huber und danach habe ich mich an Judith Wiesner und Babsi Paulus orientiert. Es war immer mein großes Ziel, besser zu werden als die beiden. Deshalb war es mir ganz wichtig, dass ich im Ranking besser abschneide als Babsi Paulus, die es damals auf Rang zehn schaffte. Ich habe noch gegen beide spielen können. Das war für mich eine ganz tolle Sache. Judith hat mich damals sogar unter ihre Fittiche genommen und mir viele Sachen auf der Tour gezeigt.

LAOLA1: Ist das auch ein Problem im heimischen Damen-Tennis, dass es keine Vorbilder mehr gibt, an denen sich die Mädchen orientieren können?

Schett: Es schaut derzeit sicher nicht sonderlich rosig aus, aber ich glaube nicht, dass das so ein großes Problem ist. Für mich waren damals auch Björn Borg oder später Thomas Muster große Idole. Frauen können sich auch an Dominic orientieren. Wichtig ist, dass diese jungen Spielerinnen selbst zu einem Turnier kommen und diese Atmosphäre in sich aufsaugen. Als ich als kleines Kind zum ersten Mal da war, war das für mich ein einzigartiges Erlebnis mit den vielen Menschen und zu sehen, wie schnell die auf dem Platz eigentlich spielen. Das ist für junge Spieler schon sehr motivierend. Wenn dir tausende Menschen am Platz zujubeln, dann ist das einfach ein geiles Gefühl.

Ich glaube, dass Burschen generell lieber Sport machen in der heutigen Zeit. Die Mädchen wollen durch die heutigen Social-Media-Geschichten lieber Fotos machen und gut ausschauen.

Schett über mangelnden Damen-Nachwuchs

LAOLA1: Du hast dich unlängst in der Steiermark für einen Workshop für junge Talente zur Verfügung gestellt. Wie ist die aktuelle Lage im steirischen Tennis-Nachwuchs?

Schett: Ich bin Schirmfrau und dort waren die zwölf besten Mädchen, die derzeit beim steirischen Verband trainieren und die sind auch schon richtig gut. Ich habe mit ihnen trainiert und bin ihnen für Fragen zur Verfügung gestanden. Die Mädchen waren total motiviert und bei manchen habe ich mir schon gedacht, dass aus ihnen etwas werden kann. Die Mädels waren wie Schwämme, die alles in sich aufgesaugt haben. Der steirische Verband unter Präsidentin Barbara Muhr klemmt sich da ordentlich dahinter.

LAOLA1: Du hast vor einiger Zeit auch einmal in der Südstadt bereits ein ähnliches Programm gemacht. Hat sich daraus nichts Langfristiges ergeben?

Schett: Da waren die Mädchen schon etwas älter, so um die 14 Jahre, und das hat damals leider überhaupt nicht geklappt. Die eine wollte mit der anderen nicht trainieren, die eine wollte das und das nicht, dann hat ein Elternteil angerufen und gesagt, dass die Tochter das nicht machen kann – das war ein großes Theater. Da hat auch der Respekt gefehlt. Diesmal war die Sache ganz anders und es mir auch viel Spaß gemacht. Ich glaube, dass ich von meiner eigenen Karriere auch viel weiter zu geben habe. Ich bin ja auch selbst immer noch dabei auf der Tour und verfolge das weiterhin. Das hat der steirische Verband erkannt und der ist auch motiviert, etwas weiterzubringen.

LAOLA1: Selbst im Großraum Wien wird immer wieder gejammert, dass es viel zu wenig Mädchen gibt, die auf einem hohen Niveau spielen können.

Schett: Naja, es gibt sie schon, man muss sie nur finden. Und es schadet ja auch nicht, wenn man mit Burschen trainiert. Ich habe damals auch sehr viel mit Burschen trainiert. Wichtig ist nur, dass sie einen guten Trainer haben, dass sie technisch ausgereift sind. Wenn ein Trainer bei einem Kind nicht erkennt, wo die Mängel sind, dann wird’s schwierig. Viele Eltern wissen das natürlich nicht.

LAOLA1: Wobei es bei den Burschen aktuell ja keinen Mangel an Nachwuchs gibt, warum ist das bei den Mädchen so anders?

Schett: Ich glaube, dass Burschen generell lieber Sport machen in der heutigen Zeit. Die Mädchen wollen durch die heutigen Social-Media-Geschichten lieber Fotos machen und gut ausschauen. Es ist natürlich anstrengend, Sport zu machen und diesen konsequent auszuüben. Man muss vielleicht aktiver auf die Kinder zu gehen, in den Schulen mehr machen und mehr Sichtungen veranstalten. Am Ende muss das Kind aber sowieso selber wollen. Wenn das Kind nicht will, dann kannst du eh machen, was du willst. Wichtig ist, dem Kind die Möglichkeit zu geben, verschiedene Sportarten auszuüben. Und natürlich sind auch die Eltern Vorbilder. Wenn die Eltern keinen Sport machen, dann kommen auch die Kinder nur schwer zum Sport. Bei Dominic sind beide Eltern Tennis-Trainer.

LAOLA1: Die Social-Media-Schiene ist deiner Meinung nach also eher ein Problem für die Mädchen?

Schett: Ja, das glaube ich schon. Burschen spielen eher Computerspiele. Es ist einfach eine andere Zeit. Ich bin am Tennisplatz aufgewachsen. Heute werden die Kinder oft einfach nur abgegeben. Die sind dann fast schon übercoacht, weil die Eltern keine Zeit haben und sie einfach nur wo reingesteckt werden. Da geht das freie Spielen und die Freude am Sport verloren. Nur trainieren ist ja auch langweilig, man will sich ja auch mit anderen messen.

LAOLA1: Wobei diese Wettkampf-Mentalität auch etwas ist, was Mädchen oft fehlt.

Schett: Ich habe immer irrsinnig gerne Punkte gespielt. Wenn ich es mir beim Training aussuchen konnte, habe ich immer Punkte gespielt. Das Messen mit anderen war das Wichtigste für mich. Das hat man oder das hat man nicht. Diesen Ehrgeiz muss man einfach haben.

LAOLA1: Im Vergleich zu deiner zweiten Heimat Australien: Wo sind die Unterschiede zu Österreich?

Schett: Da spielen zwar auch mehr Burschen, in Australien wird aber in den Schulen mehr gemacht. In Australien gibt es Tennisplätze vor den Schulen und da können sie um 6:30 Uhr vor der Schule eine Stunde spielen. Erst danach gehen sie in die Schule. Da gibt es aber nicht nur Tennis, sondern auch Reiten, Basketball und viele verschiedene andere Sportarten. Solche Rahmenbedingungen haben wir gar nicht, weil die Infrastruktur fehlt. In Australien haben sie Tennisplätze, Swimmingpools, Fußballplätze, Basketballplätze und vieles mehr. Dadurch werden Kinder natürlich viel schneller zum Sport gebracht als bei uns. In Österreich hast du zwei Turnstunden in der Woche.

LAOLA1: Wenn du etwas in Österreich diesbezüglich ändern könntest, was wäre das dann?

Schett: Mehr Sport in den Schulen. Es ist bewiesen, dass es für die Kinder dann leichter ist. Wenn sie fitter sind, sind sie auch aufnahmefähiger in der Schule. Es müsste jeden Tag mindestens eine Stunde Sport in der Schule getrieben werden.

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