Mit Matteo Berrettini stand Novak Djokovic am Sonntag im Endspiel von Wimbledon zwar ein Final-Debütant gegenüber, leichtes Spiel hatte der serbische Weltranglisten-Erste auf dem Weg zu seinem 20. Grand-Slam-Titel aber nicht.
"Das war mehr als ein Kampf", atmete der 34-Jährige nach dem Match auf. Und er fühlte auch ein bisschen mit dem italienischen Verlierer mit.
"Ich gratuliere Matteo und seinem Team, es war ein hartes Match. Es ist nicht das schönste Gefühl ein Finale zu verlieren, aber ich bin sicher, er wird noch mehrere Gelegenheiten haben", erklärte Djokovic nach dem Sieg.
Der Serbe weiß, wovon er spricht: Schließlich stand er mittlerweile schon unglaubliche 30 Mal in einem Major-Endspiel und verließ daher bei solch einem Event auch schon zehn Mal als Verlierer den Platz.
Alleine sechs Titel holte Djokovic im All England Club, womit Wimbledon nach den Australian Open (9 Siege) das erfolgreichste Grand-Slam-Turnier des Serben ist.
"Wimbledon zu gewinnen war immer mein Traum. Ich nehme das nicht als selbstverständlich hin. Ich habe mir als Siebenjähriger in Serbien ein Tenniszimmer mit allen möglichen Utensilien eingerichtet. Jetzt hier mit meiner sechsten Trophäe in Wimbledon zu stehen, ist unglaublich."
Djokovic kann Federer und Nadal übertrumpfen
Mit seinem 20. Major-Titel zog er mit seinen Langzeitrivalen Roger Federer und Rafael Nadal in der ewigen Rangliste gleich. Die Chance scheint groß, das Duo in den kommenden Monaten nun sogar zu übertrumpfen.
"Es heißt, dass keiner von uns Dreien aufhören wird", meinte er zu Titel Nummer 20. "Ich habe schon öfters gesagt: Roger und Rafa sind Legenden in unserem Sport. Sie sind die zwei wichtigsten Spieler, gegen die ich je in meiner Karriere gespielt habe. Sie sind der Grund, warum ich heute hier stehe."
In den ersten Jahren habe er die meisten Matches gegen beide verloren. "Die vergangenen 10 Jahre waren eine unglaubliche Reise, die heute und hier noch nicht beendet ist."
Konkurrent Federer gratulierte dem "Djoker" übrigens kurz nach dessen Sieg zu seinem historischen Erfolg: "Glückwunsch Novak zu deinem 20. Major. Ich bin stolz, die Gelegenheit zu haben, in einer besonderen Ära von Tennis-Champions zu spielen. Wunderbare Leistung, gut gemacht", schrieb der 39-jährige Schweizer am Sonntag auf Twitter.
Chance auf "echten" Grand Slam lebt
Mindestens ebenso wichtig wie die ewige Rangliste ist für Djokovic aber wohl auch die Chance auf den "echten" Grand Slam. Er könnte als erster Spieler seit Rod Laver (1962 und 1969) alle vier Majors in einem Jahr gewinnen. Mit dem zusätzlichen Gewinn bei den Olympischen Spielen in Tokio könnte er sogar den "Golden Slam" schaffen, den bislang nur Steffi Graf bei den Damen in der eigenen Trophäenliste stehen hat.
Der Kalender-Grand-Slam sei natürlich in seinen Gedanken. "Ich werde es versuchen, bin in toller Form. Die Grand Slams sind die größte Priorität, die ich jetzt habe."
Djokovic zeigt sich diplomatisch
Als er auch noch zum bevorstehenden EM-Finale befragt wurde, übte sich Djokovic umgeben von Engländern in Diplomatie. "Sie bringen mich in eine peinliche Lage... Heute Abend werde ich Fußball genießen." Zu wem er hält, scheint aufgrund dieser Antwort klar.
Auch Berrettini war nach dem Erhalt seines "Final-Tellers" zufrieden. "Es war ein unglaubliches Gefühl, vielleicht zu viele Gefühle, um damit umzugehen. Novak war ganz klar besser als ich, er schreibt Geschichte in diesem Sport und deshalb verdient er jeden Glückwunsch. Ich bin glücklich über mein Finale, hoffentlich war es nicht mein letztes hier und allgemein bei einem Grand Slam", sagte der Italiener, der vor Wimbledon im Londoner Queen's Club triumphiert hatte.