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Jakob Lohr und seine "bewusste Entscheidung"

Vom Führungs- zum Rollenspieler – und irgendwann wieder retour. Nationalspieler Jakob Lohr nahm den "step back" in Kauf, um bei den OCS Swans weiter zu reifen.

Jakob Lohr und seine Foto: © Copyright Pictorial/Michael Filippovits

Mit 18 Jahren war Jakob Lohr fixer Bestandteil der Rotation bei den Vienna Timberwolves in der win2day Basketball Superliga. Prompt folgte auch das Debüt im österreichischen Nationalteam – und er stand sogleich in der "Starting Five". Seinen Weg nach oben setzte er in den vergangenen beiden Spielzeiten in Wien fort: Knapp 30 Minuten Einsatzzeit gab es für den Forward in der abgelaufenen Kampagne. Seit dieser Saison trägt der nun 21-Jährige den Dress der OCS Swans Gmunden.

Bei der mit vielen Titeln dekorierten Basketballhochburg aus Oberösterreich machte Jakob Lohr wieder einen Schritt zurück, ordnete sich ein und unter. Er wurde wieder vom Führungs- zum Rollenspieler. "Der ‚step back‘ war immer 'part of the deal' – in allen Gesprächen. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, um an dieser Erfahrung zu wachsen. Natürlich war es eine große Umstellung: plötzlich musste ich wieder abwiegen, welchen Wurf ich nehme, welchen nicht. Das war anfangs nicht einfach – aber mittlerweile habe ich meine Rolle im Team gefunden und weiß, dass es für meine Entwicklung die richtige Entscheidung war", sagt der gebürtige Niederösterreicher.

Für die Timberwolves legte Jakob Lohr in der Saison 22/23 im Schnitt 12,8 Punkte und 4,2 Rebounds auf.
Foto: © Pictorial/M.Proell

Das Basketballspielen erlernte er in Bruck an der Leitha, dann ging es im U14-Alter zu den Vienna Timberwolves und eben jüngst nach Gmunden. "Bei den Swans zu spielen, war immer schon ein Ziel von mir. Seit Jahren setzt der Verein konsequent auf österreichische Spieler, gibt ihnen Verantwortung und auch die notwendige Zeit, zu reifen. Das war mit ein Grund, warum ich diesen Schritt in meiner Karriere gesetzt hab", so der 21-Jährige.

Die Überlegung, ins Ausland zu wechseln, habe es auch gegeben, "aber es hat sich nicht wirklich etwas aufgetan, wo ich gesagt hätte: Das muss ich unbedingt machen. Auch Thomas Klepeisz wagte erst später den Schritt in eine höhere Liga – und ist mittlerweile eine fixe Größe in der deutschen Basketball Bundesliga." Klepeisz ist aktuell Kapitän in Ulm und gewann in der Vorsaison die Meisterschaft.

An der Seite seiner Kindheitsidole

In Gmunden spielt Lohr zusammen mit Daniel Friedrich, Benedikt Güttl und Toni Blazan – alle drei waren seine "Kindheitsidole". Von ihnen schaut sich der Forward viel ab: "Ihre Einstellung ist gewaltig. Sie haben Führungsqualität, eine Präsenz auf und abseits des Courts. Sie gehen immer mit gutem Beispiel voran. Das, was sie von ihren Mitspielern fordern, leben sie zu 100 Prozent auch vor."

Ihn beeindrucke auch, wie die drei Athleten "ihre Rolle im Team einnehmen und erfüllen. Für ein funktionierendes Team ist das Wissen und Ausführen seiner eigenen Rolle das Wichtigste – nur so können wir als Mannschaft erfolgreich sein." Und das sind die Swans auch: Vor den beiden ausstehenden Runden im Grunddurchgang der win2day Basketball Superliga kann der sechsfache Champion nicht mehr aus den Top-2 verdrängt werden.

"Mein Zimmer war voll mit Postern von ihm und ich hatte eine lebensgroße Pappfigur."

Jakob Lohr

Kobe Bryant, der 2020 bei einem Hubschraubabsturz verunglückte NBA-Star, ist Lohrs großes Vorbild – "Auch, weil wir beide am selben Tag Geburtstag haben." (Anm.: 23. August) Ihm habe er immer nachgeeifert. "Seine Einstellung – die ‚Mamba Mentality‘ – hat mich am Meisten beeindruckt. Aber auch seine smoothen Bewegungsabläufe, so geschmeidig und elegant – das fasziniert mich", schwärmt der 21-Jährige.

Alle diese Einflüsse will der Niederösterreicher nutzen, um sein Ziel zu erreichen: "Ich will immer die beste Version von mir sein, die ich sein kann." Für heuer stellt er aber auch die Titelverteidigung mit Gmunden in den Fokus, irgendwann sei für ihn auch ein Auslandsengagement "eine coole Sache".

Nichtberücksichtigung als zusätzlicher Ansporn

Der Auftakt des Österreichischen Nationalteams in die Pre-Qualifier-Phase für den FIBA World Cup 2027 wird ohne Jakob Lohr stattfinden. Er wurde von Head Coach Chris O’Shea für das bevorstehende Heimspiel am 22. Februar um 19.15 Uhr im Hallmann Dome (Wien) gegen Armenien nicht berücksichtigt. "Natürlich bin ich enttäuscht. Aber solche Momente und Phasen gehören einfach dazu. Ich stecke meinen Kopf nicht in den Sand, werde weiter an mir arbeiten – und bin davon überzeugt, dass ich meine Chance wieder bekommen werde."

Dass Jakob Lohr Nationalteam kann, hat er eindrucksvoll bewiesen: Unter Raoul Korner wurde er 2021 erstmals in die rot-weiß-rote Auswahl einberufen. Als 18-Jähriger debütierte Lohr in einem Testspiel gegen Rumänien, auch wenig später in seinem ersten Pflichtspiel stand er in der "Starting Five". "Ich war damals von der Nominierung schon sehr überrascht. Dass ich dann auch noch starten durfte, war irgendwie unvorstellbar. Das Ganze ist aber so schnell passiert, dass ich kaum Zeit zum Nachdenken hatte", erinnert sich der 1.97m große Athlet.

"Es war eine der coolsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben machen durfte."

Jakob Lohr

Ob er nervös war? Ja, war er. "Ich habe versucht, nicht an das ganze Spiel zu denken – nur von Possession zu Possession. Das war schwierig. Aber dann ist Valentin Bauer auf mich zugekommen, irgendwie hat er gespürt, dass ich nervös war. Er hat dann gemeint: Schau, dass du früh im Spiel eine gute Aktion hast. Dann hörst du auf zu denken und spielst einfach. Das habe ich dann auch gemacht. Ich habe früh einen wichtigen Offensivrebound geholt und ab diesem Moment war im 'Flow' und konnte meine ganze Aufregung ablegen."

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