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Kein Verständnis für "unterklassige (Thiem)-Kommentare"

Jürgen Melzer sieht Dominic Thiem in einem Teufelskreis. Für eine Sache hat der ÖTV-Sportdirektor aber kein Verständnis.

Kein Verständnis für Foto: © GEPA

Der Wechsel auf Rasen brachte zumindest vorläufig nicht den erhofften Umschwung für Dominic Thiem.

Beim ATP-500-Turnier in Halle setzte es vergangene Woche die befürchtete Zwei-Satz-Niederlage gegen Alexander Zverev.

Danach ging es wieder ab in die Heimat, um sich gemeinsam mit Coach Benjamin Ebrahimzadeh auf das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon vorzubereiten.

Ob es dort besser läuft? Der letzte Sieg von Thiem im All England Club datiert aus dem Jahr 2017, als er erst im Achtelfinale hauchdünn in fünf Sätzen an Tomas Berdych scheiterte. 2018 und 2019 setzt es jeweils das Aus in Runde eins, danach fehlte Thiem jeweils verletzungsbedingt.

Viel hängt sicherlich von der Auslosung ab, trotzdem spricht nicht unbedingt viel dafür, dass der ehemalige Weltranglisten-Achte ausgerechnet im Rasen-Mekka wieder in die Spur finden könnte.

"Dominic kann auch auf Rasen gut spielen"

Doch vielleicht Thiem ja gerade deshalb befreit drauflos spielen. Auch ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer will den Lichtenwörther im Gespräch mit LAOLA1 nicht schon im Vorfeld des Grand-Slam-Turniers abschreiben.

"Ich glaube, dass Dominic auch auf Rasen gut spielen kann", sagt Melzer über Thiem, der im Jahr 2016 in Stuttgart auch schon einmal ein ATP-Turnier auf Rasen gewinnen konnte.

"Beim ihm steht und fällt es mit dem Selbstvertrauen, das er derzeit einfach nicht hat. Das ist leider so, das kommt aber mit Match-Siegen, die er in letzter Zeit nicht so feiern konnte, wie er sich das vorgestellt hat", beschreibt Melzer den aktuellen Teufelskreis, in dem sich Thiem befindet.

Der 42-Jährige ist aber davon überzeugt, dass Thiem aktuell sein Bestes versuche, um wieder den Anschluss zu finden: "Ich glaube aber auch, dass er hart arbeitet und dort wieder hinkommt. Da sieht man aber auch wieder die große Konkurrenz und dass man auch als ehemalige Nummer drei der Welt nicht unbedingt gleich wieder den Anschluss finden muss."

Kein Verständnis für "unterklassige Kommentare"

Wenig Verständnis hat Melzer hingegen für die auf Thiem einprasselnde Kritik in den sozialen Medien oder Online-Foren. "Meiner Meinung nach geben viel zu viele Leute dermaßen unterklassige Kommentare ab, dass es mir einfach weh tut. Das hat er sich nicht verdient. Er weiß ja selbst, dass er im Moment nicht gut spielt. Er setzt aber alles daran, dass er sich verbessert. Das ist das, was zählt", nimmt er den US-Open-Gewinner von 2020 in Schutz.

Schließlich habe Thiem die Fehler der Vergangenheit erkannt und mit seinem neuen Coach Benjamin Ebrahimzadeh einen Mann gefunden, der ihm laut Melzer helfen sollte, wieder in die Spur zu finden.

"Ich kenne Benni sehr gut, weil er damals in der Schüttler/Waske-Akademie gearbeitet hat, in der ich damals trainiert habe. Ich halte sehr viel von ihm. Er ist ein außerordentlicher Trainer, der ihn definitiv wieder zu mehr Stunden am Platz gebracht hat. Ich glaube, dass es der richtige Mann ist", ist Melzer überzeugt.

Wunder dürfe man sich freilich keine erwarten. Man müsse Thiem und seinem Team einfach die nötige Zeit geben. "Dominic hat gesagt, dass er in den letzten eineinhalb Jahren nicht so trainiert hat, wie er es hätte machen sollen. Das holst du aber nicht in zwei Wochen wieder auf. Diese Zeit muss er sich geben."

Melzer ist überzeugt: "Wenn er die Arbeit wieder reinsteckt, ist er ein zu guter Tennisspieler, als dass er nicht wieder raufkommen würde."

Baldige Trendwende nicht in Sicht

Doch heißt das nun im Umkehrschluss auch, dass die Chancen auf eine Trendwende in diesem Jahr eher gering sind? "Ich habe leider keine Kristallkugel", lächelt Melzer, um aber doch hinzuzufügen: "Wenn er es schafft, dass er mal zwei, drei Matches hintereinander gewinnt, dann glaube ich schon, dass er es schneller schaffen könnte. Die Frage ist, ob es dazu kommt."

Mit guten Ratschlägen aus der Ferne hält sich Melzer allerdings zurück. "Ich bin zu weit weg, um sagen zu können, dass er das oder das machen soll. Da gibt’s Leute, die sich täglich damit beschäftigen und das sind auch jene, die das entscheiden müssen."

"Von außen schlau reden – das ist mir als Spieler schon relativ am Nerv gegangen, deshalb will ich das jetzt auch nicht in meiner Position machen. Wenn ich ihn irgendwie unterstützen kann, aber das ist nicht meine Aufgabe. Deshalb glaube ich, dass er ein gutes Team um sich hat und er schon die richtigen Entscheidungen treffen wird."

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