Achtelfinal-Sieg in Paris, dann Absage für das Viertelfinale und ein kurzfristiger Eingriff am Meniskus des rechten Knies.
Gut fünf Wochen später steht der 37-jährige Serbe Novak Djokovic am Sonntag (15.00 Uhr im LIVE-Ticker) tatsächlich im Finale von Wimbledon. Das grenzt an ein Wunder.
"Ich will wirklich um den Titel spielen", hatte er nach seiner Ankunft in Wimbledon gesagt. Die Chance auf Major-Titel Nummer 25 gegen Vorjahressieger Carlos Alcaraz ist also da.
Die Verwirklichung seines Ziels, also um seine schon achte Wimbledon-Trophäe zu spielen, bezeichnete selbst Djokovic nach seinem Drei-Satz-Halbfinalerfolg über den Italiener Lorenzo Musetti als "surreal". "Ich habe mich wirklich darauf konzentriert, Wimbledon dieses Jahr für mich möglich zu machen."
Er sei nicht leichtsinnig gewesen und habe auch nicht gegen den Rat der Mediziner gehandelt. "Ich habe nie etwas forciert", sagte Djokovic, der Anfang Mai auch wieder den Tiroler Fitnesscoach Gebhard Gritsch in sein Team zurückgeholt hat. Er selbst habe in der Reha jeden angeratenen Schritt befolgt: "Ich habe sogar mehr als das getan."
Man darf Djokovic nicht abschreiben
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Auch im Vorjahr hatte Djokovic alles gegeben, um Alcaraz den Wimbledon-Titel zu verwehren und sich fünf Sätze lang gegen die Niederlage gestemmt. Die Ausgangslage ist dieses Jahr anders. Während der "Djoker" im Vorjahr drei von vier Majors gewonnen hat, steht er in diesem Jahr für ihn völlig ungewöhnlich noch ganz ohne Titel da. Ausgerechnet in Wimbledon schaffte er den Sprung in sein erstes Saison-Finale - auch das zeigt: Man darf ihn, den fast schon letzten Vertreter der "Big Three", noch nicht abschreiben.
Der Ausfall des Viertelfinales gegen Alex de Minaur, der verletzt nicht antreten konnte, spielte Djokovic freilich in die Karten. Sehr viele Chancen wird der zweifache Familienvater nicht mehr erhalten, um endlich in der ewigen Bestenliste auch Margaret Court (ebenfalls 24 Major-Titel, freilich in einer ganz anderen Zeit) hinter sich zu lassen. "Geschichte steht auf dem Spiel", weiß Djokovic ganz genau.
Alcaraz: "Ich weiß, was ich zu tun habe"
Doch Carlos Alcaraz hat alle seine drei bisherigen Endspiele auf Major-Ebene gewonnen. "Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich bin sicher, er weiß, was er tun muss, um mich zu schlagen. Es wird ein wirklich interessantes Spiel werden", sagte der 21-jährige Spanier. "Aber ich bin bereit, diese Herausforderung anzunehmen, und ich bin bereit, es gut zu machen."
Nach dem Viertelfinal-Aus von Jannik Sinner werden die Top 3 unabhängig vom Finalausgang gleich bleiben. Djokovic, der mit dem achten Wimbledon-Titel mit Rekordhalter Roger Federer gleichziehen würde, bleibt vor Alcaraz vorerst ATP-Zweiter.
Djokovic liegt im Head-to-Head mit dem 16 Jahre jüngeren Alcaraz mit 3:2 voran. "Er ist verdient einer der großartigsten 21-Jährigen, den wir jemals gesehen haben in diesem Sport. Wir werden von ihm viel in der Zukunft sehen, keine Frage. Er wird viele weitere Grand Slams gewinnen", rühmte Djokovic seinen Kontrahenten. "Aber in der Zukunft, wenn ich in etwa 15 Jahren aufhöre - ich scherze, ich scherze", sagte der 37-Jährige mit einem Lachen.
Mit seinem 37. Major-Finale ist Djokovic einsame Spitze (vor Roger Federer mit 31 bzw. in der gemischten Wertung vor Chris Evert mit 34).
Royaler Besuch beim Finale
Für Aufsehen werden am Sonntag nicht nur die beiden Finalisten sorgen: Denn auch Prinzessin Kate (42) wird das Endspiel der Herren besuchen, teilte der Kensington-Palast in London mit. Die Schwiegertochter von König Charles III. hatte vor einigen Monaten eine Krebsdiagnose bekannt gemacht. Öffentliche Termine nahm sie lange nicht wahr, erst Mitte Juni zeigte sie sich bei der Militärparade Trooping the Colour in London.
Die als großer Tennisfan bekannte Kate, die mit dem britischen Thronfolger Prinz William verheiratet ist, ist Schirmherrin des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs und auch in der Vergangenheit oft bei dem Turnier gewesen.