Tennis zählt zu den größten Welt-Sportarten, zu Ruhm und Glanz schaffen es da nur wenige.
Auf dem Weg dorthin stellen sich mehr Hürden als in der Vergangenheit in den Weg. Dafür sorgen auch die sozialen Medien, in denen Aktive neben Beschimpfungen gar teils mit Morddrohungen konfrontiert werden.
Österreichs Ex-Top-Ten-Spielerin Barbara Schett-Eagle ist froh, ihre aktive Karriere nicht erst jetzt starten zu müssen. Mentale Probleme sind laut ihr aber kein neues Phänomen.
Im September 2023 hatte Tamira Paszek via Instagram öffentlich gemacht, dass sie eine Todesdrohung erhalten habe. Auch vielen anderen ÖTV-Spielern wurde im Netz schon viel Hass entgegengebracht, das ist seit vielen Jahren ein großes Thema.
"Ich bin froh, dass ich zu meiner Zeit mit Social-Media-Geschichten überhaupt nicht konfrontiert war", betonte Schett-Eagle. Die Tirolerin ist nach wie vor die beste rot-weiß-rote Spielerin der Geschichte, im Ranking war sie am 13. September 1999 bis auf Platz sieben vorgestoßen.
"Extremer Druck"
"Jetzt ist es sicher schwieriger, die Herausforderungen sind größer", sagte die dreifache WTA-Turniersiegerin. Etwa durch einen stets wachsenden Turnierplan, vor allem auch durch diverse Schaukämpfe oder neue Events, und der Tatsache, dass die Spieler einer immer größeren "Überwachung" ausgesetzt sind.
"In jeder Ecke am Platz sind Kameras oder Mikrofone, es wird alles aufgeschnappt und mit Social Media geht es in Sekunden um die Welt, etwa wenn jemand einen Schläger zerhackt. Das ist schon ein extremer Druck, weil du immer kontrolliert sein musst", sagte die 48-Jährige.
Das treffe auch abseits des Platzes zu, wo es auch noch die Angst gibt, etwas Falsches zu sagen. "Du kannst nicht ausgehen, am Tisch tanzen und die Sau rauslassen, weil jemand nimmt ein Handy und macht ein Video von dir. Das sorgt für extremen Stress, und damit kann nicht jeder umgehen."
Offenerer Umgang mit Sportpsychologen
Gerade introvertierte Menschen würden daran "sicher" immer wieder zerbrechen. Oftmals sind auch Depressionen die Folge, die Japanerin Naomi Osaka hat dies 2021 als Grund für ihre Pause genannt. Sportpsychologen bzw. Mentaltrainer spielen deshalb mehr denn je eine wichtige Rolle.
"Mentale Probleme hat es früher auch zu einem gewissen Grad gegeben, nur hat man nicht darüber gesprochen, generell die Gesellschaft. Ich habe genauso mit einem Sportpsychologen gearbeitet, jetzt sprechen die Spielerinnen viel öfter und offen darüber", gab Schett-Eagle Einblick.
Einen allgemeingültigen Ratschlag an junge Spielerinnen wollte sie nicht geben. "Das ist wie Birnen mit Äpfeln zu vergleichen. Jeder ist unterschiedlich, individuell, es gibt nicht den einen Weg."
Generell sei es aber wichtig, sich von den sozialen Netzwerken zu distanzieren und nicht zu viel darin zu lesen.
"Harter Weg" mit viel Qualen
"Man muss fokussiert sein, sein Team um sich herum haben, dem man vertraut und ganz wichtig ist, dass man seine Lebenseinstellung nicht verliert", verlautete die US-Open-Viertelfinalistin von 1999.
Es nicht ganz nach oben zu schaffen, ist die Regel. "Es ist ein harter Weg, viel Disziplin gehört dazu. Ich habe auch viele Tage gehabt, an denen ich mich gequält habe. Wenn du sechs, sieben Stunden am Tag trainierst, das ist zäh. Und trotzdem schaffen es nur wenige an die Weltspitze."
Vor allem im österreichischen Frauentennis wartet man schon lange auf eine neue Topspielerin.
"Ich glaube, dass generell weniger Mädchen Sport betreiben als Burschen. Da geht das Problem schon los. Den Mädels ist wichtig, wie sie in den sozialen Medien ausschauen, wie sie dargestellt werden und sie haben die Angst, sich zu vergleichen", erläuterte die mittlerweile als Werbeträgerin, Markenbotschafterin, Moderatorin und Reporterin erfolgreiche Schett-Eagle.
Umso wichtiger sei daher, dass die Kinder schulisch und familiär auf ihrem Karriereweg die nötige Unterstützung erhalten.