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Beendet Grabher in Linz nächste "Wahnsinns"-Durststrecke?

Die Vorarlbergerin kämpft am Dienstag um den ersten ÖTV-Sieg seit 12 Jahren. Es wird aber schwierig.

Beendet Grabher in Linz nächste

Zwölf Jahre ist es her. 2013 gewann Patricia Mayr-Achleitner als letzte Österreicherin ein Hauptbewerbs-Match beim Upper Austria Ladies in Linz.

Damals zog die Tirolerin mit einem Drei-Satz-Sieg über die ukrainische Lucky Loserin Zanevska sogar ins Viertelfinale ein.

Julia Grabher wird am heutigen Dienstag (ab ca. 16:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>) versuchen, diese Negativ-Serie endlich zu beenden.

Leicht wird die Aufgabe für die 28-jährige Vorarlbergerin, die dank einer Wild Card im Hauptbewerb steht, aber nicht.

Ehemalige Linz-Siegerin wartet zum Auftakt

Sie trifft auf die an sechs gesetzte Anastasia Potapova – aktuelle Nummer 36 der Welt und Linz-Siegerin von 2023.

"Die Auslosung ist sicher schwierig. Das Turnier ist aber auch sehr, sehr gut besetzt, deshalb habe ich auch nicht mit einer leichten Aufgabe gerechnet", will sich Grabher davon nicht einschüchtern lassen.

"Ich muss mich auf meine Leistung konzentrieren und mein Bestes geben. Ich werde versuchen, das Match so knapp wie möglich zu halten, damit ich von der Unterstützung des Publikums profitieren kann."

Zumindest etwas Auftrieb sollte die Statistik geben: Das bislang einzige Duell zwischen den beiden konnte die Vorarlbergerin vor zwei Jahren knapp in drei Sätzen für sich entscheiden.

"Ich hab einmal in Valencia auf Sand gegen sie gespielt. Das sind natürlich ganz andere Bedingungen als hier. Ich fühle mich wohler auf Sand und sie wahrscheinlich auf Hardcourt. Ich habe mich aber gut vorbereitet und werde alles geben."

Schwierige Rückkehr nach Handgelenks-OP

Hinzu kommt, dass Grabher sicherlich noch nicht wieder in der damaligen Form ist. Nach einer Handgelenks-Verletzung musste die Vorarlbergerin ein Jahr pausieren. Im April vergangenen Jahres kehrte sie auf die WTA-Tour zurück. Mit bislang bescheidenem Erfolg. Aktuell belegt die ehemalige Nummer 51 der Welt nur den 415. Platz im WTA-Ranking.

"Natürlich war das letzte Jahr sehr, sehr hart. Das Comeback ist sicher nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe", so Grabher. "Es dauert halt einfach, wenn man ein Jahr lang kein Match spielt. Das kann man nicht in so kurzer Zeit aufholen. Ich muss geduldig sein."

Guter Start in die neue Saison

In den vergangenen Monaten gab es aber doch Anlass zur Hoffnung, dass es schön langsam wieder zurück in höhere Gefilde geht.

Julia Grabher hofft auf mehr ÖTV-Frauen auf der Tour
Foto: © getty

"Zu Jahresende habe ich besser reingefunden. Ich muss jetzt so viele Matches wie möglich auf diesem Niveau bekommen. Das geht mir ganz klar ab. Ich bin sicher noch nicht dort, wo ich vor der Verletzung war. Da war ich um die 50. Das Ziel ist, dass ich so schnell wie möglich wieder dorthin zurückkomme", so Grabher, die zur Saisonvorbereitung zwei Wochen auf Teneriffa mit Coach Günter Bresnik weilte.

Beim Saisonauftakt in Auckland gewann sie erstmals wieder ein Match bei einem großen WTA-Turnier, danach musste sie sich nach hartem Kampf Naomi Osaka geschlagen geben.

"Der Einstieg ins Jahr ist sehr, sehr gut gelaufen. Ich habe in Auckland das erste Match gewonnen und danach gegen die Osaka sehr gut gespielt - ich hatte da meine Chancen. Das zu sehen, hat mir sicher Selbstvertrauen gegeben. Jetzt heißt es, Tag für Tag diese Leistungen zu bringen. Das wird für mich sicherlich ein Thema in den nächsten Monaten sein. Damit ich gegen jede eine Chance habe."

Landsfrau Kraus beendet "Wahnsinns"-Durststrecke

Wie hoch die Leistungsdichte im Frauen-Tennis ist und wie schnell es dann auch einmal nach oben gehen kann, zeigte Landsfrau Sinja Kraus, die sich in Linz mit zwei Siegen über ehemalige Top-100-Spielerinnen erfolgreich durch die Qualifikation kämpfte.

"Ich freue mich extrem für Sinja. Ich habe nur die letzten paar Games gesehen, weil ich selber trainiert habe. Aber sie hat schon am Sonntag sehr gut gespielt und ich hoffe, dass sie diese Form in den Hauptbewerb mitnehmen kann. Sie hat sich das verdient", fieberte Grabher mit ihrer Billie-Jean-King-Cup-Teamkollegin mit.

Durch den Erfolg von Kraus stehen erstmals seit 2015 wieder zwei ÖTV-Frauen im Hauptbewerb von Linz. "Zehn Jahre ist das schon wieder her? Wahnsinn!", staunte Grabher selbst über die lange Durststrecke, als LAOLA1 sie darauf aufmerksam machte.

"Ich kann mich nicht erinnern, aber es ist sehr, sehr cool für das Turnier und das Frauen-Tennis in Österreich. Das ist wichtig und aufregend."

Tennis-Nachwuchs lässt hoffen

Mehr ÖTV-Spielerinnen in der Weltspitze würde allen Beteiligten helfen. "Natürlich würden wir uns alle wünschen, dass es mehr Spielerinnen gibt, die vorne dabei sind. Ich kann’s leider nicht ändern."

"In der Qualifikation haben wir aber gesehen, dass einige gut mitspielen können. Ich glaube, sie haben auch gesehen, dass vieles möglich ist, wenn man hart arbeitet und dranbleibt. Dann kann man viel erreichen", hofft Grabher, dass sich in Zukunft wieder mehr Österreicherinnen auf der WTA-Tour probieren.

Eine dieser Hoffnungsträgerinnen ist auch die erst 16-jährige Lilli Tagger, die in der Vorwoche im Junioren-Bewerb der Australian Open bis ins Viertelfinale vorstieß. Auch Grabher hält große Stücke auf die junge Lienzerin.

"Ich habe sie letztes Jahr in Sardinien zum ersten Mal gesehen, als wir das gleiche Turnier gespielt haben. Sie spielt sehr, sehr gut und ich glaube, dass die richtig gut werden kann."

Potapova weiß um Grabhers Stärken

Nach Linz wird Grabher übrigens noch vier Mal ihr Protected Ranking einsetzen können und dadurch bei größeren WTA-Turnieren antreten dürfen. Je mehr Matches sie auf diesem Niveau bekomme, umso besser wäre es.

Sie will sich aber keinen unnötigen Druck machen: "Ich habe akzeptiert, dass das länger dauert, als ich es mir vorgestellt habe. Ich habe aber gelernt, dass ich mir diese Zeit geben muss. Ich bin einfach jemand, der viele Matches braucht. Das geht nicht von heute auf morgen bei mir."

Gegnerin Potapova kann die schwierige Zeit für Grabher übrigens nachvollziehen, zeigt sich aber dennoch gewarnt vor den Stärken der Vorarlbergerin: "Sie war natürlich lange Zeit weg von der Tour. Eine Handgelenksverletzung ist immer schwierig. Sie ist aber eine tolle Spieler mit einer starken Vorhand und sie bewegt sich auch sehr gut. Zudem hat sie den Heimvorteil auf ihrer Seite. Es wird ein schwieriges Match werden."

Die vielen Schützlinge des Günter Bresnik

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