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Baldige Rückkehr? Der Comeback-Plan von Julia Grabher

Nach Handgelenks-Verletzung im Vorjahr: Coach Günter Bresnik erklärt bei LAOLA1 den Fahrplan für die kommenden Monate.

Baldige Rückkehr? Der Comeback-Plan von Julia Grabher Foto: © GEPA

Es lief so gut für Julia Grabher.

Als Nummer 54 der Welt stand die 27-jährige Vorarlbergerin im vergangenen Sommer kurz davor, als erste Österreicherin seit neun Jahren den Sprung in die Top 50 des WTA-Rankings zu schaffen.

Doch dann kam die folgenschwere Vorbereitung für die US Open: Dabei riss sich die ÖTV-Fedcupperin das Strecksehnenfach im Handgelenk.

Nach einer kurzen ärztlichen Beratung entschied sich Grabher mit ihrem Team für eine Operation, der sie sich am 6. September unterzogen hat. Seitdem arbeitet Grabher an ihrem Comeback.

Eine erste Erleichterung gab es vor etwa zwei Wochen: Dr. Martin Leixnering, der die OP vornahm und seinerzeit schon Stefan Koubek operierte, besuchte Grabher beim Training in der Südstadt unter ihrem Coach Günter Bresnik und vergewisserte sich dabei über die ordnungsgemäße Heilung des Gelenks.

"Julias Zweifel wurden großteils beseitigt"

"Er hat gemeinsam mit der Ergotherapeutin geschaut, dass das Gelenk wieder beweglich genug ist", erklärt Bresnik im Gespräch mit LAOLA1. "Die waren sehr zufrieden und haben eigentlich die Zweifel von der Julia wahrscheinlich zwar nicht zur Gänze, aber zumindest großteils beseitigt."

Der Weg zum Comeback ist freilich noch lange. "Am Anfang hat sie ja außer Radfahren gar nichts machen können. Da war sie komplett ruhig gestellt. Dann hat sie mit Schiene nur mit der linken Hand und Schaumstoffbällen gespielt.“

"Sie spielt derzeit auch noch keine Punkte, geschweige denn einen Satz oder sowas. Und bevor sie das nicht gemacht hat, macht es keinen Sinn, jetzt große Prognosen aufzustellen", hält Bresnik die Erwartungen am Boden. "Bei so einer Verletzung geht man aber auch kein Risiko ein, nur damit man vielleicht zwei, drei Wochen schneller auf dem Platz stehen könnte."

Protected Ranking erst in einem Monat

Derzeit herrsche zudem noch kein großer Zeitdruck. Erst in einem Monat könne Grabher nach einer halbjährigen Auszeit das 2Protected Ranking" der WTA in Anspruch nehmen. Dadurch kann sie bei acht ausgewählten Turnier-Starts auf ihr altes Ranking zu Beginn der Verletzung zurückgreifen.

"Das wird man auf jeden Fall abwarten und dann schauen wir mal, wie es bei den Trainingsätzen läuft. Tennis-spezifisch wird sie sicherlich etwas eingebüßt haben, aber das wird man nicht so sehen", so Bresnik, der den Einsatz und Willen von Grabher in dieser schwierigen Zeit explizit hervorhebt.

"Sie ist eine klassische Musterschülerin in allen Bereichen. Tennismäßig ist es bislang okay, was sie spielt, wettkampfmäßig wird man aber schauen müssen, wie es sich entwickelt. Sie spielt erst seit sechs bis acht Wochen mit harten Bällen und ermüdet dabei noch schnell im Arm. Oft geht es nur ein bis zwei Stunden."

Bresnik rechnet damit, dass Grabher erst nach dem Sommer wieder voll auf der Tour mitspielen wird können. "Aber ich kann mir ohne weiteres vorstellen, dass sie ab September für kleinere Turniere wieder wettbewerbsfähig und auf einem ähnlichen Leistungsniveau ist, wie sie es vorher war. Aber da muss man abwarten."

"Definitiv die richtige Entscheidung" sei auf jeden Fall die Operation gewesen. "Wenn das Strecksehnenfach von selber zusammenwächst, weiß man nicht, wie stabil es ist. Daher habe ich die OP vorgezogen", erklärte Grabher schon damals ihre Entscheidung.

"An der Operation führte kein Weg vorbei", bestätigt auch Bresnik. "Jeder normal denkende Mensch hätte erkannt, dass es ohne nicht geht. Ein außenstehender Mensch würde wohl auch keinen Unterschied zu früher bemerken."

"Eine der schlimmsten Verletzungen"

"Das Handgelenk ist sicher eine der schlimmsten Verletzungen, die man als Tennisspieler haben kann. Das Handgelenk ist das erste wesentliche Gelenk, das am nächsten beim Schläger ist. Ellbogen oder Schulter kann man noch eher kompensieren als das Handgelenk. Deshalb bin ich da auch komplett vorsichtig."

Wie kompliziert eine Verletzung am Handgelenk sein kann, hat Tennis-Österreich in den vergangenen Jahren bei Dominic Thiem gesehen, der nach einer ähnlichen Blessur auch noch fast drei Jahre später weit von seinem früheren Leistungsspektrum entfernt ist.

Traut sich Bresnik trotzdem eine Prognose abzugeben, wie es für Grabher nach dem Comeback weitergehen könnte? "Ich gehe davon aus, dass sie wieder an frühere Erfolge anschließen und hoffentlich wieder genauso gut, wenn nicht besser spielen kann wie letztes Jahr."

Besonders bitter war freilich wie schon eingangs erwähnt der Zeitpunkt der Verletzung. Ausgerechnet im ansetzenden Höhenflug nach jahrelanger harter Arbeit erlitt Grabher von ihrem Körper diesen schmerzhaften Rückschlag.

Wie glaubt Bresnik, dass sein Schützling mit dieser mentalen Belastung umgehen kann? "Einfach ist es natürlich nicht. In diesem Alter zu diesem Zeitpunkt einer Karriere – aber es gibt natürlich nie einen guten Zeitpunkt für eine derartige Verletzung", weiß Bresnik, dass die Situation für Grabher nicht einfach ist.

Umso erfreulicher, dass die letztwöchige Kontrolle von Dr. Leixnering so positiv ausfiel. "Das war sehr wichtig für sie und sie ist seitdem auch viel positiver", so Bresnik.

"Der Fokus gilt dem Hier und Jetzt. Der Status Quo stimmt mich zuversichtlich, in ein paar Wochen wieder auf die Turnierbühne zurückkehren zu können. Das ist nicht selbstverständlich und freut mich extrem", blickt Grabher selbst mit Demut auf die vergangenen Monate zurück, aber auch mit viel Vorfreude auf die kommenden Aufgaben voraus.

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