Spätestens seit Beginn der 2000er sind die Kapfenberg Bulls auf Österreichs Basketball-Landkarte nicht mehr wegzudenken: Zwischen 2001 und 2004 ging der Meistertitel viermal in die Steiermark – die damals noch als „Bears“ bekannten „Bulls“ waren der erste Titelträger, der nicht aus Wien oder Niederösterreich kam.
Der Wunsch nach einem internationalen Vergleich war bei den Verantwortlichen in Kapfenberg immer groß: Schon in der Saison 1994/95 nahmen die Steirer erstmals am Korać-Cup teil, maßen sich dort insgesamt achtmal mit europäischen Top-Teams. Bis 2006 spielte der aktuell Neunte der win2day Basketball Superliga dann regelmäßig im ULEB Cup, in der FIBA EuroCup Challenge und der Central European Basketball League.
Einmal knapp dran
In der CEBL waren die Kapfenberg Bulls 2008/09 das erste Mal knapp dran, ihren ersten internationalen Titel zu feiern: Nachdem die Steirer die Gruppenphase mit sechs Siegen ungeschlagen überstanden hatten, unterlagen sie im Halbfinale dem späteren Gewinner Albacomp Fehérvár aus Ungarn. Das Spiel um Rang drei gegen Nový Jičín (CZE) gewannen die Österreicher mit 74:67 und fixierten damit Rang drei – und feierten ihren bislang größten internationalen Erfolg.
Daheim zum Titel
Am Dienstag und Mittwoch haben die OCS Capital Bulls nun wieder die Chance, einen europäischen Bewerb zu gewinnen: Sie stehen im Alpe Adria Cup Innofreight Final Four – und dürfen das finale Kräftemessen der besten vier Teams dieser Competition auch veranstalten. „Wir sind happy, dass wir den Einzug ins Innofreight Final Four geschafft haben – und es freut uns ganz besonders, dass die Verantwortlichen vom Alpe Adria Cup unsere Organisation mit der Ausrichtung der beiden Finaltage betraut haben. Unser Ziel ist es, den ersten internationalen Titel der Klubgeschichte zu gewinnen. Das wird herausfordernd, denn auch die gegnerischen Teams sind gut besetzt“, sagt Bulls-General Manager Michael Schrittwieser.
"Wir haben immer die richtige Einstellung behalten!"
Die OCS Capital Bulls haben sich als Gruppenzweiter in Pool A für die Top-4 qualifiziert. Mit vier Siegen und vier Niederlagen holte die Mannschaft rund um AAC-Top-Scorer Rudi Williams (23,8 ppg) die gleiche Anzahl an Punkten wie Sluneta Usti, schnappte sich aber im direkten Vergleich mit den Tschechen den Aufstieg.
„Die Reise zum Final Four war nicht einfach für uns. Viele Verletzungen, aber wir haben immer die richtige Einstellung behalten und die Bulls als Meisterschafts-Organisation repräsentiert. Wir haben sehr hart gearbeitet und verdienen es zu 100% in diesem Final Four zu sein“, weiß Head Coach Antonio Herrera – und Kapfenberg weiß auch, dass es heuer mit einer vollzähligen Mannschaft noch kein Spiel verloren hat. Jüngst, in der Liga, fehlten Johnny McCants und Christian Rodriguez – für beide sollte aber auch das Final Four noch zu früh kommen.
Timisoara als erste Hürde
Die erste Hürde am Weg zum ersten internationalen Titel in der Vereinsgeschichte ist am Dienstag um 19.30 Uhr CS SCM Timisoara: Der rumänische Vertreter zog mit einer Bilanz von acht Siegen und zwei Niederlagen als Sieger der Gruppe B ins Final Four ein. 89,8 Punkte machten die Rumänen im Schnitt pro Spiel – deren Stärke liegt damit auf der Hand: „Timisoara hat die Favoritenrolle. Sie sind in der Gruppenphase sehr gut aufgetreten und spielen eine sehr starke Offense. Wir müssen uns konzentrieren und auf die Details achten, um mit ihnen zu konkurrieren“, so Herrera.
Im zweiten Halbfinale stehen einander MKS Dabrowa Gornicza (POL) und BK Redstone Olmoucko (CZE) gegenüber. Alle Spiele vom Alpe Adria Cup Innofreight Final Four werden live auf Youtube übertragen.
“Für uns ist es auch ein Business-Event“
Für das Kapfenberg-Mastermind Michael Schrittwieser hat die Ausrichtung des Finalturniers aber auch einen wirtschaftlichen Stellenwert und sei ein „Business-Event, um unseren Sport zu kapitalisieren“. Nur dadurch bekomme man „mehr Geld in den Sport, um daraus Spielern und Trainern langfristig perfekte Voraussetzung bieten zu können, Basketball auf diesem Level zu spielen.“
Jede Teilnahme an einem internationalen Vergleich schafft laut dem 56-Jährigen „einen Mehrwert – auf und neben dem Parkett. Man ist als Organisation permanent gefordert. Du musst viele Dinge einhalten, die man dann auch im Liga-Alltag anwenden kann. Es ist eine große Herausforderung, aber auch eine tolle Entwicklungs- und Lernmöglichkeit“. Für Schrittwieser, er führte die Bulls zu insgesamt fünf Meistertiteln, ist der Alpe Adria Cup ein Zwischenzielt: „Der Bewerb ist ein interessantes Level für österreichische Teams – unser Anspruch ist es aber, mittelfristig in den FIBA Europe Cup zu kommen. Das ist eine Herausforderung. Aber wir sind nicht so weit weg, wie wir glauben. Mit viel Aufwand, Leidenschaft und Know-how kann man auch als österreichisches Team international reüssieren.“