Die Steirer, die insgesamt sieben Meisterschaften gewinnen konnten, haben seit 1996 immer zumindest eine Playoff-Serie bestritten.
20-mal waren die "Bulls" vor Beginn der Postseason ein Top-3-Seed. In den letzten Jahren ging die beeindruckende Regular-Season-Performance aber stark zurück: 2022 gingen die Bulls als Sechster ins Playoff, seit 2023 – und bis heuer – reichte es in der Obersteiermark nur zu Rang acht.
Vergeigt in der letzten Possession
Das Erreichen der Top-6 war – trotz Trainer- und Spielerwechsel bzw. -Ergänzung früh dahin, zu viele knappe Spiele gingen verloren.
"Entscheidend waren heuer zehn Partien, die wir mit einem Gesamtscore von minus 21 Punkten verloren haben. Sechs davon haben wir in der letzten Possession gegen Top-4-Teams schlichtweg vergeigt. Dafür haben wir mit der Qualifikationsrunde unsere Rechnungen bezahlt", analysiert Michael Schrittwieser, General Manager, (mittlerweile wieder) Teil des Coaching Staffs und Mastermind, trocken.

Die acht Spiele in der QR hat Kapfenberg fast makellos absolviert, eine Niederlage gab es gegen Eisenstadt.
"Wir haben eine klar bessere Tendenz, aber superglücklich bin ich noch immer nicht", meint Kapfenbergs Mastermind. Es fehle nach wie vor an der Qualität einer Spielvorbereitung und Ausführung derer auf dem Spielfeld.
"Davon sind wir noch zu weit weg. Um eine Playoff-Serie zu gewinnen, braucht es neben Physis und Intensität eine taktische Disziplin."
Ruhe und Sicherheit statt direkten Input
Seit Anfang Februar nimmt Schrittwieser auch wieder auf der Betreuerbank Platz - aber ohne direkten Input für die Mannschaft.
"Meine Präsenz auf der Bank soll in erster Linie Ruhe und Sicherheit geben und allen am Spiel beteiligten Personen zeigen, dass mit uns schon auch gerechnet werden muss. Und ich versuche, den sehr jungen, unerfahrenen, aber talentierten Trainerstab zu führen und meine über 30-jährige Erfahrung weiterzugeben", stellt der 57-Jährige klar.
Aber: ein Strategiemeeting mit den Coaches hat es im Vorfeld der Serie gegen Oberwart gegeben. "Früher, als ich noch Trainer war, habe ich meine Gegner in der Vorbereitung ins kleinste Detail zerlegt, jetzt beobachte ich vieles aus der Ferne. Ich hätte aber eine Strategie - ob sie wirken kann, weiß ich nicht", so Schrittwieser.
Über die Stärken Oberwarts weiß der ehemalige österreichische Nationalteamtrainer aber bestens Bescheid: "Oberwart hat einen überragenden Robert Allen und Sebastian Käferle, der sehr viel Erfahrung mitbringt und - wenn es notwendig ist - dann auch das gesamte Team unter Kontrolle hat. Und bei den Gunners sind die Rollen, vor allem jene der Österreich, klar verteilt. Dadurch haben sie in ihrer Performance Konstanz und profitieren davon ungemein."
Mit der Nachverpflichtung von Lautaro Lopez hat Kapfenberg wieder jenen Weg beschritten, der für Schrittwieser essenziell ist, um eine Meisterschaft zu gewinnen: "Ich bin davon überzeugt, dass du nur mit einem europäisch geprägten Pointguard erfolgreich sein kannst. Da braucht man nur auf die letzten Titelträger schauen, die mit Käferle, Friedrich oder Vujosevic eben solche Spielmacher hatten."
"Wir haben diesen Weg - und da habe ich mich zu sehr beeinflussen lassen - verlassen, erst seit ein paar Monaten beginnen wir wieder an diesem Erfolgskonstrukt zu bauen", erklärt der Steirer.

Lopez hat gegen die Gunners noch kein Spiel bestritten, auch Kapfenbergs zweites Add-On Andrew Jones fehlte in den bisherigen Begegnungen. Das Duell mit den Gunners macht Schrittwieser aber nicht an den Einzelakteuren fest: "Die Mannschaft, die weniger Fehler macht, gewinnt die Serie."
Und Schrittwieser warf noch ein: "Der Druck liegt bei Oberwart und den wollen wir mit einem Sieg in den ersten zwei, drei Spielen erhöhen – und dann schauen wir, was passiert."