Vor einem Monat noch flogen die Fetzen zwischen ÖVV-Präsident Peter Kleinmann und Hypo-Tirol-Manager Hannes Kronthaler.
Nun ist vom Zwist keine Spur mehr. Der Ausstieg des Meisters aus der AVL ist beschlossen – beide Seiten haben sich mit einer Lösung arrangiert, nach der die Tiroler ihr Glück per Wild Card in Deutschland versuchen.
Eine neue Herausforderung für den stärksten Volleyball-Verein des Landes, und eine Möglichkeit für den Verbandspräsidenten, die jüngere Vergangenheit ad acta zu legen.
Denn das raue Umfeld hat sich für das prägende Funktionärsgesicht des Volleyballsports auch ohne die "Nettigkeiten" zwischen ihm und Kronthaler kaum geglättet.
Streit um die Nachfolge
Ausgerechnet im vermutlich bedeutsamsten Jahr der Sportart in Österreich – es stehen unter anderem die World-League-Premiere des Nationalteams mit einem Heimturnier in Linz und die Beachvolleyball-WM in Wien an – gibt es einen internen Kleinkrieg um die Nachfolge von Peter Kleinmann.
Trotz der Ankündigung, sein Amt zum 70. Geburtstag im September zurückzulegen, musste sich der ÖVV-Präsident zuletzt mit einem Misstrauensantrag gegen ihn herumschlagen.
Oder gerade wegen dieser Aussichten.
"Ich möchte eine Nachfolge regeln. Das habe ich gesagt. Und das war ein Fehler, denn dann ist es losgegangen", meint Kleinmann in der Retrospektive.
"Es ist ein Krieg entstanden, dem ich fassungslos gegenübergestanden bin. Da haben einige versucht, die Gunst der Stunde zu nutzen."
Ein unerwarteter Fürsprecher
Der Misstrauensantrag wurde abgewiesen, was eine Wiederholung nicht ausschließt. Dementsprechend folgt ein Appell.
"Ich möchte die Landespräsidenten ersuchen: Machen wir Schluss mit dem Krieg, arbeiten wir für Volleyball, nach der Beach-WM berufen wir eine Generalversammlung ein und ich werde nicht mehr kandidieren."
Ausgerechnet in Hannes Kronthaler hat Kleinmann dabei einen Fürsprecher gewonnen. Dabei plädierte der vor einem Monat noch für eine Ablöse des Präsidenten ("setzt diesem Trauerspiel ein Ende!").
Gute Worte für den alten Kontrahenten
"Ich stelle mich bewusst als Erster hin. In der jetzigen Situation muss man ein Timeout nehmen und den Präsidenten arbeiten lassen. Ich habe persönlich nie etwas gegen Peter Kleinmann gehabt. Beleidigt waren wir nie, wir haben das wie Männer geregelt. Bitte folgt unserem Beispiel", so Kronthaler in Richtung der Landesvertreter.
Gegenüber LAOLA1 bekräftigt der Hypo-Manager auch den Gedanken an die Zukunft: "Wenn wir Peter Kleinmann so respektlos aus dem Amt jagen, werden wir keinen Nachfolger mehr finden."
Ich habe mir den Zirkus angesehen, und dann gewusst: Wenn unser Anliegen nicht unterschrieben wird, müssen wir wieder streiten, dazu hatte ich aber keine Lust mehr."
Es braucht keinen Vertrag
Dieses Anliegen war der unabdingbare Segen des österreichischen Verbandes zu den Deutschland-Plänen des zehnfachen Meisters. Denn um an der deutschen Bundesliga teilnehmen zu können, muss Tirol formell zu einem deutschen Verein werden – der trotzdem auf österreichischem Boden spielen will.
Neben dem Ansporn, keine weiteren Gründe für Streitigkeiten aufzuwerfen, sollen als Verbandszuckerl stets genügend Nachwuchsspieler in die Truppe integriert werden, die auf diese Weise wöchentlich internationale Erfahrung sammeln können – gemeinsam.
"Es ist ein Gentlemens Agreement. Wir brauchen darüber keinen Vertrag. Wenn Hannes das sagt, weiß ich, er macht das. Und wenn ich etwas sage, weiß Hannes, ich mach das", so Kleinmann über diese (mündliche) Vereinbarung.
Die Alternative zu den kurzfristigen Übersiedelungsplänen wäre gewesen, den Profibetrieb in Tirol komplett zuzudrehen. Davon hätte keiner der Beteiligten etwas gehabt.
Denn der Plan nach der während des AVL-Finales verstrichenen Nennfrist, so Kronthaler, war: "zu sagen: Dankeschön, auf Wiedersehen."
Und was, wenn nicht?
Bleiben nur noch zwei offene Fragen: Ob die Landespräsidenten dem Friedensappell tatsächlich folgen. Und ob die Aufnahme von Hypo Tirol in der deutschen Liga gelingt.
Die Entscheidung darüber soll in der kommenden Woche fallen. Ansonsten braucht es den nächsten kurzfristigen Plan.
Peter Kleinmann hat jedenfalls immer ein offenes Ohr für seinen alten Widersacher und neuen Fürsprecher: "Wenn er gesagt hätte, ich will wieder in Österreich spielen, hätte ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt."