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"Danke, Dominic! Es hat uns sehr gefreut!“

Die Grand-Slam-Karriere von Dominic Thiem endet früher als erhofft. Doch statt Trauer um verpasste Möglichkeiten ist eher Dankbarkeit angebracht.

Foto: © getty

Das war es also mit der Grand-Slam-Karriere von Dominic Thiem.

Bei seinem 37. Antreten im Hauptbewerb eines Major-Events setzte es am Montag bei den US Open bereits in der ersten Runde das vorzeitige Aus (Spielbericht>>>).

US-Jungstar Ben Shelton war dem 30-jährigen Niederösterreicher wie befürchtet eine Nummer zu groß. Nach einem zunächst ausgeglichenen Beginn servierte (der künftige Grand-Slam-Sieger?) Shelton den Lichtenwörther in drei Sätzen ab.

Und das ausgerechnet im Arthur Ashe Stadium, wo Thiem 2020 seinen einzigen Grand-Slam-Titel und den damit größten Erfolg seiner Karriere erringen konnte.

Ehrenvoller Abschied auf der großen Tennis-Bühne

Ehrlicherweise durfte man sich in dieser Partie allerdings auch nicht mehr erwarten. Die Dichte im Männer-Tennis ist zu groß, als dass hier ernsthaft mit einer Überraschung zu rechnen gewesen wäre. Es trat hier immerhin die Nummer 210 gegen die Nummer 13 der Welt an.

Nichtsdestotrotz war es für Thiem der erhoffte denkwürdige Abschied von der großen Tennis-Bühne, der ihm vor wenigen Monaten bei den French Open in Roland Garros noch verwehrt geblieben war.

Dort konnten sich die Veranstalter nicht zu einer Wild Card für den zweifachen Paris-Finalisten durchringen. In Flushing Meadows wurde ihm der Wunsch nach einem letzten Auftritt im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers aber noch einmal gewährt.

Er ließ sich im größten Tennis-Stadion der Welt von den tausenden Zuschauern feiern und bezeichnete es danach bei seiner Abschiedsrede auch gewissermaßen als Wiedergutmachung für die leeren Ränge bei seinem US-Open-Triumph im Jahr 2020, als die Welt noch von der Corona-Pandemie lahmgelegt worden war und das Grand-Slam-Turnier in Flushing Meadows vor leeren Zuschauerrängen ausgetragen werden musste.

Beeindruckende Grand-Slam-Bilanz

Diesen feierlichen Abschied im Arthur Ashe Stadium hatte sich Thiem aber auch mehr als verdient. Schlussendlich waren es zwar gerade einmal zehn Jahre, in denen er sich bei den größten Tennis-Events der Welt mit den Allerbesten messen durfte. In dieser kurzen Zeit bewies er allerdings auch über viele Jahre, dass er zu eben diesem elitären Kreis gehörte.

111 Grand-Slam-Matches bestritt Thiem insgesamt. 75 davon konnte er für sich entscheiden. Zudem erreichte er beeindruckende vier Major-Finali, von denen er immerhin eines gewinnen konnte.

Und das in einer Ära mit Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray. Von 72 von Wimbledon 2004 bis Wimbledon 2022 gespielten Grand-Slam-Turnieren konnten diese vier Herren unglaubliche 64 für sich entscheiden. Neben Thiem holten in diesem Zeitraum nur Stan Wawrinka, Daniil Medvedev, Juan Martin Del Potro, Marat Safin und Marin Cilic einen Major-Titel. Es ist also keine Übertreibung, wenn ich hier von "einer Handvoll Auserwählter" schreibe.

Und es war auch alles andere als ein Zufalls-Titel. Schließlich bewies Thiem schon vor den US Open 2020 mit zwei Final-Einzügen in Roland Garros und einem bei den Australian Open, dass er das Zeug zum Grand-Slam-Sieger hat.

Damals stellten sich ihm in den Endspielen zwei Mal Rafael Nadal und einmal Novak Djokovic in den Weg. Trotzdem hatte ein groß aufspielender Thiem zumindest in Melbourne 2020 eine Hand schon am Pokal. Thiem haderte nach diesen Final-Niederlagen nicht, blieb weiter dran und wurde schließlich 2020 in New York für seine Hartnäckigkeit belohnt.

Handgelenks-Verletzung ließ weitere Titel-Träume platzen

Haben wir uns nach dem langersehnten ersten Grand-Slam-Titel noch mehr erwartet? Mit Sicherheit. Wie immer im Sport, erhofft man sich nach einem großen Erfolg den nächsten Schritt, den nächsten großen Titel oder die nächste persönliche Bestmarke. Dass dies nicht immer umsetzbar sein kann, ist klar – das weiß jeder Athlet und Sport-Fan.

Ein derart abruptes Ende, wie es Thiem wenige Monate nach dem größten Triumph seiner Karriere mit seiner folgenschweren Handgelenks-Verletzung ereilte, wagten hingegen nicht einmal Berufs-Pessimisten zu prophezeien.

Die fünf legendärsten Thiem-Matches bei den US Open

Wie schon für viele andere Tennis-Kollegen vor ihm – wie zum Beispiel Juan Martin Del Potro – erwies sich das Handgelenk als zu fragiles Körperteil. Auch nach der Genesung fehlten das Gefühl, die Sicherheit und vor allem das Vertrauen in seinen wichtigsten Schlag: den Vorhand-Topspin.

Trotz größter Anstrengungen blieb es Thiem verwehrt, zurück zu alter Stärke zu finden. Kein Wunder, dass der 17-fache ATP-Titelträger auch irgendwann sichtlich den Spaß am Tennis und dem Wettkampf verlor.

Dankbarkeit anstelle Trauer um verpasste Chancen

Der am Ende der Saison kommende Schlussstrich ist die logische Konsequenz aus den schwierigen letzten vier Jahren, in denen er auch in der Öffentlichkeit den einen oder anderen Kampf auszutragen hatte. Natürlich könnten wir jetzt "Hätt-i-war-i“ spielen und möglichen weiteren Grand-Slam-Titeln nachtrauern.

Besser wäre es hingegen, dankbar für die beeindruckenden Erfolge zu sein, die Dominic Thiem in den vergangenen zehn Jahren Tennis-Österreich beschert und damit einen ungeahnten Tennis-Boom im ganzen Land ausgelöst hat. Er wird als einer der größten Sportler aller Zeiten in die österreichische Sportgeschichte eingehen. Diesen Status kann ihm keiner mehr nehmen.

Zudem sei angemerkt, dass ein Handgelenk nicht erst zwingend nach dem ersten Grand-Slam-Titel Probleme bereiten kann. Es hätte auch schon davor passieren können. Und dieses "Hätt-i-war-i“-Szenario wollen wir uns erst gar nicht vorstellen und lieber "Danke" sagen: "Danke, Dominic! Es hat uns sehr gefreut!"

Und die Hoffnung lebt, dass Thiem dem Tennis in irgendeiner Art und Weise weiterhin erhalten bleibt. Was uns noch deutlich mehr erfreuen würde.

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