Es war eine der schönsten Geschichte der Australian Open in diesem Jahr.
Altstar Gael Monfils und seine Ehefrau Elina Svitolina setzten jeweils zu beeindruckenden Erfolgsläufen an.
Während der 38-jährige Franzose im Achtelfinale gegen Ben Shelton aufgeben musste, schaffte es die acht Jahre jüngere Ukrainerin unter anderem mit Siegen über Jasmine Paolini und Veronika Kudermetova sogar bis ins Viertelfinale.
Dabei musste Svitolina im September vergangenen Jahres die Saison wegen einer Operation am rechten Fuß vorzeitig beenden.
"Es war ein langer Weg nach meiner Operation und eine große Herausforderung. Ich weiß, dass ich richtig gut spielen kann und auch die Top-Spieler fordern kann“, zeigt sich die ehemalige Weltranglisten-Dritte selbstbewusst.
Verletzungen, Mutterschaft und Ukraine-Krieg
Mit Rückschlägen und Herausforderungen hat Svitolina in den vergangenen Jahren gelernt umzugehen. Seit drei Jahren wütet in ihrem Heimatland der russische Angriffskrieg. Zudem wurde sie im Oktober 2022 erstmals Mutter: sie brachte Tochter Skai zur Welt – das gemeinsame Kind mit Monfils.

"Wir pushen uns gegenseitig und versuchen, alles zu geben, was wir haben. Er ist viel älter als ich und deshalb ist es viel beeindruckender, was er mit seinen körperlichen Fähigkeiten auf den Platz bringen kann. Ich glaube, die ganze Welt ist beeindruckt von ihm", schätzt Svitolina die Leistungen ihres Mannes noch höher ein.
Dabei können sich auch ihre Errungenschaften als Tennis-Mama mehr als sehen lassen. 2023 erreichte sie in Wimbledon das Halbfinale, in Folge kehrte die ehemalige Weltranglisten-Dritte auch wieder in die Top 20 zurück.
"Ich hatte meinen Moment, als ich in Wimbledon das Halbfinale erreichte und wieder in die Top 20 zurückkehrte. Das hat mir viel Selbstvertrauen und ein gutes Gefühl gegeben. Ich konnte damit auch viele andere Spielerinnen inspirieren. So etwas gibt mir jeden Tag neue Energie und Motivation. Damit ich besser werden kann und noch stärker spiele."
Auch in Linz, wo sie am Donnerstag als Nummer zwei der Setzliste nach ihrem Freilos zum Auftakt in der zweiten Runde auf Sinja Kraus oder Anna Blinkova treffen wird, geht sie dementsprechend selbstbewusst und motiviert ins Rennen.
"Ich habe bei jedem Turnier das Ziel, dieses Turnier zu gewinnen. Nur ein oder zwei Runden zu gewinnen, ist mir zu wenig. Natürlich weiß ich nach vielen Jahren auf der Tour, dass jedes Match schwierig ist und seine eigenen Herausforderungen hat.“
"Kann es noch einmal weit nach vorne schaffen"
Bereits vor acht Jahren war Svitolina die Nummer drei der Welt. Immerhin drei Mal stand sie in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Halbfinale. Trotz ihrer 30 Jahre ist sie davon überzeugt, es erneut in die Weltspitze schaffen zu können.
"Ich glaube, dass ich es mit meinem Spiel noch einmal so weit nach vorne schaffen. Ich kann auch gegen absolute Top-Spieler gewinnen. In erster Linie haben mich immer wieder meine Verletzungen gestoppt", so die Ukrainerin, die schon öfter mit ihrem rechten Fuß zu kämpfen hatte und auch von Rückenproblemen nicht verschont blieb.
"Im Vergleich zu früher habe ich mehr Erfahrung als damals. Ich weiß, dass ich mich gut auf meine Regeneration konzentrieren muss und versuche, auch die Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Das verlangt einem sowohl körperlich als auch mental alles ab."
Die Belastung für Svitolina ist groß. Neben ihrem Hauptjob als Tennis-Profi ist sie schließlich auch noch Mutter einer kleinen Tochter – ganz zu schweigen vom seit drei Jahren schwelenden Ukraine-Krieg. "Ich habe eine Mange um die Ohren", antwortet Svitolina auf die Frage von LAOLA1, wie sie das denn alles wegstecken könne.
Svitolina setzt sich auch im Ukraine-Krieg ein
"Ich habe aber das Gefühl, dass in meinem Leben alles passt. Ich bekomme viel Unterstützung. Ich habe viele Menschen, die mir helfen und auch ein gutes Team im Tennis. Es ist wichtig, sich mit Leuten zu umgeben, die einem viel Unterstützung und Vertrauen geben."
Kraft schöpfe sie vor allem aus ihrer kleinen Familie: "Sobald ich mit Gael und meinem Sohn zusammen bin... das sind die Momente, die einzigartig sind und die man schätzen muss. Sie geben mir Kraft. Ich war jetzt wieder vier Tage daheim, die ich sehr genossen habe und gut vom Tennis abschalten konnte. Das hilft, wieder neue Kraft zu tanken."
Kraft, die sie auch nützt, um ihren Beitrag im Kampf gegen Russland zu leisten. Immer wieder lässt sie sich bewaffnet in Uniform ablichten, um den ukrainischen Soldaten moralische Unterstützung zu geben. Erst vor Kurzem war sie wieder nahe des Kriegsgebiets in Kharkiv zu finden.
"Ich war nicht direkt an der Front, aber in der Nähe davon. Ich habe eine Militärbasis besucht. Ich habe viele Freunde, die derzeit ihren Dienst an ihrem Land verrichten. Kharkiv ist 20 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Es ist sehr traurig, jene Stadt so zerstört zu sehen, in der ich mit Tennis begonnen habe."
"Es ist mir wichtig, mein Land und die Leute zu unterstützen. Es ist wichtig, dass die Leute von einer besseren Zukunft träumen können. Sie leiden derzeit unter einem extremen Stress und stehen vor einer großen Ungewissheit", erklärt Svitolina, die für ihren Einsatz weltweit Respekt erhält.
Auch Linz-Botschafterin Barbara Schett ist von der Ukrainerin beeindruckt: "Sie ist eine ganz starke Persönlichkeit und auch sehr populär", erzählt die Tirolerin im Gespräch mit LAOLA1. "Zudem ist sie auch eine ganz angenehme Zeitgenossin."
Doch sie kann auch Kante zeigen: Seit dem Ausbruch des Kriegs sorgt Svitolinas Angewohnheit für Aufsehen, russischen Gegnerinnnen das Shakehands zu verweigern. Trotz diesbezüglicher Kritik an ihrer Person, verteidigt sie ihr Verhalten.
Weiterhin keine Shakehands für Russinnen
"Es ist sehr schwierig für mich, wenn ich einer Russin gegenüberstehe. Ukrainer werden derzeit von russischen Soldaten getötet. Ich habe schon viele Freunde verloren, die an der Grenze ihren Dienst verrichtet haben. Es ist schwierig für mich, diese Dinge voneinander zu trennen", so Svitolina, die im gleichem Atemzug stolz auf ihre 9:0-Bilanz gegen Russinnen seit dem Ausbruch des Kriegs verweist.
Zudem hätte sie durchaus ein offenes Ohr gegenüber russischen Spielerinnen. Nur wenige suchen aber das Gespräch mit Ukrainern: "Es sind bislang nicht viele Russinnen zu mir gekommen und haben sich für die Verbrechen ihres Landes entschuldigt."
Der Zukunft blickt sie eher skeptisch entgegen: "Nur Gott weiß, was passieren wird und was Präsident Trump machen wird. Ich bin mir nicht sicher, was passieren wird. Wir wollen aber natürlich unser Land zurück und in Frieden leben. Und wir wollen keine Raketen mehr, die in unser Land fliegen und es zerstören“, stellt sie klar, dass Aufgeben keine Option sei.
Wie sie es eben am Tennisplatz gelernt hat.