Spektakulärer hätte Dominic Thiem seinen langersehnten Traum vom ersten Grand-Slam-Titel nicht erfüllen können.
Als erster Spieler der 52-jährigen "Open Era" (Auftakt erfolgte mit French Open 1968) drehte der 27-jährige Niederösterreicher im Endspiel der US Open gegen Alexander Zverev einen 0:2-Satzrückstand noch in einen Sieg um.
"Ich glaube, so wie meine ganze Karriere gelaufen ist, hat auch mein erster großer Titel so laufen müssen", lachte der Weltranglisten-Dritte nach dem vierstündigen Tennis-Krimi im ServusTV-Interview. "Es war ein völlig verrücktes Match und ein völlig verrückter Tag."
Nachdem Thiem die ersten beide Sätze deutlich und schnell mit 2:6 und 4:6 verlor, rätselten die heimischen Fans noch über die möglichen Ursachen für den kapitalen Fehlstart. Schließlich zog sich der Lichtenwörther gegen Ende des Halbfinal-Erfolgs über Andrey Medvedev eine Blessur an der Achillessehne zu. War die Verletzung doch schlimmer als befürchtet?
Fehlstart? "Es war nur mental"
Thiem winkte nach dem Finale ab: "Es war null körperlich. Es war nur mental", gab er unumwunden zu. Schließlich war der erste Grand-Slam-Titel DAS große Karriereziel, das nach der Disqualifikation des Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic im Viertelfinale schon in den letzten Tagen zum Greifen nah war.
"Natürlich habe ich es nicht zugegeben, aber die ganze Situation war immer in meinem Hinterkopf nachdem Djokovic draußen war. Das hat keiner der verbliebenen Spieler ausblenden können. Ab dem Viertelfinale war ich richtig, richtig angespannt und das hat man auch im Finale gesehen. Am Anfang und am Ende war ich richtig bleiern. Nur dazwischen ging es", ließ Thiem die Anspannung der vergangenen Tage und das Endspiel Revue passieren.
"Ein verdammt grausamer Sport"
Denn nicht nur zu Beginn der Partie sondern auch im fünften Satz hatte Thiem aufgrund der außergewöhnlichen Drucksituation nicht immer alles unter Kontrolle.
"Ich habe die Erfolgswelle nach dem Gewinn des vierten Satzes mitgenommen und gleich im ersten Game des fünften Satzes ein Break gemacht. Dann ist mir zum ersten Mal der Gedanke gekommen, dass es heute mit dem großen Karriere-Zeil klappen könnte. Dieser Gedanke war nicht so intelligent. Da sind mir dann die Schlümpfe in den Arm gekommen mit einem Doppelfehler."
Beinahe wäre die Partie noch einmal komplett gekippt. Thiem holte einen 3:5-Rückstand auf, verabsäumte es aber selbst bei 6:5 zum Titelgewinn auszuservieren. "Im Tiebreak sind wir beide nur mehr herumgewankt. Tennis ist im Endeffekt einfach nur ein verdammt grausamer Sport", fühlte auch mit Zverev mit. Schließlich verbindet ihn mit dem Deutschen schon seit einigen Jahren eine freundschaftliche Beziehung.
Thiem über die Verbindung zum 23-jährigen gebürtigen hamburger: "Wir haben uns 2014 kennengelernt und sind sehr eng zusammen, seitdem wir in den Top-100 sind. 2016 hat unsere große Rivalität begonnen. Uns ist bereits Großes gelungen und es ist unglaublich, wie weit uns unsere Reise gebracht hat. Ich wünschte, es gebe heute zwei Sieger."
Eltern litten zuhause mit
"Leider muss es einen Verlierer geben und es tut mir wirklich für ihn leid. Er wird noch einen großen Titel holen. Nach den drei verlorenen Finali bin ich aber natürlich unglaublich froh, dass es jetzt geklappt hat."
Für Thiem war es schließlich bereits das vierte Grand-Slam-Finale nach Paris 2018 und 2019 sowie Melborne 2020. "Dass ich nun einen Grand-Slam-Titel habe, ist zur Zeit noch völlig unrealisierbar für mich."
Ähnlich sah es auch Vater Wolfgang Thiem: "Gesehen hab ich es, verstanden hab ich es noch nicht. Ein Grand-Slam-Turnier ist das Größte in seinem Sport und das ist natürlich unglaublich, dass er es geschafft hat. Er hat nicht optimal gespielt in den ersten beiden Sätzen, Zverev hat aber auch unglaublich viel Druck gemacht. Es war einzigartig wie er das gedreht hat", ist Thiem senior extrem stolz auf seinen Sohn, der seine Familie mit dem Tennis-Krimi in New York freilich vor eine schwere Probe stellte.
"Es war ein Horror", sagte Mutter Karin, die den Krimi mit ihrem Mann am Neusiedlersee via TV verfolgte. "Heute war es doppelt so schlimm, weil Wolfgang normalerweise ruhig ist und der war heute aber auch nicht ruhig. Im dritten Satz habe ich mir schon gesagt, dass das ziemlich schnell geht. Ich weiß aber, dass er in Kämpfer ist und nicht aufgibt."
Eine Aussage, mit der sie das Erfolgsrezept ihres Sohnes wohl am besten beschreibt. Umso schöner ist es nun für die Familie Thiem, den langersehnte Grand-Slam-Titel genießen und feiern zu dürfen.
Die von Thiem so geliebten Großeltern erlebten den Triumph ihres Enkerls in ihrer niederösterreichischen Heimat. Bei der Siegerehrung fühlte Dominic mit ihnen mit und bedankte sich ausdrücklich bei seinen Omas und entschuldigte sich dafür, dass er sie so lange vor den TV-Schirm fesselte und sie so leiden ließ.
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