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Alcaraz nach Wimbledon-Sieg: "Bin jetzt in Rasen verliebt"

Der Spanier festigt seine Position an der Spitze der Weltrangliste. Djokovic wird beim Blick auf die Tribüne emotional:

Alcaraz nach Wimbledon-Sieg: Foto: © getty

Zum ersten Mal seit 20 Jahren ist Wimbledon nicht mehr in den Händen der "Big Four" der Tenniswelt!

Carlos Alcaraz bricht mit seinem Finalerfolg über Novak Djokovic die Dominanz von Roger Federer, Rafael Nadal, Andy Murray und eben Djokovic und ist am besten Weg, die Wachablöse im Herrentennis endgültig zu vollziehen.

Seitdem sich der damals 21-jährige Lleyton Hewitt sensationell den Titel im All England Lawn Tennis and Croquet Club sicherte, stemmten acht Mal Federer, sieben Mal Djokovic und je zwei Mal Nadal und Murray den begehrten Pokal in die Höhe - niemand sonst. Bis der 20-jährige Spanier kam.

Nun zieht Djokovic also zum ersten Mal nach 34 unbesiegten Matches am "heiligen Rasen" wieder den Kürzeren und kann Alcaraz damit vorerst auch nicht von Rang 1 der Weltrangliste verdrängen.

Alcaraz bremst Djokovic-Rekordjagd

Damit bleibt es dem Serben auch verwehrt, mit den acht Erfolgen von Wimbledon-Rekordchampion Federer gleichzuziehen. Auch auf seinen 24. Major-Triumph insgesamt muss der "Djoker" weiterhin warten. Für ihn wäre es überdies der fünfte Wimbledon-Titel in Folge gewesen.

Für Alcaraz hingegen ist es nach dem Titelgewinn bei den US Open 2022 der zweite volle Erfolg auf der ganz großen Tennisbühne. Damit gingen von den letzten vier Majors je zwei an die beiden Wimbledon-Finalisten.

Der 20-Jährige, der sich zu einem der jüngsten Wimbledon-Titelträger der Geschichte krönte, huldigte seinen Finalgegner im Siegerinterview am Platz: "Du hast mich immer schon sehr inspiriert. Als ich geboren wurde, hast du schon Turniere gewonnen. Es ist unglaublich."

Besonders die körperliche Verfassung von Djokovic begeistert den siegreichen Spanier: "Du bist wahrscheinlich in besserer Form, als ich es bin. Sie sagen 36 sei das neue 26 und du bist der beste Beweis dafür!", scherzte Alcaraz weiter, auf die Altersdifferenz von 16 Jahren zwischen den Beiden anspielend.

Sieg beim erst vierten Rasenturnier überhaupt

Besonders beeindruckend an der Performance des Schützlings von Juan-Carlos Ferrero ist die schnelle Anpassung an die auf der Tour mittlerweile seltene Oberfläche. Alcaraz startete mit sechs Karrierematches auf Rasen in die Saison. 2021 ging er gegen den Russen Daniil Medvedev in der zweiten Runde von Wimbledon unter, im folgenden Jahr schaffte er es ins Achtelfinale, wo er dem Italiener Jannik Sinner unterlag. 

In seiner Auftaktpartie der diesjährigen Rasensaison unterlag Alcaraz noch beinahe dem Franzosen Arthur Rinderknech, zu diesem Zeitpunkt Nummer 83 der Welt, stürmte dann aber zum Titel im Queen's Club - und nun auch am "heiligen Rasen" im Südwesten Londons. 

Eine Leistung, für die auch der Verlierer des großen Finales nichts als Respekt übrig hat: "Ich dachte, ich hätte nur auf Sand und Hartplatz Schwierigkeiten mit Carlos, aber jetzt auch auf Rasen! Er hat sich erstaunlich angepasst", gratuliert Djokovic seinem Kontrahenten mit einem Augenzwinkern und gesteht ein: "Ich habe heute gegen einen besseren Spieler verloren."

Auch Alcaraz selbst ist überglücklich mit seiner Leistung, sowie seiner Entwicklung auf dem Belag: "Ich bin jetzt in Rasen verliebt. Ich hatte es nicht erwartet, auf diesem Niveau zu spielen. Es ist ein Traum, der wahr geworden ist. Ich bin sehr stolz auf mich und das Team, das wir haben."

Djokovic findet Trost in Familie

Djokovic wiederum genügt ein kurzer Blick auf die Tribüne, um Trost zu finden: "Es ist schön, meinen Sohn dort zu sehen, immer noch lächelnd", so der langjährige Branchenprimus unter Tränen. 

Wie gewohnt gab sich der Serbe als guter Verlierer, sieht ein Stück Gerechtigkeit in seiner knappen Niederlage: "Ich habe über die Jahre so viele knappe Spiele gewonnen und vielleicht hätte ich ein paar Spiele verlieren sollen, die ich gewonnen habe, also ist es vielleicht gerecht."

Dennoch hält Djokovic fest: "Es ist schwer zu verdauen, wenn man so nah dran ist. Diese Momente sind es, für die wir jeden Tag arbeiten, und ich wurde mit so vielen unglaublichen Spielen gesegnet, und das ist wieder eines für die Geschichtsbücher."

Ein Tag für die Geschichtsbücher war es in der Tat.

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