Der österreichische Volleyball-Serienmeister Hypo Tirol zieht sich aus dem Profi-Sport zurück!
Das gibt der Verein am Mittwoch in Innsbruck bekannt. Die gesamte Profiabteilung und der Vorstand werden sich nach der laufenden Saison zurückziehen.
Der große Knackpunkt für diese folgenschwere Entscheidung sei laut Manager Hannes Kronthaler die fehlende Unterstützung des Verbands und auch einiger Landesunternehmen in Sachen Sponsoring. Die Nachwuchsabteilung soll vorerst weitergeführt werden.
"Der Spitzensport ist Geschichte, ich ziehe mich aus der Öffentlichkeit zurück", sagt Kronthaler im Rahmen einer Pressekonferenz. Vor allem eines sei für den Tiroler ausschlaggebend für die Entscheidung, nach gut 25 Jahren dem Spitzensport den Rücken zuzukehren: der Stillstand. In der Liga tue sich nichts, im ÖVV (Österreichischer Volleyball Verband) gebe es keine erkennbare Weiterentwicklung.
"Trotzdem wäre ich gerne verführt worden, es weiterzumachen. Es gibt aber keinen Grund mehr", meint Kronthaler.
"Jeder Trachtenverein wird besser behandelt als wir"
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Gerade in der Politik finde der Spitzensport laut dem Hypo Tirol-Manager "kein Gehör". Er habe sich vor einiger Zeit mit anderen hochrangigen Sport-Vereinen in Tirol, darunter auch Fußball-Bundesligist WSG Tirol, mit dem Landeshauptmann und den Landesunternehmen zusammengesetzt, um den Sport weiterzuentwickeln.
"Umsonst – jeder Trachtenverein wird besser behandelt als wir. Die Veranstaltung war, gelinde gesagt, eine Respektlosigkeit gegenüber jedem heimischen Sport-Manager. Ich habe den Glauben verloren, dass sich was ändert", so der 59-Jährige.
Bei all der Kritik und dem Rückzug aus dem Profi-Geschäft fühle sich der Verein und Kronthaler allerdings "dem Nachwuchs verpflichtet und Sportdirektor Stefan Chrtiansky wird den noch zwei Jahre hauptberuflich organisieren".
"Ich habe meinem Sohn verboten, Hypo zu übernehmen"
Nach zwei Jahren werde sich der Verein einen neuen Obmann suchen müssen. Jedoch ohne die Familie Kronthaler: "Ich habe meinem Sohn verboten, Hypo zu übernehmen. Die Familie Kronthaler hat in all den Jahrzehnten absolut genug für den Volleyball-Sport getan."
Tirols Landeshauptmannstellvertreter und Sportlandesrat Philip Wohlgemuth (SPÖ) erklärt indes in einer Reaktion gegenüber der APA, dass er die Entscheidung Kronthalers "überrascht und mit großem Bedauern" aufgenommen habe:
"Es ist ein großer Verlust für die Tiroler Sportszene." Es tue ihm leid, "wenn Hypo Tirol und Hannes Kronthaler in der Vergangenheit negative Erfahrungen mit dem Land oder Landesunternehmen gemacht hat."
"Ich habe als neuer Sportlandesrat seinen heutigen Weckruf jedenfalls gehört", versichert der erst seit Dezember vergangenen Jahres amtierende Wohlgemuth.
Sportlandesrat kontert: "Einer der am höchsten geförderten Sportvereine in Tirol"
Den Vorwurf der mangelnden finanziellen Unterstützung wollte der Sportlandesrat allerdings so nicht stehen lassen. "In den vergangenen fünf Spielzeiten wurden dem Team von Seiten des Landes Förderungen in Höhe von insgesamt etwa 620.000 Euro gewährt, was einem Durchschnitt von 125.000 Euro pro Saison entspricht. Damit zählt das Hypo-Tirol-Volleyballteam zu einem der am höchsten geförderten Sportvereine in Tirol", betont der SPÖ-Politiker.
Zudem investiere das Land Tirol heuer ein "Rekordbudget in den Spitzen- und Breitensport": "Trotz hohem Spardruck und entgegen der generellen Kürzungsvorgaben von zehn Prozent, stehen in diesem Bereich sogar zwei Millionen Euro mehr zur Verfügung als 2024".
Es gelte nun, Lösungen für die großen Herausforderungen im Spitzensport in Tirol zu finden. "Erfolgreiche Comebacks gehören mit zu den schönsten Momenten im Sport. Ich hoffe, ein solches gelingt uns am Ende des Tages auch mit Hypo Tirol", sah der Landeshauptmannstellvertreter offenbar noch Chancen auf ein da capo.
Vor einigen Jahren sogar in fremder Liga gespielt
Der in dieser Saison noch ungeschlagene Cup-Sieger ist mit zwölf österreichischen Meistertiteln und sechs Cup-Siegen der zweiterfolgreichste nationale Volleyball-Verein. Die fehlende Konkurrenz verleitete die Innsbrucker 2017 sogar zur Nutzung einer sogenannten Wildcard in der deutschen Bundesliga.
Dabei gingen die Tiroler eine Kooperation mit dem deutschen Verein TSV Unterhaching ein, um als "Hypo Tirol Alpenvolley Haching" bis 2020 in Deutschland spielen zu können. In der ersten Saison erreichte die Spielgemeinschaft sogleich das Play-off und den dritten Platz.
Auch auf europäischer Ebene gelangen Hypo Tirol einige Erfolge. Sie gewannen die Mitteleuropäische Volleyball-Liga (MEVZA) drei Mal und standen fünf weitere Male im Finale.
Auf höherer Ebene, der CEV-Champions-League, erreichten die Innsbrucker in der Saison 2009/10 die Top sechs, während sie auch einmal Rang drei im CEV-Top-Team-Cup (2003/04) erkämpften. Das Team war 1997 gegründet worden.