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Ein Europameister hat Janis Tomaschek die "Rutsche gelegt"

Janis Tomaschek hat in St. Pölten eine neue Rolle. Der 23-Jährige über seinen minutenreichen BSL-Auftakt, den 3x3 World Tour-Traum und das "Hallen-Hopping".

Ein Europameister hat Janis Tomaschek die Foto: © GEPA

Vergangenen Sommer schlug Janis Tomaschek beim SKN St. Pölten Basketball auf. Empfohlen wurde der damals 21-Jährige von Nico Kaltenbrunner. Die beiden kannten einander vom 3x3, spielten in der U23-Klasse mehrere Turniere miteinander. "Nico hat mir damals die Rutsche gelegt", erinnert sich Tomaschek. "Er hat den Kontakt zu den Verantwortlichen in St. Pölten hergestellt – und dann war ich von Konzept und Idee begeistert und schloss mich dem Verein an."

Der Forward kam damals aus Spanien retour, wohin es ihn 2022 verschlagen hatte, nachdem er für die Vienna Timberwolves davor bereits zehn Spiele in der win2day Basketball Superliga bestritten hatte und für deren Farmteam Deutsch Wagram aufgelaufen war.

Unión Linense in der vierten Leistungsstufe war seine erste Station, ehe er eine weitere Saison im Land des mehrfachen Welt- und Europameisters anhängte. Er signierte bei Club Bàsquet Alpicat, erhielt dort auch einen Kurzeinsatz bei Kooperationsklub Força Lleida in der zweiten spanischen Liga. "In Lleida habe ich mein bisher absolutes Karriere-Highlight erleben dürfen. Eine Begegnung in der zweithöchsten Spielklasse Spaniens zu bestreiten, war immer schon ein großer Traum von mir. Ich bin sehr dankbar, dass er bereits in Erfüllung gegangen ist. Die Atmosphäre, das Gefühl – einfach unglaublich."

"Es war kein Schritt zurück, eher ein Schritt in die Zukunft"

Janis Tomaschek

Hinter der Rückkehr von der iberischen Halbinsel steckte ein Wunsch: Tomaschek wollte mehr Spielzeit. Die hat er in St. Pölten dann auch bekommen. Knapp 15 Minuten waren es durchschnittlich in seiner ersten Saison – und heuer waren es im ersten Saisonspiel gleich deren 36.

Überrascht, ob der vielen Einsatzzeit, war der 23-Jährige, der zur knappen 76:83-Niederlage in Gmunden 17 Punkte beisteuerte, nicht: "Unser Trainer Ioannis Tsirogiannis hat mir schon zu Beginn der Pre-Season gesagt, dass ich eine größere Rolle bekommen werde. Ich habe dann schon in den Vorbereitungsspielen sehr viele Minuten erhalten und konnte mich darauf einstellen. Dass es dann so viele waren, war auch dem Spielverlauf geschuldet. Aber mein Coach bringt mir unglaublich viel Vertrauen entgegen und dafür bin ich sehr dankbar – und hoffe, dieses Vertrauen die ganze Saison über mit Leistung zurückzahlen zu können."

Das neue Team mache "unglaublich viel Spaß", alle seien "top motiviert und hungrig". Tomaschek führt das auf den jungen Kader zurück, bis auf Richard Williams und Roman Jagsch ist kein Spieler älter als 25. "Wir genießen jede Sekunde miteinander, das merkt man bereits am Teamplay, auch wenn es der Score noch nicht widerspiegelt. Aber im Training erkennt man bereits, dass wir variabel, ausgewogen sind und jeder seine 'time to shine' haben kann."

Motivation durch Defensive

"Der Wurf ist meine Stärke", sagt Tomaschek, der in der Vergangenheit bei den Timberwolves auch immer mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Gegen Gmunden waren es etwa beachtliche vier von neun von jenseits der Dreipunktelinie. Motivation schöpft der ehemalige Spanienlegionär aber aus seinen defensiven Aufgaben: "Mein ganz klares persönliches Ziel für diese Saison war und ist die Verbesserung meiner defensiven 'Skills'. Das ist mir auch schon gut gelungen: in der Vorbereitung und auch gegen Gmunden war ich jeweils auf einen potentiellen Top-Scorer angesetzt. Solche Spieler zu verteidigen, ihnen das Leben am Court schwer zu machen – das motiviert mich."

Auch Tomascheks defensive Rolle wurde größer.
Foto: © Pictorial/J. Kienesberger

"Ich bin total verliebt in diesen Sport"

Die Liebe zum Basketball ist bei Tomaschek groß, egal ob 5x5 oder 3x3. Am Half-Court fühlt er sich genauso wohl, bestritt diesen Sommer etwa auch die Austria Tour. Für die Zukunft hat der 1,97 Meter große Forward aber ambitioniertere Pläne: "Wir wollen für nächsten Sommer ein zweites österreichisches Team aufbauen, das irgendwann mal auf der 3x3 World Tour spielen kann. Die Off-Season in der win2day Basketball Superliga wollen wir nutzen, um an ein paar Challenger-Turnieren teilzunehmen. Das macht unglaublich viel Spaß – ich bin total verliebt in diesen Sport."

"Hallen-Hopping" mit St. Pölten

Das Sportzentrum Niederösterreich ist in Folge der Hochwasserschäden weiterhin nicht bespielbar. Für Janis Tomaschek und den SKN St. Pölten Basketball geht das "Hallen-Hopping" damit in die Verlängerung. Die Landwirtschaftliche Fachschule in Pyhra, eine Sporthalle in Melk sind St. Pöltens Ausweichquartiere am Vormittag, abends wird in zwei Schulen in St. Pölten trainiert. Die BSL-Spiele sollen ab November in Herzogenburg ausgetragen werden.

"Unsere Situation ist nicht einfach, aber wir haben keine andere Wahl. Wir müssen jetzt flexibel sein und das Beste aus dieser Situation machen. Um in Herzogenburg spielen zu können, braucht es einen temporären Parkettbelag, der aktuelle Plastikboden wäre viel zu gefährlich. Ich weiß, dass alle im Verein und der Liga an einer vernünftigen Lösung arbeiten und ich bin zuversichtlich, dass wir einerseits rasch eine Ersatzheimhalle bekommen werden und andererseits bald wieder unsere Heimspiele in St. Pölten austragen können. Wir müssen so schnell wie möglich zurück – für unsere Fans, Sponsoren und die Stadt."

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