Serena Williams verpasst am Samstag im Finale der US Open erneut ihren so langersehnten 24. Grand-Slam-Titel, mit dem sie mit Rekordsiegerin Margaret Court gleichziehen würde.
Die bald 38-jährige US-Amerikanerin unterliegt in einer teilweise hochklassigen Partie der nur halb so alten Kanadierin Bianca Andreescu mit 3:6, 5:7. Für die 19-jährige Tochter rumänischer Einwanderer ist es der erste Major-Titel ihrer noch so jungen Karriere.
Im zweiten Satz vergibt Andreescu zunächst bei 5:1, 40:30 und eigenem Aufschlag einen Matchball und muss den Ausgleich zum 5:5 hinnehmen. Als Williams bei 5:6 zum dritten Mal gegen den Matchverlust serviert, versagen der ehemaligen Weltranglisten-Ersten die Nerven.
Bis zu diesem Turnier schaffte es Andreescu bei einem Grand Slam noch nie über die zweite Runde hinaus. Bei den US Open verlor sie in den letzten beiden Jahren jeweils gar in der ersten Qualifikations-Runde.
"Es war eine lange Reise"
Im WTA-Ranking wird sich Andreescu am Montag vom 15. auf den fünften Rang verbessern und damit erstmals in die Top 10 einziehen. Das Jahr 2018 beendete sie noch auf dem 178. Platz. Zudem kassiert sie 3,85 Mio. US-Dollar (3,49 Mio. Euro).
"Es war eine lange Reise bis zu diesem Punkt. Ich hoffe, es geht weiter so", strahlt Andreescu bei der Siegerehrung. Sie ist die erste Kanadierin überhaupt, die einen Einzel-Grand-Slam-Titel holt. Auch bei den Herren konnte zuvor noch kein "Crazy Canuck" einen Major-Sieg feiern.
"Ich kann diesen Erfolg gar nicht in Worte fassen. Ich fühle mich einfach nur gesegnet. Ich habe sehr hart für diesen Moment gearbeitet. Auf dieser Bühne gegen eine Legende wie Serena zu spielen, ist einfach nur großartig. In diesem Jahr ist einfach nur ein Traum für mich wahr geworden."
Neuerlicher Rückschlag für Williams
Williams muss hingegen nach ihrer Baby-Pause weiterhin auf den ersten ersten großen Titel warten. Zuvor verlor sie schon die Wimbledon-Finali 2018 und 2019 sowie im Vorjahr in Flushing Meadows gegen Naomi Osaka.
"Es war ein großer Fight, ich habe versucht, so lange wie möglich da draußen zu bleiben. Die Fans haben mich so laut angefeuert, dass ich unbedingt noch länger spielen wollte. Ich freue mich sehr für Bianca. Sie hat unglaubliches Tennis gespielt. Leider habe ich heute nicht besser spielen können, um mehr dagegen zuhalten", zeigt sich Williams, die in New York vor 20 Jahren ihren ersten Grand-Slam-Titel holte, als faire Verliererin.
Andreescu widersteht US-Fans
Besonders bemerkenswert ist die Leistung von Andreescu auch deshalb, weil das Arthur-Ashe-Stadium verständlicherweise zum Großteil aus Williams-Fans bestand, die nicht nur den Heimtitel, sondern auch den Rekordsieg ihrer Heldin bejubeln wollte.
"Ich habe wirklich hart mit dem Publikum kämpfen müssen", gesteht die junge Kanadierin. "Ich wusste ja, dass alle Serena siegen sehen wollen. Das habe ich einfach ausgeblockt und das ist mir zum Glück gut gelungen. Serena hat extrem stark gefightet, dass macht sie auch zu so einem großartigen Champion. Ich bin sehr stolz auf mich, wie ich mit dieser Situation heute umgegangen bin."
Williams, die am 26. September ihren 38. Geburtstag feiert, könnte nun im Kampf um ihren Rekordtitel die Zeit davon laufen. Bei der Siegerehrung gibt sich die US-Amerikanerin aber noch zuversichtlich: "Ich bin sehr stolz, dass ich immer noch hier auf diesem Level mitspielen kann. Mein Team unterstützt mich nach allen Tiefs so gut, dass ich mich immer wieder zurückkämpfen kann."