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MVP-Talk: Daniel Friedrich fordert mehr "Killermentalität"

Der mehrfache Meister und amtierende wertvollste österreichische Spieler der win2day BSL spielt mit 32 Jahren seine vielleicht stärkste Saison überhaupt.

MVP-Talk: Daniel Friedrich fordert mehr Foto: © Basketball Austria

21 Punkte, 8,5 Assists und 1,5 Steals sowie jede Menge "Clutch-Performances". Individuell spielt Gmunden-Floor-General Daniel Friedrich eine überragende Saison.

Aber auch mannschaftlich läuft es mit einer neu zusammengewürfelten Truppe rund (5 Siege, 2 Niederlagen, Tabellenplatz 3). Ehe es am heutigen Samstagabend zum Schlager im Traiskirchner Lions Dome kommt (ab 19:00 Uhr im LIVE-Ticker), stand der Point Guard LAOLA1 Rede und Antwort.

LAOLA1: Du bist zur Zeit der dominierende Spielmacher der Liga und für viele am besten Weg zum MVP-Titel. War dir klar, dass du nach den Abgängen der vergangenen Monate (u.a. Head Coach Anton Mirolybov, Benedikt Güttl zu den Lions, Toni Blazan zum 3x3-Team Vienna) noch mehr Verantwortung übernehmen musst?

Daniel Friedrich: Klar war es nicht, ich musste erst einmal abwarten, wie sich die Mannschaft zusammensetzt. Als die dann stand und sich die Philosophie unseres neuen Coaches (Thomas Crab aus Belgien, Anm.) herauskristallisierte, war es bald klar. Er hat mir von Anfang an viel Verantwortung gegeben und ein System implementiert, bei dem der Ball viel in meinen Händen ist.

LAOLA1: Wie gefällt dir diese Art von Basketball?

Friedrich: Es ist anstrengend, aber es macht auch Spaß, den Ball so viel in den Händen zu haben. Auf längere Sicht müssen wir natürlich schauen, dass wir die offensive Last auf mehrere Schultern verteilen, aber wie gesagt, ich übernehme gerne Verantwortung. Speziell in dieser Phase, wo es um jeden Sieg geht. Ich bin aber überzeugt, dass wir langfristig genug Variabilität haben. Mit Devon Cooper haben wir am Shooting Guard einen starken Scorer bekommen und mit Jakob Lohr ein großes Talent in unseren Reihen. Außerdem haben wir drei Große, mit denen wir gut aufgestellt sind.

LAOLA1: Stichwort Jakob Lohr, er hat dich unlängst im win2day-Talk als Gmundens Basketball-Gott bezeichnet. Tatsächlich scheinen dich die Fans am Traunsee zu lieben. Wie gehst du mit diesem Druck um?

Friedrich: Ich spüre nicht wirklich Druck, muss ich sagen. Ich finde es aber lustig, dass er es gesagt hat, weil es den Fans gefallen hat und sie mich immer wieder drauf ansprechen und mir sagen, dass sie mich schätzen. Das wusste ich aber auch schon davor. Es ist meine 13. Saison hier, ich lebe hier, aber empfinde das nicht als Druck. Ich konzentriere mich weiter auf meine Leistung, ich weiß, das ist den Menschen hier wichtig – speziell nach den Abgängen.

LAOLA1: Du sprichst die Abgänge an, wie schwierig war es, die neue Mannschaft zu formen?

Friedrich: Es war schon eine große Umstellung, es haben sich ja nicht nur die Spieler, sondern auch der Trainer verändert. Wir haben unter Anton Mirolybov fünf Jahre einen ähnlichen Stil und ähnliche Systeme gespielt. Danach hat es eine Zeitlang gedauert, sich umzugewöhnen, da viel automatisiert war. Zusätzlich sind neue Spieler gekommen, die ins Team integriert werden mussten und die ich mit ihren Stärken und Schwächen auf und abseits des Felds kennenlernen musste.

Thomas Crab hat bei Gmunden nach fünf Jahren Anton Mirolybov abgelöst
Foto: © Basketball Austria

LAOLA1: Bist du bisher zufrieden mit dem Saisonverlauf und was fehlt euch noch zum Meisterteam?

Friedrich: An sich kann man mit dem Saisonstart zufrieden sein. Es gab sehr viel Positives, aber nicht nur. Wir haben wiederholt zweistellig geführt, diese Führungen dann aber auch einige Male wieder leichtfertig vergeben. Abgesehen davon, dass wir zu viele Offensivrebounds und zweite und dritte Chancen zugelassen haben, war es oft eine Konzentrationssache. Da brauchen wir noch mehr die Killermentalität, dass wir nicht mit dem Fuß vom Gas gehen und konsequent unsere Offense und Defense durchziehen, egal wie es steht. Wenn wir über 40 Minuten mit Intensität und Physis spielen, ist alles möglich. Speziell in einer Liga, die sehr ausgeglichen ist und in der es meiner Meinung nach keinen klaren Favoriten gibt.

LAOLA1: Speziell offensiv läuft es größtenteils schon sehr gut. Ihr macht im Schnitt 87 Punkte. Ist das die Philosophie eures neuen Trainers?

Friedrich: Der Coach will schnell spielen, Druck in der Defense aufbauen und vorne, wenn es nicht notwendig ist, gar nicht erst ins Set-up kommen. Dass wir so viel scoren, hat mich etwas überrascht. Aber wir haben unsere Rollen schnell gefunden und mit Arvydas Gydra einen großen Spieler bekommen, der sehr gut vom Dreier trifft, was wiederum für viel Platz in der Zone sorgt.

LAOLA1: Du stehst so viel am Court wie lange nicht mehr. Wie fühlst du dich?

Friedrich: Grundsätzlich bin ich fit, auch wenn die Minuten derzeit vielleicht so hoch sind wie überhaupt noch nie. Das geht gut, solange wir ein Spiel pro Woche haben. Wenn die Doppelrunden losgehen, sollten wir die Minuten aber etwas runterbekommen. 30 bis 32 Minuten pro Spiel wären ideal, da weiß ich, das kann ich körperlich handeln. Zuletzt waren es öfter Richtung 40, aber ich bin sicher, dass das mit Fortdauer der Saison besser wird.

LAOLA1: Nächste Woche spielst du mit dem Herren-Nationalteam in der WM-Quali gegen Albanien und Armenien. Was hat dich trotz der hohen Belastung in der Liga dazu bewogen, dabei zu sein?

Friedrich: Ich habe immer gern für das Nationalteam gespielt, zuletzt aber verletzungsbedingt das eine oder andere Mal absagen müssen. Ich musste da einfach auf mich schauen und die Nationalteampausen nutzen, um mich auszukurieren. Außerdem gab es ja auch einen Umbruch und das Team wurde extrem verjüngt. Teamchef Chris O’Shea hat aber mit mir über seine Vision gesprochen in Hinblick auf die EM 2029 und dass er dazu das bestmögliche Team zusammenstellen will – selbst, wenn dann bei der EM der eine oder andere altersbedingt vielleicht nicht mehr dabei wäre. Für mich war klar, wenn ich fit bin, möchte ich gemeinsam dem Verband an einem Strang ziehen.

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