Für Dominic Thiem ist das Wimbledon-Auftaktmatch gegen Stefanos Tsitsipas auch eine Rückkehr ins Tennis-"Mekka" nach vier Jahren.
Vielleicht hat diese neben der Absage des Turniers 2020 wegen der Pandemie durch Verletzungen bedingte Auszeit auch den Respekt vor dem prestigeträchtigsten Tennis-Turnier neu entfacht.
"Ich habe es schon vermisst, dass ich nicht da war", gestand der ehemalige Weltranglisten-Dritte. Es wird übrigens auch sein erstes Wimbledon als Grand-Slam-Sieger.
So gute Erinnerungen wie etwa an den US-Open-Sieg 2020 hat Thiem freilich in Wimbledon nicht, obwohl er auch auf Rasen mit dem Titel in Stuttgart, dem Halbfinale in Halle (beides 2016) und eben dem Wimbledon-Achtelfinale 2017 durchaus schon tolle Resultate hatte.
"Fast schon übertriebene Tradition hat auch ihren Reiz"
"Ja, das waren meine zwei besten Rasenjahre. Die beste Erinnerung hier ist die vierte Runde 2017. Damals gab es vor dem Achtelfinale noch den freien Sonntag in der Mitte des Turniers. Da war am Sonntag die ganze Anlage leer und ich war noch Teil der 2. Woche", erinnerte sich Thiem und fügt hinzu: "Auch wenn ich das Match lieber gewonnen hätte." Damals hatte er in fünf Sätzen gegen den Tschechen Tomas Berdych verloren.
Doch man muss kein Wimbledon-Champion sein, um das ganz besondere Flair des Turniers an der Church Road zu lieben. "Erstens ist es ein unfassbar schönes Event. Wie die ganze Anlage gepflegt ist, ist ein Wahnsinn. Plus hat diese fast schon übertriebene Tradition auch schon ihren Reiz", meint der Niederösterreicher.
Zudem ist Thiem das Prestige Wimbledons ein Begriff, das weit über den Sport hinausgeht. "Auch Leuten, die keine Tennisfans sind, ist Wimbledon ein Begriff. Es ist der einzige Tennisbegriff, den Leute trotzdem noch kennen." Generell sind die Grand Slams für Thiem etwas Besonderes, "aber dieses ist noch ein kleines Level drüber".
Thiems Probleme mit dem Dress-Code
Welche Tradition ihn am meisten fasziniert, ist die offensichtlichste. Der absolute strenge Dresscode mit nur weißen Bekleidungsstücken.
"Es ist mir schon ein paar Mal passiert, dass irgendwas nicht ganz in Weiß war, ein buntes Schweißband oder so. Das geht einfach nicht. Wenn du nicht in ganz Weiß angezogen bist, wirst einfach runtergehaut vom Platz. Das ist auf der einen Seite schon ein bisserl komisch, aber auch eine coole Sache, dass so noch darauf geachtet wird." Auch das mache das Turnier aus.
Eine kleine Lockerung, die auch überfällig ist, gibt es aber ab diesem Jahr für die Frauen: Sie dürfen nun aus Rücksicht auf Menstruationszyklen unter ihren weißen Röcken farbige Shorts tragen. Die Diskussion war schon länger geführt worden.
So hatte sich die mittlerweile zurückgetretene Olympiasiegerin Monica Puig über den "mentalen Stress" beklagt, in Wimbledon ausnahmslos weiß tragen zu müssen. Sie habe immer dafür gebetet, in den zwei Wimbledon-Wochen nicht ihre Periode zu bekommen.