Österreichs 3x3-Nationalteam hat sich bei der Heim-EM in Wien bereits vor dem letzten Spiel für die jahrelange harte Arbeit belohnt: Nach dem sensationellen Sieg gegen Spanien am Samstag im Viertelfinale (21:16) folgte am Sonntag gegen Litauen die nächste Machtdemonstration (21:14). Nun steht nur mehr Serbien zwischen Österreich und der Goldmedaille.
Ausgerechnet in Wien zu solchen Höchstleistungen aufzulaufen, muss für die heimischen 3x3-Stars eine Bestätigung für den vor mittlerweile fünf Jahren eingeschlagenen Weg sein, der Österreich Mitten in die Weltspitze brachte. Immer wieder war man seitdem ganz knapp dran am "großen Wurf". Oft, etwa bei der Olympia-Quali heuer oder der WM im Vorjahr, machten ein, zwei Fehler den Unterschied.
Gereifte Truppe
Das Team, das sich den Fans vor dem Riesenrad präsentiert hat, ist aber ein anderes, ein gereifteres. Als der Druck im Viertelfinale gegen den Goldmitfavoriten Spanien mit Spielfortdauer immer mehr zunahm, verkrampften die Österreicher nicht. Mit unglaublichem Einsatz wurden die physisch imposanten Südeuropäer am Rebound in Zaum gehalten. Zeitgleich stellten Nico Kaltenbrunner und Enis Murati ihre jahrelange 3x3-Erfahrung im Angriff zur Schau und hatten in den entscheidenden Momenten stets die passende Antwort parat.
"Es war eine sehr intensive Partie. Wir haben gewusst, dass es nicht leicht wird. Wir haben es ihnen mit guter Defense sehr schwer gemacht, den Rebound dominiert. Ich bin extrem stolz auf die Leistung, wir haben sehr gut gespielt, hatten einen guten Rhythmus. Ich freue mich auf mehr", kündigte Topscorer Kaltenbrunner am Samstagabend noch an.
"Wir haben so ein gutes Team. Jeder kann treffen. Gestern war es Nico, heute ein anderer. Das macht uns so gefährlich. Es war eine tolle Teamleistung, defensiv wie offensiv. Dann haben wir auch noch dieses Publikum hinter uns. Das ist unglaublich."
Gesagt, getan. Gegen Litauen lieferten die Rotweißroten im Halbfinale eine nahezu perfekte Teamleistung, um den Finaleinzug zu fixieren. "Wir haben so ein gutes Team. Jeder kann treffen. Gestern war es Nico, heute ein anderer. Das macht uns so gefährlich. Es war eine tolle Teamleistung, defensiv wie offensiv. Dann haben wir auch noch dieses Publikum hinter uns. Das ist unglaublich", sagte ein sichtlich bewegter Toni Blazan, nachdem zumindest Silber fix war.
Vor diesem Hintergrund scheint der Schritt des Verbands, mit Kaltenbrunner ein junges Talent und mit Murati einen verdienten Routinier zur 3x3-Vollzeitprofis zu machen, goldrichtig gewesen zu sein – und das obwohl diese sicher auch am ganzen Feld Erfolge hätten feiern können. Ähnlich wie Fabio Söhnel und Blazan, die erst heuer zum Team stießen.
Dass das Finalticket ohne den derzeit vielleicht besten heimischen 3x3-Spieler, den verletzten Matthias Linortner, gelöst wurde, macht dieses Sommermärchen umso unglaublicher. Verbandsintern war nach dem gestrigen Kracher gegen Spanien jedenfalls die Rede vom "vielleicht besten 3x3-Spiel, das die Österreicher je gespielt hatten". Der Finaleinzug am Sonntag stand dem um nichts nach.
Mit einer neuerlichen Weltklasse-Performance von Kaltenbrunner und der gewohnt bissigen Defense dürfen die Österreicher jetzt sogar von Gold träumen – und zwar gegen die 3x3-Nation schlechthin: Serbien. Was sich bisher bewahrheitet hat, und zwar, dass der Heimvorteil ein echter "Gamechanger" ist, wird wohl auch im Finale der Fall sein. In dem Freiluftstadion vor dem Riesenrad fühlten sich 4.000 Fans zuletzt eher wie 10.000 an, speziell bei Österreichspielen. Eines davon gibt es am Sonntag noch. Um 19.30 Uhr geht es um Gold gegen die Serben.
Es geht dabei zudem um nicht weniger als die erste österreichische Medaille bei einem Großereignis in einer olympischen Mannschaftssportart seit 25 Jahren. 1999 holten die Damen WM-Bronze im Handball. Bei den Herren ist es überhaupt das erste Edelmetall seit 1954, als die Fußballer in der Schweiz WM-Bronze gewannen.
Rollstuhlbasketballer greifen ebenfalls nach Gold
Historisch wird es aber schon davor, denn bei der ersten 3x3-EM im Rollstuhlbasketball überhaupt, konnten sich Österreichs Männer ebenfalls für das Finale qualifizieren. In einem dramatischen Finish samt "Buzzer Beater" wurde der Einzug ins Endspiel am Samstagabend gegen die Schweiz gesichert (14:13).
Um 16.55 Uhr gegen Polen können die heimischen Rollstuhlhelden nun den Traum vom Europameistertitel wahrwerden lassen. Das Stadion wird, wie schon bei den vergangenen Partien der Rollstuhlbasketballer, ein Tollhaus sein. Der Eintritt ist, wie auch bei dem Herrenfinale danach, frei. Es gilt das "First Come, First Served"-Prinzip.