Australian-Open-Champion, French-Open-Sieger und Wimbledon-Finalist: Novak Djokovic hat auch 2023 die Tennis-Saison geprägt.
Trotz der Fünf-Satz-Niederlage in Wimbledon gegen den erst 20-jährigen Carlos Alcaraz ist von einer Wachablöse noch nicht zu reden. Und wer das angezweifelt hatte, wurde mit dem epischen Cincinnati-Finale eines Besseren belehrt. Das Drei-Satz-Match auf großartigem Grand-Slam-Niveau holte sich der nach wie vor so siegeshungrige Djokovic gegen Alcaraz.
Die Generalprobe für das letzte Major des Jahres hätte am vergangenen Sonntag nicht besser verlaufen können, nach dem fast vierstündigen Klassiker in Ohio sprach Djokovic vom "härtesten und aufregendsten Match, das ich jemals bestritten hatte".
Ein Kompliment freilich auch für Alcaraz, der das Zeug hat, seinen Premieren-Major-Triumph vor einem Jahr in Flushing Meadows zu wiederholen. Dieser Zweikampf der Generationen spiegelt sich auch schon das gesamte Jahr im ATP-Ranking wider.
Derzeit liegt Alcaraz nur noch 20 Zähler vor dem 16 Jahre älteren "Djoker". Dahinter ist Daniil Medvedev mit 3.535 Punkten Rückstand auf Djokovic mit großem Abstand Dritter.
Djokovic schwärmt von Alcaraz
Zwar hat Alcaraz dem Serben mit dem Wimbledon-Titel die Chance auf den Kalender-Slam genommen, doch Djokovic kehrt nach zwei Jahren Abwesenheit nach New York zurück und brennt auf seinen 24. Major-Titel. Damit würde er seinen Abstand auf den zweitplatzierten Rafael schon auf drei Titel erhöhen und auch Margaret Court in der "ewigen" Bestenliste einholen.
Dieses Duell überstrahlt im Männer-Bewerb alles, auch wenn es erst im Finale dazu kommen kann. "Das Gefühl, das ich gegen ihn auf dem Court habe, erinnert mich ein bisschen daran, als ich Nadal gegenüberstand und wir beide unser bestes Tennis zeigten", sagte Djokovic in Cincinnati.
Alcaraz wird allerdings immer noch besser, und es scheint ob des fortgeschrittenen Alters nur eine Frage der Zeit für die angesprochene Wachablöse. Bei 20 Punkten Unterschied kann davon aber jetzt noch nicht gesprochen werden.
Nicht alles spricht für Swiatek
Bei den Frauen ist wieder Titelverteidigerin Iga Swiatek Favoritin, allerdings ist die vierfache Major-Siegerin nach einer nicht so überzeugenden Saison auch nicht so unbestritten. Die Lücke zu ihren Verfolgerinnen ist kleiner geworden.
Gelingt der zweitplatzierten Aryna Sabalenka nach den Australian Open ihr zweiter Grand-Slam-Coup könnte sie die 22-jährige Swiatek an der Spitze der Weltrangliste ablösen.
Im Viertelfinale könnte es auch für die US-Fans spannend werden, sollte es zum neuerlichen Schlager Swiatek gegen Coco Gauff kommen. Zuletzt hatte die 19-Jährige in Washington und Cincinnati die Titel gewonnen, in Ohio auch im Halbfinale mit ihrem ersten Sieg über die Polin.
Ein Wiederholungssieg Swiateks wäre in New York fast schon die Ausnahme, denn in den vergangenen neun Jahren haben acht verschiedene Frauen die Siegestrophäe gen Himmel gereckt.
Österreicher visieren zweite Runde an
Aus österreichischer Sicht gibt es drei Fixstarter im Hauptfeld: Wobei hinter dem Antreten von Dominic Thiem wegen dessen Gastritis ein gewisses Fragezeichen steht, immerhin hatte er deshalb auch sein Antreten in Winston-Salem sausen lassen. Dem Champion von 2020, der zuletzt in Kitzbühel mit dem Finale wieder an alte Zeiten erinnerte, wäre ein Erstrundensieg besonders zu gönnen.
Seit dem Achtelfinale bei den Australian Open 2021 hat Thiem nach seiner Verletzung bei Majors gleich sechs Erstrunden-Niederlagen en suite kassiert. Thiem gilt nicht nur wegen seines Triumphs 2020 in Flushing Meadows, sondern auch wegen drei weiteren Major-Endspielen sowie fünf Qualifikationen für die ATP Finals immer noch viel bei seinen Fans.
Für Sebastian Ofner, der sich in seiner besten Saison auf Platz 59 und zur aktuell klaren ÖTV-Nummer 1 der Männer gekämpft hat, ist es das erste Antreten überhaupt in der "main draw" der US Open. Gegen den Portugiesen Nuno Borges (79.), der in wenigen Wochen beim Davis-Cup in Schwechat gegen Österreich als einziger Top-200-Spieler seiner Nation anreisen wird, ist er Favorit. Thiem (82.) ist gegen den als Nummer 25 gesetzten Kasachen Alexander Bublik der Außenseiter, selbst wenn er topfit wird.
Bei den Frauen ist Julia Grabher ein ähnlich starkes Jahr 2023 gelungen wie Ofner, und dies wird mit dem 54. Zwischenrang in der Weltrangliste belohnt. Auch für die wie Ofner 27-Jährige aus Vorarlberg ist es ihr erster Hauptbewerb im New Yorker Stadtteil Queens. Gegen Wang Xiyu, die sie gerade erst geschlagen hat, ist sie Favoritin.