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Melzer: "Alcaraz wird noch einiges gewinnen"

Warum der ÖTV-Sportdirektor vom Shooting-Star so beeindruckt ist:

Melzer: Foto: © GEPA

Carlos Alcaraz – ein Name, den man sich merken sollte. Alleine schon deshalb, weil es ein Name ist, der in diesen Tagen bei den US Open Tennis-Geschichte schreibt.

Ansonsten war dies in den vergangenen 15 Jahren ja beinahe ausschließlich den Herren Djokovic, Federer und Nadal gestattet.

Mit seinen gerade einmal 18 Jahren kürte sich der spanische Shooting-Star in der Nacht auf Montag zum jüngsten US-Open-Viertelfinalisten der Open Era.

Seinem Fünf-Satz-Sieg über den Weltranglisten-Dritten Stefanos Tsitsipas ließ der Spanien einen weiteren Fünf-Satz-Krimi über den deutschen Qualifikanten Peter Gojowczyk folgen - natürlich mit dem besseren Ende für den Youngster.

Gewundert hat dieser neuerliche Erfolg allerdings keinen mehr: Schließlich schwärmte die Tennis-Welt schon nach der mentalen Meisterleistung gegen Tsitsipas vom "neuen Nadal".

Auch ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer zeigt sich im Gespräch mit LAOLA1 vom jungen Mann aus Murcia beeindruckt: "Mit dem Sieg über Tsitsipas hat er sich erstmals so richtig ins Rampenlicht gespielt. Das war richtig stark, wie er im fünften Satz die Nerven behalten hat. Das war schon große Klasse." 

Wobei sich auch Melzer nicht gänzlich überrascht vom steilen Aufstieg Alcaraz' zeigt. "Ich habe ihn natürlich schon länger auf dem Schirm. Er hat ja heuer schon das ATP-Turnier in Umag gewonnen und ich habe ihn danach auch in Kitzbühel gesehen."

Kitzbühel-Niederlage gegen Alex Erler

Die Gamsstadt war für Alcaraz übrigens keine Reise wert: Dort verlor er schon in Runde eins gegen den Tiroler Alexander Erler. Ein im Rückblick noch bemerkenswerterer Erfolg für den 23-jährigen Kufsteiner, der am Montag beim ATP-Challenger in Tulln bereits zum Auftakt scheiterte.

"Alcaraz wird noch einiges gewinnen – dafür muss man kein Prophet sein. Es hat sich in den letzten Jahren abgezeichnet, dass der richtig gut wird", sagt Melzer über Alcaraz, der von vielen Experten schon seit einigen Jahren als kommender Top-Spieler gepriesen wird.

Bereits im Alter von zwölf Jahren wurde dem Burschen mit Alfred Molina ein erster Manager zur Seite gestellt. Ein ungewöhnlicher Schritt in diesem Alter, den alle Beteiligten bis heute nicht bereuten.

"Er kam nicht einmal in die Nähe davon, uns zu enttäuschen. Ich hätte mir nie gedacht, dass er schon mit 18 Jahren in den Top 80 der Welt steht", meinte Molina im Juni auf der Homepage der ATP Tour. Vor dem Vertragsabschluss habe er Alcaraz acht Monate lang beobachtet, bis sich sein Vater, Sportdirektor eines Tennis-Klubs, dazu entschied, dass es eine gute Idee wäre, seinen Sohn in die Hände des früheren Managers von David Ferrer und Nicolas Almagro zu geben. Wie der Alcaraz-Clan stammt auch Molina aus Murcia. 

Melzer: "In den Händen von Ferrero gut aufgehoben"

Molina war es schließlich auch, der Alcaraz zu seinem aktuellen Coach führte, dem ehemaligen Weltranglisten-Ersten Juan Carlos Ferrero, der bereits seit drei Jahren mit dem Top-Talent zusammenarbeitet.

Für Melzer eine ganz ausgezeichnete Entscheidung: "In den Händen von Juan Carlos Ferrero ist er gut aufgehoben. Da hat er jemanden, der weiß, um was es geht und wie man einen Spanier nach vorne bringt."

Ferrero war es auch, der ein umfangreiches Team für seinen Schützling zusammenstellte. Zwei Physios, zwei Fitness-Coaches und ein Arzt stehen Alcaraz mittlerweile zur Verfügung.

Eine Investition, die sich bereits jetzt auszuzahlen scheint. Die aktuelle Nummer 55 der Welt wird sich in der kommenden Woche zumindest auf Rang 38 der Herren-Weltrangliste schieben. Aber auch dies wird nur eine Zwischenstation nach oben sein, davon ist nicht nur Melzer überzeugt. 

Beeindruckendes Tempo

Vor allem nach den beeindruckenden Vorstellungen in Flushing Meadows: "Er spielt mit einem enormen Tempo und hat – was für einen Spanier etwas untypisch ist – auch einen Zug zum Netz. Bei den US Open habe ich einige Volleys von ihm gesehen – richtig stark!"

Auch Tsitsipas strich nach seiner Niederlage gegen Alcazar vor allem dessen hohe Ballgeschwindigkeit heraus: "Das war einfach unglaublich. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der den Ball so hart schlagen kann. Darauf habe ich mich lange nicht einstellen können."

Zudem habe Alcaraz laut Melzer trotz seines jungen Alters auch keine wirklichen Schwächen mehr in seinem Spiel: "Er ist einfach schon ein kompletter Spieler und das musst du einfach sein, um da vorne mitspielen zu können. Mit seinen 18 Jahren ist er auch von seinem Körperbau schon extrem weit. Das ist kein 'Zniachtl' sondern schon ein Mann."

Ein Mann, der am Dienstag um den Halbfinal-Einzug bei den US Open kämpft. Sein Gegner ist diesmal Felix Auger-Aliassime, drei Jahre älter, aber ebenfalls ein ernsthafter Kandidat für zukünftige Grand-Slam-Finali.

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