Wieder fehlt Ons Jabeur nur noch ein Schritt.
Als erste Frau aus Tunesien, aus dem arabischen Raum und Afrika, könnte die 28-Jährige am Samstag ein Grand-Slam-Turnier im Tennis gewinnen. Ein ganzer Kontinent wird Jabeur im Wimbledon-Finale gegen die Tschechin Marketa Vondrousova die Daumen drücken. Und auf ein besseres Ende als 2022 hoffen.
Damals verlor Jabeur das Endspiel am grünen Rasen von London gegen Jelena Rybakina. Die Titelverteidigerin aber bugsierte sie vor wenigen Tagen im Viertelfinale aus dem Turnier, im Halbfinale folgte die Weltranglisten-Zweite Aryna Sabalenka.
Verletzungpausen als Wendepunkte
Dass mit Bianca Andreescu und Petra Kvitova zwei weitere Topspielerinnen auf der Abschussliste der auf dem Platz stets hochemotionalen Spielerin stehen, unterstreicht Jabeurs aktuell bestechende Form. "Ich denke, das gibt mir Selbstvertrauen, für das Finale bereit zu sein." Die Ons Jabeur von 2022 habe mit der Jabeur von 2023 außerdem nichts mehr zu tun. "Das ist eine komplett andere Spielerin", sagte sie selbst über ihre Verwandlung.
Noch vor wenigen Monaten deutete nichts auf einen derartigen Lauf hin. Doch neben ihren Erfahrungen aus inzwischen zwei Grand-Slam-Finals seien es vor allem ihre beiden Verletzungspausen, die sie mit einem komplett anderen Gefühl in das erneute Duell um den Wimbledon-Titel gehen lassen würden, sagte Jabeur.
"Ich glaube, die Verletzungen haben mich etwas runtergebracht und mich gelehrt, geduldig zu sein und die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind."
Jabeur: "Mein Tennis soll inspirieren"
Nach ihrem Zweirunden-Aus gegen Vondrousova bei den Australian Open in Melbourne hatte sich die Tunesierin einem kleinen Eingriff am Knie unterziehen müssen und fiel ein paar Wochen aus. Im April folgte die nächste Pause wegen einer Wadenzerrung. "Es war außerhalb meiner Kontrolle, ich konnte nichts dagegen machen, nur geduldig sein", sagte Jabeur.
Geduld beweisen müssen auch ihre zahlreichen Fans in der Heimat. Über Jahre ist sie mit immer neuen Rekordmarken (erster WTA-Titel, erster arabischer Profi in den Top Ten) zum Vorbild der jüngeren Frauen-Generation geworden.
"Mein Tennis soll inspirieren", sagte sie dieser Tage in Wimbledon einmal mehr. Noch fehlt ein Schritt zum historischen Titel, und die Karriere der zuhause "Minister of Happiness" gerufenen Jabeur wäre vollendet. "Ich hoffe, ich kann Geschichte schreiben. Nicht nur für Tunesien, sondern für Afrika."