2014 wechselte Sebastian Käferle von den Traiskirchen Lions zu den Gunners Oberwart. Es folgten die Auszeichnung zum "Rookie of the Year", ein Meistertitel, zwei Cup-Pokale und das Nationalteam-Debüt. Zehn Jahre später hat der Spielmacher erneut die Chance, sich mit seinen Gunners zum Meister zu krönen. Dazu müssen am heutigen Mittwoch in Spiel 5 der Halbfinalserie aber ausgerechnet die Lions besiegt werden.
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Wir haben bei dem Point Guard nachgefragt, worauf es heute ankommen wird und was ein erneuter Finaleinzug für ihn bedeuten würde.
LAOLA1: Viele hatten euch diese Saison schon abgeschrieben, ihr musstet den Weg durch die Qualifizierungsrunde nehmen, um überhaupt die Playoffs zu erreichen. Jetzt steht ihr einen Sieg vor dem Finale. Was ist der Unterschied zu den ersten Saisonmonaten und wann ist euch der Knopf aufgegangen?
Käferle: Am Anfang der Saison haben uns die Verletzungen sehr wehgetan, weil wir die letzten Jahre immer eine Mannschaft waren, die das Training gebraucht hat und wenn zwei, drei wichtige Spieler über einen längeren Zeitraum ausfallen, ist es enorm schwer zu trainieren und die Sachen, die wichtig sind in unserer Philosophie, zu verbessern. Das hat uns sehr zurückgeworfen. Die Niederlage Anfang Jänner gegen Eisenstadt auswärts war dann sehr bitter und in dem Moment hat uns jeder abgeschrieben für diese Saison. Wir hatten auch danach sicher noch ein Monat mit Ausfällen und Verletzungen zu kämpfen, aber als wir dann wussten, wir müssen durch die Qualifizierungsrunde gehen, um die Playoffs zu erreichen, haben wir als Mannschaft nur mehr von Spiel zu Spiel gedacht. Wir wollten einfach immer das nächste Spiel gewinnen und haben gar nicht an die Playoffs gedacht. Jetzt sind die Wiener dran, dann kommen die Fürstenfelder und wir konzentrieren uns auf sie, das war unser "Mindset". Das hat für uns sehr gut funktioniert.
LAOLA1: Was genau ist die Gunners-Philosophie?
Käferle: Wir verteidigen als Team und wir spielen als Team Offense. Wenn man sich unsere Statistiken anschaut, gibt es nicht einen Spieler, der da so richtig raussticht wie in manch anderen Teams. Oder wenn man sich die anderen Halbfinal-Teams anschaut, gibt es meistens ein oder zwei Spieler, die mit 18 oder 20 Punkten im Schnitt herausstechen. Das findet man bei uns nicht, wir haben mehrere Spieler, die so bei zehn bis 15 Punkten liegen. In der Offense gibt uns das mehr Variabilität, da man sich nicht auf einen fokussieren kann.
LAOLA1: Wie schaffst du es als Kapitän und Spielmacher, dass du das Kollektiv so zusammenhältst und sich niemand über zu wenige Würfe beschwert?
Käferle: Ich werde oft nach Matches gefragt, was los war, wenn ich einmal weniger Punkte mache oder mir wird gratuliert, wenn ich mal mehr mache. Aber ich sage immer dasselbe: Ich versuche der Mannschaft Stabilität zu geben und das, was sie gerade braucht. Wenn es jetzt ein Match ist, wo wir nur Struktur und mich als Point Guard brauchen, der das Spiel leitet, dann werde ich das machen. Wenn man mich als Scorer braucht, werde ich versuchen, Punkte zu liefern. Ich fühle mich wohl in der Rolle, ich bin gern für die Mannschaft da und gebe ihr das, was sie in dem Moment braucht.
LAOLA1: 2015/16 hast du als Gunner schon einmal den Titel geholt. Macht es dich stolz, dass du nach all den Jahren immer noch beim selben Klub bist und um die Meisterschaften mitspielst?
Käferle: Natürlich ist es schön, wenn ich an die Entwicklung seit 2015/16 zurückdenke – wie sich das Leben verändert hat und dass man immer noch gesund ist und Basketball spielen darf und kann, ist natürlich was Schönes. Im Jänner waren wir abgeschrieben, allein, dass wir uns jetzt ins Halbfinale vorgekämpft haben – über Gmunden drüber –, hat schon enorm viel Spaß gemacht und macht einen als Kapitän und Mannschaft stolz. Jetzt wollen wir natürlich den nächsten Schritt ins Finale machen.
LAOLA1: Nach eurer 2:0-Führung zu Beginn der Serie haben die Lions ausgeglichen und euch zuletzt vor allem am Rebound kontrolliert. Wart ihr euch nach dem 2:0 zu sicher?
Käferle: In Spiel drei haben wir taktisch ein paar Sachen ausprobiert, die sind in die Hose gegangen. Das hat uns vielleicht etwas das Selbstvertrauen genommen. Aber in Spiel vier haben wir wieder Schritte in die richtige Richtung gemacht, auch wenn wir am Rebound immer noch den Schritt zu langsam waren. Das haben sie sehr gut ausgenutzt. Aber zu überheblich waren wir nicht, das müssen wir uns nicht vorwerfen. Wir haben Fehler gemacht, aber das war jetzt eben so. Jetzt muss sich einfach jeder selbst an der Nase nehmen, den Gegner ausboxen und fighten.
LAOLA1: Die Lions haben jetzt aber das "Momentum" auf ihrer Seite und spielen Spiel 5 daheim. Wie kommt man da noch einmal zurück?
Käferle: Mit genau derselben Einstellung wie in der Qualifizierungsrunde. Wir dürfen nicht zurückdenken an die zwei Spiele, das hilft jetzt auch nichts mehr. Es wartet jetzt noch ein Spiel, das müssen wir gewinnen. In der Qualifizierungsrunde mussten wir auch jede Partie gewinnen, um die Playoff-Chance am Leben zu erhalten. Jetzt geht es eben ums Finale. Und genauso werden wir da heute reingehen. Vielleicht ist es auch genau dieser Druck, den wir brauchen. Wir wissen, wir müssen gewinnen oder es ist vorbei. Wir sind jedenfalls gut vorbereitet, haben gut trainiert, Video geschaut, wir sind "ready" und haben einen Plan. Wenn wir den umsetzen, werden wir unsere Chance bekommen und diese auch umsetzen.
LAOLA1: Vorausgesetzt ihr schafft es ins Finale – wen hättest du dort lieber als Gegner?
Käferle: Ganz egal. Klosterneuburg hat eine unglaubliche Saison gespielt. Mit ihren drei oder vier Legionären haben sie enorm gute Einzelspieler, die hätten es sich auf jeden Fall verdient. Aber auch Graz hat eine sehr gute Saison gespielt, die spielen mit ihren sechs Legionären einen sehr guten Basketball, der zu ihnen passt. Auch sie hätten es sich verdient, aber wenn wir es ins Finale schaffen, werden wir weiter vor allem auf uns schauen. So sind wir bisher am besten gefahren und so werden wir das auch machen, wenn wir morgen den Sieg einfahren.